Diana setzte den Blinker. Laut Navi war dies die letzte Kreuzung, bevor sie in ihrem neuen Zuhause ankommen würde. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie jemals in ihrem Leben so aufgeregt gewesen war. Ihre Erinnerungen an Gut Strentel waren nur noch schemenhaft, da sie das letzte Mal im Alter von vierzehn Jahren dort gewesen war. An die Erscheinung von Großtante Leonida, die damals das imposante Herrenhaus bewohnt hatte, konnte sie sich dagegen noch sehr gut erinnern. Dreimal im Jahr war Diana jeweils mit ihrer Mutter nach Gut Strentel gefahren, um der seltsamen alten Tante ein paar Tage Gesellschaft zu leisten: Nach den Osterfeiertagen für drei Tage, nach Weihnachten für drei Tage und zum Geburtstag der Großtante für drei Tage. Diana hatte nie das Gefühl gehabt, hier besonders willkommen zu sein, aber ihre Mutter hatte auf die Besuche bestanden, weil es der Anstand verlange, sich um Familienangehörige zu kümmern und seien sie auch noch so verschroben. Da Leonida nie eine eigene Familie gehabt hatte, sah sich Dianas Mutter in der Pflicht, die Feiertagsbesuche zu übernehmen. Und Diana hatte sie gezwungenermaßen immer dabei begleitet. Als Kind hatte sie sich keine größeren Gedanken über die Bindung zwischen ihrer Mutter und deren Tante gemacht. Doch als sie älter geworden war, hatte sie ihre ganz eigenen Überlegungen angestellt. Insgeheim vermutete sie längst, dass ihre Mutter so sehr an Großtante Leonida gehangen hatte, weil diese die einzige Verbindung zu ihrer eigenen Mutter darstellte: Friederike. Dianas Großmutter, war bereits mit 22 Jahren im Kindbett gestorben und so hatte Dianas Mutter