: Gert Rothberg
: Ein blindes Kind entdeckt die Welt Sophienlust Extra 117 - Familienroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783989363335
: Sophienlust Extra
: 1
: CHF 2.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie ist Denise überall im Einsatz. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Doch auf Denise ist Verlass. In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg. Schwester Regine kam mit dem Wagen Denise von Schoeneckers aus Maibach zurück. Neben ihr saß der achtjährige Henrik. Er hatte ein Tuch um die Ohren gebunden und drückte auch noch die Hand fest auf das linke Ohr. »Hast du so große Schmerzen?«, fragte Schwester Regine mitfühlend. »Ja«, bekannte Henrik. Das wehleidige Gesicht stand dem sonst so übermütigen und immer vergnügten Jungen nicht gut. »Wozu waren wir beim Ohrenarzt, wenn die Schmerzen nicht aufhören? Sicher wäre es besser gewesen, Frau Dr. Frey hätte mich weiterbehandelt.« »Aber gerade Frau Dr. Frey wollte, dass wir mit dir zum Spezialarzt gehen. Das ist doch nur fürsorglich von ihr. Sie wollte eben wissen, ob du nicht etwas Schlimmeres hast als nur eine leichte Mittelohrentzündung. Jetzt können wir beruhigt sein. In wenigen Tagen wirst du keine Schmerzen mehr haben und auch nichts zurückbehalten.« »Warum kriegt man so, dummes Zeug, Schwester Regine? Ich habe doch noch nie Mittelohrentzündung gehabt.« »Du wirst eben in starke Zugluft gekommen sein.

Der Name Gert Rothberg steht für Spitzenqualität im Bereich des guten Unterhaltungsromans. Die Schriftstellerin Gert Rothberg hat dem Liebes- und dem Schicksalsroman ihren unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Sie schildert zu Herzen gehende, dramatische Handlungspassagen meisterhaft und zieht ihre Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann. Die Lektüre ihrer Romane ist ein einzigartiges Erlebnis. Nach zahlreichen Verwicklungen versteht es Gert Rothberg, ein brillantes, überzeugendes Happy End zu gestalten.

Schwester Regine kam mit dem Wagen Denise von Schoeneckers aus Maibach zurück. Neben ihr saß der achtjährige Henrik. Er hatte ein Tuch um die Ohren gebunden und drückte auch noch die Hand fest auf das linke Ohr.

»Hast du so große Schmerzen?«, fragte Schwester Regine mitfühlend.

»Ja«, bekannte Henrik. Das wehleidige Gesicht stand dem sonst so übermütigen und immer vergnügten Jungen nicht gut.

»Wozu waren wir beim Ohrenarzt, wenn die Schmerzen nicht aufhören? Sicher wäre es besser gewesen, Frau Dr. Frey hätte mich weiterbehandelt.«

»Aber gerade Frau Dr. Frey wollte, dass wir mit dir zum Spezialarzt gehen. Das ist doch nur fürsorglich von ihr. Sie wollte eben wissen, ob du nicht etwas Schlimmeres hast als nur eine leichte Mittelohrentzündung. Jetzt können wir beruhigt sein. In wenigen Tagen wirst du keine Schmerzen mehr haben und auch nichts zurückbehalten.«

»Warum kriegt man so, dummes Zeug, Schwester Regine? Ich habe doch noch nie Mittelohrentzündung gehabt.«

»Du wirst eben in starke Zugluft gekommen sein. Da passiert so etwas schnell. Es gibt nur wenige Kinder, die niemals Kummer mit den Ohren bekommen.«

»Da hätte ich mir aber lieber das Bein gebrochen«, sagte Henrik mit ernsthaftem Gesicht.

Schwester Regine schüttelte den Kopf. »Manchmal redest du ganz dummes Zeug, Henrik. Wenn du dir das Bein gebrochen hättest, müsstest du wochenlang einen Gipsverband tragen.«

»Aber das wäre doch viel besser, als dieses alberne Tuch tragen zu müssen.« Henrik machte jetzt ein sehr entrüstetes Gesicht. »Mutti ist aber auch zu komisch. Sie hat mir das Tuch umgebunden. Da lachen mich doch alle aus. Ich habe gesehen, wie Peggy und Heidi gekichert haben.«

»Das darfst du ihnen nicht übel nehmen, Henrik. Du machst dich auch oft über sie lustig oder fängst Streit mit den Mädchen an.«

»Aber über ein Gipsbein würden sie nicht kichern. Vielleicht würden sie mich beneiden – genau wie die Kinder in der Schule.«

Jetzt lachte Schwester Regine laut. »Du willst angeben. Ich kenne dich doch. Aber lass es gut sein. Es würde dir auch nur in den ersten Tagen Spaß machen, das Gipsbein herzuzeigen. Dann würde es dir bald zu schwer werden, und du würdest sehr schlechte Laune bekommen, wenn du nicht mit den anderen durch den Park toben könntest. Das Tuch um die Ohren wirst du bald los sein, und zum Ohrenarzt brauchen wir auch nicht mehr zu fahren. Jetzt wird dich wieder Frau Dr. Frey behandeln.«

Henrik wurde jetzt abgelenkt. Er drückte das Gesicht an das Wagenfenster und sah zu einer großen Baustelle, die am Stadtrand lag, wo sie jetzt angekommen waren. »Das gibt ein tolles Haus«, sagte er und begann die Stockwerke zu zählen. »Gibt das schon ein Hochhaus, Schwester Regine?«, fragte er. »Fünf Stockwerke …« Er brach ab. Dann stieß er einen so lauten Schrei aus, dass Schwester Regine zusammenzuckte.

Unwillig sagte sie: »Jetzt bin ich aber erschrocken.«

»Ein Mann ist vom Gerüst gestürzt. Ich habe es gesehen!« Henrik war ganz blass geworden. »Halten Sie, Schwester Regine.«

»Aus Neugierde? Nein, Henrik, davon hat niemand etwas.« Schwester Regine fuhr jedoch langsamer. »Hast du wirklich gesehen, dass jemand vom Gerüst gestürzt ist?«

»Ja, ganz genau habe ich es gesehen. Fahren Sie doch zurück, Schwester Regine. Vielleicht braucht der Mann Hilfe. Ich konnte nicht sehen, ob unten jemand stand.«

Schwester Regine ließ sich zum Umkehren bewegen. Sie wendete den Wagen in einer Seitenstraße und ging etwas ängstlich zu der Baustelle.

Dort stand schon ein Pulk von Menschen. Die meisten waren Bauarbeiter. Den Verletzten konnte man nicht sehen.

»Es ist vielleicht noch gar kein Arzt dort«, sagte Henrik. »Sie sind doch auch Krankenschwester.«

»Ja, du hast recht, wir werden aussteigen.« Jetzt hatte es Schwester Regine eilig, einen Platz für den Wagen zu finden. »Willst du nicht lieber hier auf mich warten?«, fragte sie, als sie ausstieg.

»Nein, ich komme mit.« Henrik sprang schon aus dem Wagen.

Schwester Regine nahm den Jungen an die Hand. Ganz wohl war ihr nicht, als sie ihn mitnahm. Vielleicht bot sich ihnen ein sehr trauriger Anblick?

»Leistet schon jemand erste Hilfe?«, fragte Schwester Regine einen Bauarbei