: Antonia Neumayer
: Zwischen dir und der Dunkelheit Roman
: Heyne
: 9783641261122
: 1
: CHF 10.00
:
: Fantasy
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ihre Youtube-Videos über die Sagen und Mythen Bayerns sind so beliebt, dass Sera, Jo und Mark die Genehmigung erhalten, nachts in der Münchner Frauenkirche zu drehen. Als sie sich dem berühmten Teufelstritt im Steinboden nähern, geschieht das Unfassbare: Der Fußabdruck beginnt zu leuchten, und ein unheimlicher Wind fegt durch die Kathedrale. Obwohl die drei alles auf Video festhalten, ernten sie nur Hass und den Spott ihrer Follower, was vor allem Sera nahe geht. Hat sie sich alles nur eingebildet? Oder gibt es in der Frauenkirche, von der sie Nacht für Nacht träumt, wirklich übernatürliche Phänomene? Schnell stellt Sera fest, dass sie nicht die einzige ist, die dem Rätsel auf den Grund gehen will: die schöne Lily und der geheimnisvolle Elias bieten ihr ihre Hilfe an. Doch die beiden verfolgen ihre eigenen Ziele - und sind bereit, dafür über Leichen zu gehen ...

Antonia Neumayer wurde 1996 in München geboren. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik und Theaterwissenschaften in München und Frankreich. Ihre große Leidenschaft gehört jedoch der Fantastik. Bereits als Kind dachte sie sich Geschichten und Abenteuer für ihre Freunde aus. Sie schrieb mehrere Kurzgeschichten, bevor sie mit »Selkie« ihren ersten Roman verfasste. Die Autorin lebt in der Nähe von München.

PROLOG


Sobald ich die Augen öffnete, wusste ich, dass ich träumte.

Wie vertraut war mir inzwischen der dumpfe Geruch nach Feuchtigkeit und Moder, die Kälte in meinen Gliedern, die völlige Dunkelheit um mich herum – ich war schon hier gewesen, nicht nur ein-, zweimal, sondern immer und immer wieder. Ich kannte den Traum, ich wusste, wo ich war, und ich wusste, dass ich hier nicht herauskam, bis der Morgen mich erlöste.

Aber diesmal war von Beginn an alles anders.

Statt auf den Steinplatten liegen zu bleiben und regungslos auf das Ende zu warten, wie ich es schon mehrfach getan hatte, kämpfte sich mein Körper ganz von selbst auf die Füße. Der Boden unter mir schien zu schwanken. Ich ahnte, dass ich Schmerzen hatte, ohne sie wirklich zu fühlen, doch nach und nach verschluckte das drängende Gefühl, um jeden Preis hier rauszumüssen, jede noch so starke körperliche Empfindung. Mit ausgestreckten Armen taumelte ich durch die Schwärze, bis ich gegen eine Wand stieß, an der ich mich festhalten konnte. Ich musste einen Ausweg finden, aber ich wusste, dass es keinen gab. Suchend tastete ich mich an den kalten Steinen entlang, bis meine klammen Finger auf Holz trafen und ich die Tür fand, die ich nicht würde öffnen können.

Als ich das erste Mal von diesem dunklen Ort geträumt hatte, war ich noch panisch geworden, sobald ich verstanden hatte, dass ich hier unten gefangen war. Ich hatte mit aller Kraft an der Tür gerüttelt, hatte geklopft, gerufen, geschrien, aber es hatte mich niemand gehört. Und als meine Nägel blutig und meine Stimme heiser gewesen waren, war ich mutlos auf die Knie gesunken und erst Stunden später orientierungslos in meinem Bett aufgewacht. Als der Traum wenige Nächte später das zweite Mal zu mir gekommen war, hatte ich mit erzwungener Ruhe begonnen, meine Umgebung zu erkunden und einen anderen Ausgang zu suchen, ohne einen zu finden. Es war ein quadratischer Raum, dessen Wände aus massivem Stein bestanden, es gab keine Fenster, nur die eine verschlossene Tür, vor der ich jetzt stand.

Im dritten und vierten Traum hatte ich bereits alles Mögliche versucht, um sie zu öffnen, doch mit bloßen Händen gelang es mir nicht, und ich fand, obwohl ich den ganzen Boden abtastete, nirgends Werkzeug, mit dem ich mir hätte helfen können. Bis auf sechs glatte Steinquader, etwa so groß wie erwachsene Menschen, war der Raum völlig leer. Im fünften Traum hatte ich eingesehen, dass all meine Bemühungen, von diesem Ort zu entkommen, sinnlos waren.

Danach hatte ich aufgehört, die endlosen Nächte hier unten zu zählen. Ich war dazu übergegangen, mich meinem Schicksal zu ergeben und nur noch darauf zu warten, dass der Traum von selbst ein Ende fand. Bislang hatte ich dabei immer die volle Kontrolle über mein Tun gehabt – heute dagegen hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, eine unbeteiligte Beobachterin in meinem eigenen Körper zu sein. Ohne mein Zutun huschten meine Finger über d