: Beate Maxian
: Die Tote im Kaffeehaus Ein Wien-Krimi
: Goldmann
: 9783641249168
: Die Sarah-Pauli-Reihe
: 1
: CHF 8.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mord an der Grande Dame einer Wiener Kaffeehausdynastie - ein Fall für die Journalistin Sarah Pauli.
Wien, wenige Tage vor dem berühmten Kaffeesiederball in der Hofburg: Für ihre erste große Ausgabe als neue Chefredakteurin des Wiener Boten trifft Sarah Pauli Marianne Böhm, Grande Dame der Kaffeehausdynastie Böhm, zu einem exklusiven Interview. Dann der Schock: Mitten im Gespräch sackt die alte Dame leblos in sich zusammen. Ist die Frau bloß an Altersschwäche gestorben? Sarah ist argwöhnisch, denn kurz vor ihrem Tod vertraute Böhm ihr eine rätselhafte Botschaft an. Die Journalistin beginnt zu recherchieren und stößt in der feinen Wiener Kaffeehausgesellschaft schon bald auf Geheimnisse, für die jemand über Leichen geht ...

Beate Maxian lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Attersees und in Wien und zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen Österreichs. Ihre Wien-Krimis um die Journalistin Sarah Pauli stehen dort regelmäßig an der Spitze der Bestsellerliste. Auch »Ein tödlicher Jahrgang«, Auftakt ihrer Krimireihe um die Feinkosthändlerin Lou Conrad, wurde auf Anhieb ein Bestseller.

Prolog


Das Messer.

Die Entdeckung an diesem Morgen hatte Marianne Böhms Puls schlagartig in die Höhe getrieben. Seitdem raste ihr Herz. Ein gefährlicher Zustand, wenn man an Herzinsuffizienz litt. Aufgewühlt tigerte sie durch ihre hundertfünfzig Quadratmeter große Altbauwohnung. Von Raum zu Raum durch die doppelflügeligen Türen, die sie jeden Tag aufs Neue an ausgebreitete Arme erinnerten. Im Gegensatz zu den rotbraunen antiken Mahagonimöbeln im Kolonialstil, die ihr wie dunkle Wächter erschienen. Dennoch konnte sie sich von keinem einzigen Stück trennen. Ihr Großvater hatte sie von einem Wiener Möbelhändler gekauft, der Stammgast im Café Böhm in der Wollzeile gewesen war, das er gegründet hatte und das sie seit über vier Jahrzehnten führte. Angeblich kamen sie direkt aus Indien und gehörten jetzt zur Wohnung wie sie selbst. Die schweren dunkelgrünen Vorhänge vor den Fenstern waren noch immer zugezogen. Das große quadratische Wohnzimmer wurde von Hängeleuchten aus Altmessing mit Opalglas erhellt, die in nahezu vier Metern Höhe an der stuckverzierten Decke hingen.

Marianne Böhm legte den Kugelschreiber auf das Kreuzworträtsel, mit dem sie sich seit zwanzig Minuten abmühte. Normalerweise löste sie allmorgendlich Rätsel, um wach zu werden, aber das gelang ihr schon seit Tagen nicht mehr. Seufzend stützte sie sich auf die Kante des Esstischs und erhob sich. Das in die Jahre gekommene Sternparkett unter ihren Füßen knarzte. Das Geräusch erinnerte sie an ihre betagten Knochen, die manchmal ganz ähnlich knackten. Das hohe Alter war wie eine schmerzbringende Entzündung. Es tauchte plötzlich auf, traf einen aus dem Hinterhalt wie ein todbringender Pfeil.

Der Pfeil. Mit seiner Entdeckung hatte im Grunde genommen alles angefangen. Als sie heute das Messer auf dem Boden sah, steigerte das ihren Verdacht unmittelbar, dass ihr jemand Schaden zufügen wollte. Die Klinge hatte nach oben gezeigt, kein gutes Zeichen. Sie durfte jetzt auf keinen Fall in Panik geraten. Wachsam, aber gelassen bleiben, lautete die Devise. Aufregung tat ihr nicht gut. Keinem Menschen mit achtzig Jahren tat innerer Aufruhr gut. Seit mittlerweile fünfzehn Jahren notierte sie das, was sie erblickte. Mal waren die Entdeckungen positiv, mal negativ. Jetzt war der Moment gekommen, den nächsten Schritt zu gehen. Gut möglich, dass sich dadurch etwas änderte. Es wird gut gehen, beruhigte sie sich, während sie mit kurzen Schritten in die Küche schlurfte, um nicht über eine etwaige Falte im moosgrünen Flurteppich zu stürzen. Zumindest diesen Läufer wollte sie bald entsorgen.

In der rustikalen Küche mit dunklen Kassettenfronten ließ sie Leitungswasser in ein Glas laufen und schluckte rasch Vitaminkapseln und danach ihre Arzneien. Letztere hatte sie wie üblich am Abend zuvor in ihre Pillendose sortiert. So behielt sie den Überblick darüber, welche der vielen Tabletten sie bereits eingenommen hatte. Morgens startete sie mit zwei Entwässerungstabletten, einer Pille vom ACE-Hemmer und einer halben eines Betablockers. Das Alter verzieh keine Fehler, was die Dosierung betraf.

Sie setzte sich auf den Stuhl vor dem Kastenfenster, das in den Innenhof zeigte, und wartete, dass die Tabletten ihre Wirkung taten. Währenddessen starrte sie auf die he