: Anna Wolf
: Sterne über Auschwitz
: TWENTYSIX
: 9783740748500
: 1
: CHF 1.60
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: Erzählende Literatur
: German
: 443
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sarah liebt Lena und Lena liebt Sarah - und das so sehr, dass sie leidet. Sie liebt sie obwohl sie in einer Zeit des Hasses leben und diese Liebe verpönt ist, obwohl sie Jüdin ist und Sarah Nationalsozialistin und obwohl Sarah Lena immer schlimmer behandelt. Nachdem sich ihre Lebenswege trennen, treffen sie in Auschwitz aufeinander. Lena als Häftling und Sarah als Oberbefehlshaberin. Obwohl sie sich immer noch lieben, beginnt Sarah ein brutales und gnadenloses Machtspiel mit Lena zu treiben, dass sie selbst fast nicht mehr stoppen kann und Lena an den Rand des Todes treibt. Jahre später, sehen sie sich vor Gericht wieder.

Das ist die erste Geschichte, der Autorin Anna Wolf, die sie veröffentlicht. Wenn sie nicht schreibt, dann liest sie. Gegenwärtig studiert sie Kommunikationswissenschaften. Sie liebt ihre Familie, ihren Hund und ihre Bücher. Und Wasser. Sie liebt Wasser.

Eine neue Heimat


Als sich der Zug in Bewegung setzt, ist es sicher schon 9.00 Uhr abends, und ich sitze auf meinen Sitz auf einem kleinen Polster, damit ich mich nicht verkühle. Ich schaue aus dem Fenster und ober Flensburg ist der Himmel so sternenklar wie ich ihn selten gesehen habe. Auch an diesem Tag strahlen die Sterne und ich meine, dass sie zu mir sprechen. Sie laden mich ein sie zu besuchen. Mama hat mir erzählt, dass zu Papas Namenstag die Sternschnuppennacht ist. Er hat irgendwann im August Namenstag, weil er Lorenz heißt, weil seine Mama, Oma Hilde, die Sterne auch so mag wie ich, gesagt hat, dass an diesem Tag die Sternschnuppennacht ist. Ich finde das toll, es gefällt mir, wenn ich mir überlege, dass mein Papa nach den Sternschnuppen benannt wurde. Während sich in meinem Kopf eine neue Welt auftut in der ich die alleinige Heldin bin, die Königin, Prinzessin, Kaiserin, Märtyrerin und Wächterin mehrere Planeten gleichzeitig, durchblättern meine Eltern müde die Zeitungen, die sie dann gegen ihre Bücher austauschen. „Goethes Faust“, auf Mutters Seite und Shakespeares „Hamlet“ auf Papas Seite in der Originalausgabe. Mein Vater ist Historiker und er mag Tiere. Meine Mutter Schneiderin. Ich nehme die Zeitung in die Hand und lese das Jahr 1915. Darunter ist ein großes Bild von einer Frau die sehr schön aber vielleicht ein bisschen zu streng angezogen ist. Braun in Braun in Braun. Die Frau ist Lydia Marianne König. Einzige weibliche Staranwältin in Deutschland. Selbstbewusst und stark. Intelligent und schön. Und meine Tante. Als ich die Zeitung weglege, lege ich mich etwas hin. Bald sind wir bei Onkel Simon und Tante Lydia in München und bis dahin will ich ausgeschlafen haben. „Papa, kannst du mir eine Gute- Nacht Geschichte erzählen?“ frage ich und mein Vater beginnt. Er hat ein Talent Geschichten zu erzählen wie niemand sonst. Ich werde Eins mit der Umgebung und der Situation und kann mich richtig hineinfühlen. Während er mir von Drachen und Prinzessinnen erzählt, wobei bei ihm, die Prinzessinnen immer die Bösen und die Drachen die Guten sind, schaue ich wehmütig aus dem Fenster und bald verschlafe ich es auch schon. Trotz aller Vorfreude auf München, fehlen mir meine Freunde in Flensburg jetzt schon. Nach München ziehen wir des Geldes wegen hat meine Mama gesagt. Dort verdienen wir mehr und können bei Onkel Simon und Tante Lydia wohnen. Onkel Simon hat eine Schneiderei. Sie ist klein, dunkel und eher bescheiden eingerichtet aber er führt sie mit einer unvergleichlichen Liebe. In dieser Schneiderei wird meine Mutter nun auch arbeiten. In der Schneiderei riecht es immer nach Stoff. Der Geruch ist schwer zu beschreiben, es ist der typische Geruch von Kleidung und wenn die Sonne durch die Fenster scheint, kann man die feinen Staubpartikel in der Luft tanzen sehen – und von denen gibt es in einer Schneiderei viele. Onkel Simon habe ich mit einem hellbraunen Anzug und Krawatte in Erinnerung. Beim genaueren Hinsehen merkt man, dass dieser Anzug immer wieder umgenäht und zusammengeflickt wurde. Er hat ein kantiges Gesicht, eine winzige Nase und die großen, braunen und freundlichen Augen eines alten Hofhundes. Sein Blick ist treu und e