: Hera Lind
: Kuckucksnest Roman
: Diana Verlag
: 9783641183844
: 1
: CHF 8.00
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 464
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wer Adoption sagt, muss auch B sagen
Wer Adoption sagt, muss auch B sagen

Die Zwillinge Sonja und Senta fallen aus allen Wolken, als sie erfahren, dass sie beide unfruchtbar sind. Doch dank ihrer Männer stehen sie den endlosen Adoptionsmarathon durch, und so finden nach und nach zehn Kinder zu ihnen. Jedes hat einen anderen erschütternden Hintergrund - traumatisierte Kinderseelen, die Halt und Liebe brauchen. Die Zwillinge öffnen Haus und Herz, lieben bedingungslos und gründen eine turbulente Großfamilie, die stark genug ist, alle zehn Kinder aufzufangen ...

Eine berührende Geschichte voller Mut und Konsequenz und dem unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Familie

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Seit einigen Jahren schreibt sie ausschließlich Tatsachenromane, ein Genre, das zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Mit diesen Romanen erobert sie immer wieder die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrem Mann in Salzburg, wo sie auch gemeinsam Schreibseminare geben.

3

SENTA

Januar 1992

Ein letztes Mal schritten wir die Stufen der Kinderwunschpraxis hinunter. Meine Finger glitten haltsuchend über das Geländer, auf dem Eiskristalle in der Wintersonne glänzten. Sie tanzten vor meinen Augen wie ein Tischfeuerwerk. Als wollten sie mich verspotten. Markus reichte mir etwas unbeholfen die Hand, aber ich wollte die schmerzende Kälte dieses Geländers fühlen. Wahrscheinlich um zu testen, ob ich überhaupt noch etwas fühlen konnte. Außer dieser Leere in mir. Markus schien zwar auch enttäuscht zu sein, aber offensichtlich traf mich die Härte der Diagnose mit voller Wucht, während sie für ihn nur so etwas wie ein Streifschuss war. Er hatte sein Orchester, seine Reisen, seine Schüler … Ich hatte nichts. Nein, schimpfte ich innerlich mit mir.

Ich hatte meine Schwester Sonja, der es genauso ging wie mir. Natürlich. Das war ein großes Geschenk. Auch die Arbeit in der Firma meines Schwagers Paul am Friesenplatz, mitten im Herzen von Köln, machte uns viel Spaß. Das war schon sehr viel. Aber mein Lebenstraum von einer eigenen Familie würde sich nicht erfüllen.

Schweigend fuhren wir in die Innenstadt. Was sollten wir mit diesem sonnigen Wintertag noch anfangen?

Markus hatte die ganze Zeit noch kein Wort gesagt und ich, ganz entgegen meiner sonstigen Veranlagung, auch nicht. Sonja und ich litten normalerweise nicht an Sprachlosigkeit oder Wortfindungsstörungen – wir waren zwei rheinische Frohnaturen, um nicht zu sagen sprudelnde Quasselstrippen, deren Mitteilungsdrang und Ideenreichtum unerschöpflich waren. Die Sonne schien für uns auch, wenn sich schwarze Wolkenberge türmten.

Aber jetzt war ich stumm wie ein Fisch.

Sonja und Paul, die Menschen, die mir am nächsten standen, waren auf Sylt, und ich wollte sie mit meinen schlechten Nachrichten und meinem Weltschmerz nicht aus ihrer Winterferienlaune reißen. Die beiden arbeiteten hart und hatten ihre Auszeit wirklich verdient. Und vielleicht hatte es ja bei Sonja inzwischen geklappt?

Ich ertappte mich dabei, dass ich es mir sehnlich für sie wünschte. Wenigstens Tante konnte ich ja noch werden.

»Ähm … Wollen wir noch einen Spaziergang am Rhein machen?«, fragte Markus vorsichtig.

»Mir egal.«

Wir saßen schweigend da und betrachteten die kleinen Wellen, die der Wind auf dem Rhein tanzen ließ.

»Ach, Senta. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nach vorne zu schauen!«

»Dir vielleicht.«

»He!« Er knuffte mich zärtlich. »So kenne ich dich ja gar nicht!«

»Dann wird es aber Zeit.« Ich setzte mich intuitiv auf meine Hände, damit er