: Ladina Bordoli
: Katja Bendels
: Das Haus des Schicksals Roman
: Heyne
: 9783641266127
: Die Mandelli-Saga
: 1
: CHF 8.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwischen Mut und Misstrauen, Schicksal und Zuversicht - der dritte Band der Familiensaga um die Mandelli-Frauen
2015, Schweiz. Die dreiunddreißigjährige Eleonora hat das Bauunternehmen der Familie Mandelli fest in der Hand. Wie ihre Großmutter Aurora und ihre Mutter Rosalba hat auch sie eine Ausbildung zur Maurerin gemacht und das Familienunternehmen übernommen. Als die Baurichtlinien in der Schweiz massiv verschärft werden und die Konkurrenz mit skrupellosen Mitteln versucht, gegen die Mandellis vorzugehen, sieht Eleonora das Ende ihrer Firma gekommen. Immer wieder wird ihr, der Migrantentochter und Maurerfrau, mit Feindseligkeit und Misstrauen begegnet. Als sich Eleonora in den wohlhabenden Flurin verliebt, scheint sich das Schicksal endlich zu wenden. Bis Eleonora erkennt, dass die schlimmsten Anfeindungen aus den eigenen Reihen kommen.

Ladina Bordoli wurde 1984 in der Schweiz geboren. Sie ist eine ausgebildete Fachfrau für Unternehmensführung, Miteigentümerin einer eigenen Werbetechnik-Firma und arbeitet als Geschäftsführerin im elterlichen Bauunternehmen. Ihre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben, dem sie sich überwiegend am Wochenende und an den Feiertagen widmet. Sie lebt im Prättigau, einem kleinen Tal in den Schweizer Alpen. Zuletzt bei Heyne erschienen: die dreibändige 'Mandelli-Saga'.

Prolog

Pany, Ostschweiz Dezember 2014, Silvester

Eleonora stand an der spitz zulaufenden Balkonbrüstung ihres Elternhauses. Schnee türmte sich auf dem Metallgeländer. Mit einem leichten Frösteln schob sie die Hände in die Taschen ihres dicken blauen Winterparkas. Schneeflocken tanzten durch den dämmrigen Spätnachmittag. Während die kalte Winterluft auf ihrem Gesicht pikste, ließ sie den Blick auf die andere Seite des Tals gleiten. Doch dunkle Wolken bauten sich schon nach zehn Metern Entfernung zu einer undurchsichtigen Wand auf und verschluckten die sonst spektakuläre Sicht auf die wuchtigen Berge, die das Prättigau umgaben.

Sie hörte, wie hinter ihr die Balkontür zugezogen wurde und sich Schritte knirschend über den Schnee näherten.

»An Tagen wie diesen fühlt es sich hier oben tatsächlich an, als stünden wir an der Reling der gestrandeten Arche Noah, mitten auf dem Berg Ararat.« Ihr Zwillingsbruder Andrea kam mit einem breiten Grinsen neben ihr zum Stehen und schaute ebenfalls in die Wolken. Mit seinen scherzhaften Worten sprach er die Tatsache an, dass sich ihr Vater Remo Albrecht beim Umbau seines ehemaligen Elternhauses architektonisch von dem biblischen Schiff hatte inspirieren lassen. Zum Leidwesen von Eleonoras Großeltern, die keinen Zugang zu den futuristischen Ideen ihres Sohnes fanden und es dem schlechten Einfluss seiner Ehefrau Rosalba zuschrieben.

»Mamma schickt mich. Oma und Opa sind da, wir nehmen jetzt den Aperitif.« Andrea wandte sich ihr zu und schob die Hände in die Hosentaschen.

Eleonora sah ihn an. Schneeflocken verhedderten sich in seinen strubbeligen blonden Haaren. Optisch würde niemand erkennen, dass sie Zwillinge waren. Mit einem einfühlsamen Ausdruck in den blauen Augen musterte er sie. Sie seufzte, und ihr Blick verlor sich betrübt im milchigen Zwielicht. Das alte Jahr neigte sich dem Ende zu, und mit ihm verging auch eine Ära. Was das neue Zeitalter wohl für sie bereithielt? Vieles würde sich ändern. Bei dem Gedanken daran vermischten sich Vorfreude und Angst miteinander. Eleonoras Herzschlag beschleunigte sich, und gleichzeitig zog sich ihr Magen zusammen. Abgesehen davon … wie würde man auf ihren Entscheid reagieren? Sie schaute zurück zum Wohnzimmer und biss sich auf die Unterlippe. Bisher hatte sie sich bloß Andrea anvertraut.

Ihr Bruder, der ihren besorgten Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte, legte ihr die Hand auf die Schulter. »Bring es doch gleich jetzt hinter dich. Bestimmt wird es nicht so schlimm, wie du denkst. Ich helfe dir.«

Sie nickte stumm und starrte auf ihre Winterstiefel. Dann gingen sie gemeinsam zurück ins Haus.

Eleonora verstaute Stiefel und Jacke in der Garderobe am Eingang und trat dann in das großzügige Wohnzimmer, das die gesamte Breite des Hauses einnahm und nach oben hin bis zum Dachstuhl offen war. Ein wuchtiger, aus Natursteinen gemauerter Kamin nahm den Großteil der einen Seite des Raums ein. Er war das Einzige, das noch an das Zuhause ihrer Großeltern im rustikalen Landhausstil erinnerte. Die kleinen doppelflügeligen Fenster hatte ihr Vater durch moderne Glasfronten mit Schiebetüren ersetzt, die hinaus auf den Balkon führten. Jagdtrophäen wie Geweihe auf Knochenköpfen, Felle oder gar ausgestopfte Tiere gab es bereits seit Eleonoras Kindheit keine mehr. Ebenso war das vorherrschende Weinrot, die Lieblingsfarbe ihrer Oma Dora, modischen Naturtönen wie Terrakotta