: Anna Jessen
: Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens - Roman
: Goldmann
: 9783641258078
: Die Helgoland-Saga
: 1
: CHF 8.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Helgoland ist ihr Schicksal.
Hamburg 1887. Das junge Blumenmädchen Tine Tiedkens lebt in ärmlichsten Verhältnissen. Um ihrer Not zu entfliehen, will sie ihr Glück auf Helgoland suchen. Doch die Überfahrt auf die mondäne Insel wird zum Albtraum, und vor Ort scheint sich alles gegen sie zu verschwören. Als sie zufällig den jungen Hotelier Henry Heesters wiedertrifft, der in Hamburg Blumen bei ihr gekauft hat, erhält sie eine Stellung in seinem eleganten Hotel. Mit Fleiß und Leidenschaft arbeitet sich Tine vom Serviermädchen zur Hausdame hoch - und verliebt sich in Henry, der ihre Gefühle erwidert. Doch als ihr Glück zum Greifen nah scheint, wendet sich das Schicksal erneut ...

Anna Jessen liebt die Nordsee seit der Kindheit. Daher ist jede mögliche Reise dorthin eine willkommene Gelegenheit, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, Feuersteine zu sammeln und auf der Düne den Gedanken nachzuhängen. Helgoland ist für Anna Jessen die »Insel der Wünsche«, faszinierend durch die einzigartige Natur, die liebenswerten Menschen und nicht zuletzt durch die besondere Geschichte, die dieser Fels erlebt hat. Neben dem Reisen gilt die ausgesprochene Leidenschaft Anna Jessens dem Schreiben, der Musik und der Arbeit im Buchhandel.

Zweites Kapitel

Warum nur taucht Peer nicht mehr auf?, dachte Tine, als sie aufs Neue allein in die Stadt unterwegs war.Nun hat er mich schon zehn Tage nicht mehr zum Hafen begleitet. Nein, elf! Ob ihm etwas zugestoßen ist? Vielleicht hatte er eine Arbeit woanders gefunden und war gar nicht mehr am Hafen. Er hätte bei der Bahn arbeiten können. Oder auf dem Markt. Eigentlich komisch, dass so viele Leute immer am selben Ort arbeiteten. Dabei konnten sie doch auch woanders Geld verdienen,vielleicht sogar mehr! Wie Tine selbst neulich in dem Hotel. Na ja,in den Kaffeehäusern hatte es jedenfalls nicht funktioniert. Und am Hafen gab es eben doch immer wieder Arbeit. Sicher hatte Peer schon eine Vielzahl von Auftraggebern. Schließlich kannte er die meisten Schiffe, die regelmäßig anlegten. Weshalb also sollte er woanders hingehen, wenn er doch wusste, dass er hier immer Arbeit finden würde. Arbeit gab es im Hafen schließlich genug. Eigentlich sogar immer mehr! Legten nicht jede Woche mehr Schiffe an als in der Woche zuvor? Die Ladungen wurden auch immer größer. Es gab immer mehr Passagiere. Wenn sie nur alle Blumen kaufen würden …

»Träumst du, Tine?«

»Peer!« Lächelnd wischte sich Tine eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich habe gerade an dich gedacht.«

»Ich denke ständig …« Peer unterbrach sich, suchte mit seinem Blick das Wasser, wo gerade ein großer Frachter hereingeschleppt wurde. »Ähm …«, sagte er dann. »Schön, dich zu sehen.«

»Wo warst du so lange?« Tine erhob sich und strich dabei ihren Rock glatt. »Ich hab dich schon so lange nicht mehr gesehen.«

»Kopenhagen«, sagte Peer und grinste. »Und Malmö.«

»Malmö?«

»Das liegt in Schweden.«

»Hm. Als Matrose?«

»Na ja, Leichtmatrose«, erklärte Peer etwas beschämt. »Vor allem war ich bei den Heizern.«

»Oh.« Erst jetzt sah Tine, dass Peers Kleider vor Schmutz nur so starrten. Auch sein Hemd, sonst von einem vagen Hellgrau, war nun fast so schwarz wie seine Hose. Heizer verrichteten die schwerste Arbeit auf den Dampfern, Tine wusste das. Sie mussten stundenlang Kohle in die Kessel schaufeln, kamen kaum je an Deck und schliefen meist auch noch neben den stampfenden Maschinen. »Dann hattest du harte Tage«, murmelte sie. »Hastdu denn wenigstens was von Kopenhagen gesehen? Und von …«

»… Malmö. Geht so. Da musste ich mit der Ladung helfen«, sagte Peer verhalten. Fast schien es Tine, als sei er ein bisschen älter geworden in den paar Tagen. »Und du?«, fragte er. »Schon was verkauft heute?«

»Geht so«, echote Tine. Sie musste ihm ja nicht auf die Nase binden, dass die Geschäfte zäh gingen. Das waren ihre Sorgen.

Peer wühlte in seiner Hosentasche. »Diese … hm … Röschen sind das, oder?« Tine nickte. »Also, die sind schön«, sagte er. »Davon hätte ich gern ein paar.«

»Du?«

»Klar. Oder denkst du, ein Leichtmatrose mag keine Blumen?«

»Doch, doch«, beeilte sich Tine zu sagen.

»Was kosten die denn?«, wollte Peer wissen.

»Also, du musst mir die doch nicht bezahlen.«

»Hm. Und normalerweise?«

»Normalerweise kos