: Jenny Colgan
: Weihnachten im kleinen Inselhotel Roman
: Piper Verlag
: 9783492600071
: Floras Küche
: 1
: CHF 8.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit 'Weihnachten im kleinen Inselhotel' führt SPIEGEL-Bestsellerautorin Jenny Colgan (u. a. »Die kleine Bäckerei am Strandweg« und »Die kleine Sommerküche am Meer«) ihre Leserinnen und Leser zurück auf die zauberhafte schottische Insel Mure.   Ein festlich geschmückter Kamin mit prasselndem Feuer, ein köstliches Weihnachtsmenü und glückliche Gäste - so soll »The Rock«, das neue Hotel auf der kleinen schottischen Insel Mure, an den Feiertagen erstrahlen. Doch wenige Wochen vor dem Fest ist das Hotel noch weit von dieser Idylle entfernt, und zwischen dem Hotelpersonal kracht es gewaltig. Denn mit einem launischen französischen Chefkoch, der schüchternen Isla aus dem kleinen Café der Insel und einem norwegischen Küchengehilfen, der nichts anderes ist als ein waschechter Prinz, prallen Welten aufeinander. Cafébesitzerin Flora und ihr Bruder Fintan müssen alle Register ziehen, damit »The Rock« rechtzeitig eröffnen und ihre Familie wahres Weihnachtsglück erleben kann ...      »Ein weihnachtlicher Pageturner, der glücklich macht.« Daily Express   »Niemand versteht sich so gut auf gemütliche Eskapismus-Romance wie Jenny Colgan« Sunday Express

Jenny Colgan studierte an der Universität von Edinburgh und arbeitete sechs Jahre lang im Gesundheitswesen, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Mit dem Marineingenieur Andrew hat sie drei Kinder, und die Familie lebt etwa die Hälfte des Jahres in Frankreich. Ihre Romane um »Die kleine Bäckerei am Strandweg« und »Die kleine Sommerküche am Meer« waren internationale Erfolge und standen wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Kapitel 1


Auf dem Nordatlantik schieben sich Tag und Nacht große Frachter durchs eisige Wasser.

Obwohl diese – bis zu zweihundert, dreihundert Meter langen und mit Autos, Schaukelpferden, Teddys, Barometern, Ventilen, Motorhauben und Tee beladenen – Schiffe von Nahem gewaltig aussehen, sind sie auf dem riesigen Ozean doch verschwindend klein.

Auf ihrem Weg von Westen her überqueren sie unsichtbare Grenzen im Wasser und ziehen an Orten vorbei, von denen die gemütlich an Land Lebenden nur hören, wenn
sie mit dem Seewetterbericht im Hintergrund eindösen – Rockall, die Hebriden und Fair Isle hoch im Norden. Irgendwann kommt dann auch Mure in Sicht, die winzige Insel zwischen Shetland und den Färöer, auf der nur tausendfünfhundert Menschen leben (und das in guten Jahren). An der südwestlichen Spitze liegt ein kleiner Ort mit Hafen.

Wenn die Matrosen der Frachter Philippinen oder Thailänder sind – also den großen Seefahrernationen der Südsee entstammen –, dann sind sie in diesem Moment so weit weg von zu Hause wie irgend möglich. Von ihren Schiffen aus blicken sie oft hinüber zu jenem kleinen Lichtpunkt draußen auf See, da ihre Augen nach den endlosen dunklen Wellen etwas Abwechslung herbeisehnen.

Wer einen Hang zur Melancholie hat, sollte nicht zur See fahren – schließlich ist man neun oder zehn Monate des Jahres von seiner Familie getrennt und teilt sich beengte Unterkünfte mit anderen, da ist eine positive Einstellung wirklich das Beste. Aber selbst die abgebrühtesten Seefahrer beschleicht gelegentlich Heimweh, vor allem, wenn sie durch das Fernglas die bunten Häuser von Mure betrachten, die sich in sanftem Grau und Rosa und Blau und Gelb kreuz und quer am Kai drängen. Kleine Häuschen und andere Gebäude ziehen sich von der Küste den ganzen Hang hinauf, wobei sie sich wie zufällig aneinanderdrängen. Es sieht fast so aus, als würden sie auf dieser kahlen Insel mit den ausgedehnten, leeren blassgelben Stränden und den niedrigen, sich biegenden Büschen auf der Suche nach Wärme eng zusammenrücken.

Der Insel fehlt ein Tiefwasserhafen, daher wird keins der großen Containerschiffe je dort anlegen. Aber etliche nutzen sie als Orientierungspunkt, da es sich um das letzte Stück Land in Sicht handelt, bevor man Bergen erreicht. Und wenn man durchs Fernglas hinüberschaut, kann man an klaren Sommertagen dort manchmal Kinder winken sehen.

Auch an diesem pechschwarzen frühen Wintermorgen wirkte die Insel wie ein winziger Lichtpunkt des Trostes in einer Welt, die finster geworden war. Mühelos durchschnitten die Schiffe die klatschenden Wellen, mit deren Bewegungen die Männer an Bord so vertraut waren, dass ihnen eher das Gehen an Land Schwierigkeiten bereitete.

Die Insel ist so klein, dass man bei einer Geschwindigkeit von zwanzig Knoten schnell daran vorbeizieht. Dafür müssen Apostil oder Danilo oder Jesús bei ihrem Weg von Viking nach North Utsire und weiter zu den ausgedehnten, mächtigen Fjorden von Norwegen nur kurz wieder hineingehen, um einen Blick auf den Radar oder das Faxgerät zu werfen.

Und so ließen sie sie auch schon wieder hinter sich, die stille Insel unter kalten Sternen, an deren Südspitze auf dem MacKenzie-Hof frühmorgens bereits ein Kaminfeuer flackerte und Kaffee gekocht wurde und wo Flora MacKenzie in diesem Moment eine hitzige Diskussion mit ihrem jüngeren Bruder Fintan führte.

 

»Coltons Bar?«, wiederholte Flora. »Auf keinen Fall! Ich meine, ich verstehe deine Gründe dafür. Aber das klingt ja nach einem Saloon mit mechanischem Bullen, wo Kellnerinnen mit amerikanischem Akzent Hotpants, Fransen und Cowboystiefel tragen.«

»Es hat niemand was von einem mechanischen Bullen gesagt«, knurrte Fintan, während er genüsslich den Duft seines Kaffees und der frischen Brötchen im Ofen einsog. Dann schaute er auf. »Hm, ein mechanischer Bulle …«

»Muss ich dir etwa diesen Kaffee wegnehmen?«

Fintan rollte mit den Augen. »Bloß nicht!«

Es war erst ein Jahr her, dass sein Ehemann Colton an Krebs gestorben war. Seitdem hatte Fintan gute und schlechte Tage. Heute sah es nicht nach einem guten T