: Nils Sandrisser
: Zerbrochenes Rad Die Geschichte der Lakota und Dakota
: epubli
: 9783758423765
: 15
: CHF 12.70
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: Geschichte
: German
: 402
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Lakota und Dakota gehören zu den bekanntesten Urvölkern Nordamerikas. Unter dem Namen 'Sioux' waren sie gefürchtet, weil sie dem Vordringen weißer Amerikaner harten Widerstand entgegensetzten. Heute kämpfen sie nicht mehr gegen die US-Kavallerie, sondern gegen Armut, Alkoholismus, Rassismus und Erdöl-Pipelines. 'Zerbrochenes Rad' beschreibt ihre Geschichte vom Erstkontakt mit Europäern bis heute - ihre Wanderungsbewegungen, ihre Entwicklung von Bauern zu großwildjagenden Pferdenomaden, ihren Kampf um ihr Land und um ihre Lebensweise sowie ihren Umgang mit der modernen Welt.

Nils Sandrisser ist Redakteur bei der Nachrichtenagentur epd in Frankfurt am Main. Historische, medizinische und gesundheitspolitische Themen bilden seine Arbeitsschwerpunkte. Er studierte Geschichte, Journalismus, Politik und Spanisch. Zuvor absolvierte er eine Ausbildung zum Rettungsassistenten und arbeitete im Rettungsdienst.

1.2 Geheimnisvolle Hunde


Weit weg von den Lakota und Dakota, auf den Schlachtfeldern des Siebenjährigen Kriegs der europäischen Mächte, tat sich Bedeutendes für die Urbevölkerung im Norden Amerikas. Im Frieden von Paris musste Frankreich 1763 seine Kolonien im heutigen Kanada an Großbritannien abtreten. Schon zuvor hatten die Briten militärisch Fakten geschaffen und Montreal sowie Quebec erobert. Der offizielle Handel mit den Franzosen kam für die Indianer nun zum Erliegen. Allerdings machten viele französische Händler auf eigene Faust weiter und belieferten die Ureinwohner mit Waren im Tausch gegen Felle.1

Für die Lakota und Dakota war das kein Schaden, da ab etwa 1760 britische Forscher und Händler der Hudson's Bay Company zu ihnen kamen. Mit ihnen waren die Geschäfte noch besser als mit den Franzosen, schon bald übertraf der Umfang des Handels mit den Briten den mit den Franzosen um ein Vierfaches. Vor allem die Yanktonai entsandten Handelsdelegationen zu den Forts der Hudson's Bay Company im Red-River-Gebiet des heutigen Manitoba und schlüpften bald in die Rolle einer Drehscheibe für den Umschlag britischer Waren wie Messer, Pfeilspitzen und Kochgeräte sowie Feuerwaffen. Sie veranstalteten jährlich in ihren Dörfern Handelsmessen.2

Diese Geschäfte endeten allerdings 1821. In diesem Jahr stellte die Hudson's Bay Company den Handel mit den Dakota ein. Die Ojibwa nämlich, auch sie mit den Briten gut im Geschäft, hatten zunehmend darauf gedrängt, weil die Dakota immer mächtiger wurden, und diese Macht hatte sie nervös gemacht. Mehrfach waren Handelsdelegationen der Konkurrenten aneinandergeraten, als sie gleichzeitig an Forts aufgetaucht waren.3 Nachdem das Geschäft mit den Briten für die Dakota zu Ende war, handelten sie verstärkt mit den Métis. Das waren Nachfahren weißer Fallensteller und indianischer Frauen in Kanada. Sie spielten eine große Rolle als Zwischenhändler, wobei ihr Geschäftsmodell zu einem gewissen Teil aus Schmuggel beschränkter oder verbotener Waren über die Grenze bestand. Bei den Métis tauschten die Dakota, Lakota und andere Völker Felle gegen Feuerwaffen, Munition und Schnaps ein.4

Die zunehmende Macht der Dakota und besonders der Lakota lag vor allem an einem Wesen, dessen Bekanntschaft sie erstmals um das Jahr 1750 gemacht hatten. Das Pferd sollte ihre ganze Lebensweise oder zumindest die Lebensweise der Lakota von Grund auf ändern, auch wenn sie bis etwa 1750 brauchten, ehe sie dieses Tier zu einem zentralen Bestandteil ihrer Kultur gemacht hatten.5

Bekanntlich hatten die Spanier das Pferd in die Neue Welt eingeführt. Ganze 16 Tiere waren es zunächst, mit denen Hernán Cortés 1519 zur Eroberung des Aztekenreichs in Mexiko ansetzte. Berittene Krieger in gleißenden Brustharnischen versetzten die indigenen Mexikaner zwar nicht in helle Panik, wie man oft liest, aber Respekt hatten sie schon.6 Bei spanischen Vorstößen von Mexiko aus lernte später auch die Urbevölkerung im Norden des Doppelkontinents dieses Tier kennen. 1541 machte sich Francisco Vasquez de Coronado auf nach Nordosten, das sagenhafte Goldland Quivira vor Augen, das er zu finden hoffte. Seine 250 Reiter führten mehr als 1.000 Reservepferde und Maultiere mit. Obwohl er recht früh während seiner Expedition von einem Hagelsturm überrascht wurde, bei dem