: Ina Haller
: Chienbäse Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960417163
: 1
: CHF 7.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 272
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein süffiger Kriminalroman um eine alte Schweizer Tradition. Beim traditionellen Chienbäse-Umzug in Liestal sinkt ein Mann leblos zu Boden, die Flammen seines Besens erfassen beinahe das Publikum. Kein Unfall, wie sich schon bald herausstellt, sondern der Auftakt einer ganzen Reihe von Verbrechen. Einige Tage später verunglückt der Vater von Samanthas Freund Joel. Sein Auto wurde manipuliert - und die Polizei hält Joel für den Täter. Als er kurz darauf spurlos verschwindet, scheint sich dieser Verdacht zu erhärten. Nur Samantha ist von der Unschuld ihres Freundes überzeugt und begibt sich auf eine lebensgefährliche Suche nach ihm.

Ina Haller lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Nach dem Abitur studierte sie Geologie. Seit der Geburt ihrer drei Kinder ist sie 'Vollzeit-Familienmanagerin' und Autorin. Zu ihrem Repertoire gehören Kriminalromane sowie Kurz- und Kindergeschichten. www.inahaller.ch www.facebook.com/autorininaha ler

EINS

Das Atmen fiel Samantha schwer. Der Rauch brannte in der Lunge, und die Hitze war unbeschreiblich. Funken flogen durch die Nacht.

Begleitet von Jubeln, wurde ein brennender Wagen an ihnen vorbeigezogen. Die Zuschauer wichen nach hinten aus, soweit ihnen das möglich war. Samantha hielt die Hände vor das Gesicht und wandte sich ab. Erleichtert blickte sie dem Wagen nach, als er sich entfernte. Die Flammen schlugen bis zu den Giebeln der Häuser in der Liestaler Altstadt.

«Und?», fragte Joel.

«Ich weiss nicht», erwiderte Samantha. Seit der Umzug gegen Viertel nach sieben angefangen hatte, war sie hin- und hergerissen zwischen Faszination und Unbehagen.

«Wie, du weisst nicht?» Joel fasste sie an den Schultern und drehte sie zu sich. Er legte seine Hände um ihre Taille und zog sie an sich.

«Ein wilder Brauch.»

«Nun ja, die Fasnacht ist nicht ohne.»

«Ich habe noch nie Bürger gesehen, die hartnäckig versuchen, ihre eigene Stadt abzufackeln.» Samantha deutete auf das Stadttor, durch das gerade mehrere Besenträger gingen. Anhand der Haltung der Träger mussten die überdimensionierten Besen schwer sein. «Das Tor besteht zum Teil aus Holz.»

«Okay, es mag ein wenig speziell sein, weil sich die wohl älteste bekannte Holzdecke des Kantons Baselland ausgerechnet in einem Gebäude befindet, durch das Jahr für Jahr beimChienbäse-Umzug brennende Besen und Feuerkörbe getragen werden und Feuerwagen durchfahren. Du kannst aber beruhigt sein. Die Feuerwehr sieht zu, dass dem ‹Törli› nichts passiert.»

Das hatte Samantha bereits bemerkt. Bevor eine Gruppe das Tor passieren konnte, hielten Feuerwehrleute ihren Wasserstrahl auf das Tor gerichtet, damit es feucht blieb.

«Ich bin keine Fasnächtlerin, aber das Ganze ist faszinierend», sagte Samantha.

Joel hatte ihr vor zwei Tagen vorgeschlagen, sich am Sonntagabend den Chienbäse-Umzug anzuschauen. Samantha hatte zunächst damit nichts anfangen können.

«Für mich ist das einer der verrücktesten Bräuche», sagte sie.

«Dafür ist der Chienbäse einmalig.» Joel machte mit seinem Handy ein Foto von einem Feuerkorb, der von acht Männern an ihnen vorbeigetragen wurde.

«Wie lange gibt es ihn schon?»

«Da fragst du mich was. Ich glaube, ein solcher Umzug mit Chienbäse und Pechfackeln wurde zum ersten Mal 1902 bewilligt. Ein Konditormeister soll der Begründer des Umzuges in der heutigen Form sein.»

«Ein Konditormeister?»

«Bäcker brauchten für das Beheizen ihrer Öfen damals fast ausschliesslichFöhrenholz und verwendeten dazu das ‹Chien›. Das ist speziell harzreiches Holz.»

«Sie bauten dazu diese Wagen?» Mit gemischten Gefühlen schaute sie zum Tor, durch das gerade ein neuer Feuerwagen gezogen wurde. Das Feuer loderte an dem Gebäude hoch, und es schien für einen Augenblick so, als stände es in Flammen.

«Nein, die Wagen kamen später dazu. Am Anfang der dreissiger Jahre kamen junge Burschen auf die Idee, einen Eisenkessel mit Holz zu füllen. Sie zündeten es an und rannten damit durch die Stadt.»

«Und diese riesigen F