: Marie Merburg
: Nordseesterne Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751742238
: Nordsee-Reihe
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 366
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

An der Nordsee wartet das Glück

Luisas große Leidenschaft ist das Kochen, doch beruflich steht ihre Zukunft seit jeher fest: Sie soll die Leitung der Kosmetikfirma ihrer Mutter übernehmen. Als ihre Mutter eine erschreckende Diagnose erhält, bittet sie Luisa, mit ihr nach Ostfriesland zu fahren.

Im idyllischen Fischerdorf Greetsiel warten jedoch nicht nur Sonne und Meer auf die beiden, sondern auch so einige Geheimnisse, die ihre Mutter bisher vor Luisa geheim gehalten hat. Dadurch gerät Luisa in einen Wirbelsturm der Gefühle, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Noch komplizierter wird es, als sie den attraktiven Restaurantbesitzer Holger kennenlernt, der dringend eine neue Köchin sucht. Obwohl in Hamburg Luisas Verlobter wartet, würde sie am liebsten für immer bleiben. Doch dann geschieht etwas, das nicht nur das Lebenswerk ihrer Mutter bedroht ...



Marie Merburg wurde am 7.7.1977 in Mühlacker in Süddeutschland geboren. Sie studierte in Stuttgart und zog dann mit ihrer Familie in die Nähe von Heilbronn, wo sie auch heute noch lebt. Nach ihren Romanen, die an der Ostseeküste spielen, betritt sie mit NORDSEESTERNE schriftstellerisch neues Gebiet. Unter dem Namen Janine Wilk schreibt die Autorin auch erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.

I


Kapitel 1


Mit klopfendem Herzen faltete ich das Papier auf. Nur eine Sekunde später verzog ich angewidert den Mund. Currywurstkuchen, igitt!

Neugierig schielte ich auf den Zettel meiner Freundin Katja. Die Glückliche hatte das Gericht Chilipeitschen auf Spinat aus dem Lostopf gezogen – da blieb immerhin Spielraum für kreative Interpretationen.

Wir hatten die Follower unseres Kochkanals auf YouTube dazu aufgerufen, uns die schlimmsten Rezepte aus dem Internet zu schicken, damit wir daraus vor der Kamera spontan etwas Schmackhaftes zauberten. Aus den Einsendungen hatte unser Freund Piet fünf Rezepte herausgesucht und uns die wichtigsten Zutaten besorgt.

»Das wird nicht einfach«, stellte ich seufzend fest.

»Sprich bitte nur für dich!« Katjas Lippen kräuselten sich siegessicher. Sie reckte die Faust in die Höhe und strahlte in die Kamera. Ihre kastanienroten Locken wippten aufgeregt. »Damit werde ich die finale Challenge gewinnen, liebe Freunde!«

Wie immer stellte Piet uns auch seine Restaurantküche zur Verfügung – ohne seine Unterstützung wäre der Erfolg unseres Kanals Die Schaumschläger nicht möglich gewesen. Leider ging heute unsere gemeinsame Zeit nach sechs tollen Jahren zu Ende.

»Nicht so schnell!«, bremste ich Katjas Enthusiasmus und drehte mich ebenfalls zur Kamera. Ganz automatisch nahm ich dabei eine Pose ein, die meine Schokoladenseite zeigte. Diejenige ohne Narbe auf der Wange. »Wie ihr alle wisst, wachse ich an meinen Aufgaben. Das wird der beste Currywurstkuchen, den die Welt je gesehen hat!«

Normalerweise spuckte ich nicht so große Töne, aber das gehörte nun mal zur Show. Außerdem machte es Spaß, vor der Kamera in eine andere Rolle zu schlüpfen. Denn in meinem echten Leben musste ich angepasst, pflichtbewusst und zielstrebig sein. Meine Mutter erinnerte mich stets daran, dass ich bald viel Verantwortung zu tragen hätte und meiner Rolle gerecht werden müsste. Bei unseren Drehs blühte ich jedoch regelrecht auf und fühlte mich lebendig, denn das Kochen war meine große Leidenschaft.

Ich kniff die Augen zusammen. »Wenn du dich daran erinnerst, habe ich beim letzten Mal mit meiner Interpretation des Salzstangenauflaufs ebenfalls gewonnen.«

»Ja, ja, träum du nur von deinem vergangenen Sieg!« Katja machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber das Heute zählt. Am Ende wird unser Juror entscheiden, welches Gericht besser schmeckt.«

Sie deutete auf Piet, der hinter uns auf seinem Stuhl neben der Schwingtür saß und ein Nickerchen hielt. Das tat er bei unseren Drehs immer. Dabei hatte er die Hände vor seinem beleibten Bauch gefaltet, sein Kopf hing nach vorne, und ein leises Schnarchen war zu hören. Piet war Ende fünfzig und ein echtes Hamburger Original. Zu seinen Eigenheiten gehörte es, dass er in seinen arbeitsfreien Phasen auf Kommando einschlafen konnte – egal, wo er sich gerade befand. Unsere Follower liebten ihn. Einige hatten sich sogar ihre Kochschürze mit seinem schlafenden Konterfei bedrucken lassen.

»Dann auf in den Kampf!«, verkündete ich und deutete auf unsere selbst gebastelte Trophäe. »DerGoldene Schneebesen wartet auf die Siegerin.«

»Los geht’s!« Katja hob die Hand, und wir klatschten ab. Umgehend wuselten wir in de