: Pascal Wokan
: Der Schatten des Prinzen
: Sternensand Verlag
: 9783038963073
: 1
: CHF 5.70
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 420
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vigon besitzt als Prinz der Unterwelt alles, was er sich nur erträumen kann. Macht, Einfluss und Gold ... selbst der Tod kann ihn nicht berühren. Aber eine Sache bleibt ihm verwehrt: Freiheit. Während sein Vater aus ihm einen pflichtbewussten Thronfolger machen möchte, beginnt Vigon an seiner Bürde zu zweifeln. Kurzerhand will er gemeinsam mit seinem dämonischen Schatten in jenes verlockende Reich hinter dem Schleier fliehen - die Lichtlande, wo die Sterblichen leben und es Wunder geben soll, die seine Vorstellungen übersteigen. Doch er ahnt nicht, dass seine Flucht Auswirkungen auf das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit hat. Denn im Verborgenen lauern Mächte, die nur auf diesen Moment gewartet haben, um die Dunkellande und alles, was Vigon je kannte, dem Erdboden gleichzumachen.

Pascal Wokan, geboren 1986 in Frankfurt am Main, ist Maschinenbau-Ingenieur und arbeitet an einer Technischen Universität. Seit einiger Zeit veröffentlicht er regelmäßig Bücher, die Topplatzierungen in den Amazon-Bestsellerlisten besetzen. Er lebt mit seiner Familie in Weilburg, Hessen und widmet sich in seiner Freizeit nicht nur dem Schreiben neuer Romane, sondern auch der grundlegenden Frage, warum die Pizza immer auf der belegten Seite landet.

Prolog: Die letzte Flucht


 

Vigon war kurz davor, den Tod auszutricksen.

Er stürmte die Stufen des letzten Rings der Dunkellande empor, schlitterte über die Pflastersteine und fing sich mit zitternden Fingern an der Mauerbrüstung ab. Pfeifend schoss der Atem aus seinem Mund und vor Anstrengung waren seine Knie ganz weich.

Eben war die verschlingende Wolke noch hinter ihm gewesen, aber jetzt war sie nirgendwo mehr zu sehen.

Der Finsternis sei Dank! Was die anderen Verfolger anging – wer konnte sagen, wo die steckten?

Hinter der Brüstung ging es Hunderte, nein, Aberhunderte Schritt in die Tiefe. Und weit entfernt, jenseits der Mauer, auf der er stand, war das Land zerschlagen und bar allen Lebens.

Ein Reich der Toten.

Vigons Brust zog sich bei dem Anblick zusammen. Furcht und Panik rangen in ihm miteinander. Er atmete tief durch und versuchte, seine zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen. Dennoch zwang er sich, weiter hinzusehen. Denn der Ort fern davon, war alles, wonach er sich sehnte.

Der weite Platz am Fuße der Mauer war von riesenhaften Gebäuden umsäumt. Die Geister hoher Säulen und steiler Dächer, hoch aufragender Pfeiler und emporwachsender Ruinen kauerten sich furchtsam unter dem düsteren Himmel zusammen. Der Wind pfiff durch die gähnenden Türöffnungen, durch Häuserschluchten und geborstene Türme und blies Vigon kräftig entgegen.

Kein geschäftiges Treiben, keine lärmende Menge, keine Rufe von Dämonen, die ihm ans Leder wollten. Nichts bewegte sich. Es gab nur die großen Ruinen und den Nebel, der den Himmel mit undurchdringlicher Schwärze überzog.

Kein Ort, an dem man sein Dasein fristen wollte, wenn man noch ganz bei Sinnen war. Doch Vigon kannte es nicht anders. Dies war der Ort, von dem er niemals fliehen durfte.

Die Dunkellande.

Doch Vigon hatte vor, sie zu verlassen – um jeden Preis.

Entweder war er wahnsinnig oder er hatte schlicht den Verstand verloren. Vielleicht ein bisschen von beidem. Aber er hatte es bis hierhin geschafft.

Der achte Ring.

Eine letzte Hürde, dann stand ihm der Weg in die Freiheit offen. Am Horizont warteten die Antworten, auf die er so lange gewartet hatte.

»Herr!«, sagte Bal, seinSchatten– oder eher sein nerviger, kleiner Dämon.

Das gespenstische schwarze Abbild wurde auf den Boden und zum Teil auf die Mauerkrone geworfen. Er war flach wie Papier und sah aus wie Vigons ganz gewöhnlicher Schatten, ein junger, drahtiger und hochgewachsener Mann. Allerdings konnte er sich bewegen und sprechen. Leider.

»Bal?«, fragte Vigon.

»Mein Prinz, könnten wir bitte endlich umkehren?« Bals Stimme hallte ein wenig, als wäre sie ein Echo.

»Könnten wir.« Vigon atmete tief ein und verzog den Mund, da die Luft hier oben scheußlich roch. Kein Wunder, haftete den Dunkellanden ein allseits vorherrschender stechender Geruch nach Verwesung und Tod an.

»Doch Ihr werdet es nicht tun.« Die