: Marcia Willett
: Stunden des Glücks
: beHEARTBEAT
: 9783751716390
: 1
: CHF 4.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 509
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist fast dreißig Jahre her, dass die Chadwick-Geschwister auf 'The Keep' ankamen, um bei ihrer Großmutter Freddy zu leben. Und das Anwesen ist und bleibt der Zufluchtsort für die ganze Familie: warm, unveränderlich und voller Liebe. Felicity, die jetzt Herrin über das Anwesen ist, fällt es schwer, den Platz ihrer geliebten Großmutter auszufüllen, besonders weil sie selbst an ihrem Leben zweifelt. Ihr Bruder Sam hat sich in seiner zweiten Familie, der Navy, eingelebt. Und Susanna, das Nesthäkchen und immer die Kleine, muss sich nun in der Rolle als Ehefrau und Mutter zurechtfinden. Aber was auch immer für Herausforderungen auf die Geschwister zukommen, sie wissen, dass sie jederzeit an einen Ort und zu den Menschen zurückkommen können, die ihnen Halt geben. 'Stunden des Glücks' ist der letzte Band der berührenden Familiensaga von Bestsellerautorin Marcia Willett.

Marcia Willett, in Somerset geboren, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre Bücher erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Devon, dem Schauplatz vieler ihre Romane.

1

Das goldene Strahlen des sommerlichen Zwielichts verblasste zu einem stillen, schattigen Abend; schwere, süße Düfte trieben in der warmen Luft, und im Obstgarten sang eine Drossel.

Der alte Mann lehnte sich auf seinem Stuhl ein wenig zurück, streckte die verkrampften Beine aus, nahm die Brille ab und massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Theo Chadwick war Ende achtzig, aber noch immer ein Hüne von einem Mann, groß und mit breiten Schultern. Sein einstmals schwarzes Haar war jetzt grau, wenn auch nach wie vor dicht, und seine von Natur aus schlanke Gestalt war so dünn, dass sie beinahe hager wirkte. Sein Artikel für dasQuarterly Defence Journal lag vor ihm auf der schon stark abgenutzten ledernen Oberfläche seines Schreibtischs. Der Artikel war fast fertig, mehrere Seiten, die er mit seiner kleinen, klaren Handschrift bedeckt hatte. Aber an diesem Abend war er nicht recht bei der Sache, und es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Der herrliche Gesang der Drossel, diese fließende Abfolge lyrischer Phrasen, wäre allein schon eine Entschuldigung für seine Unaufmerksamkeit einem komplizierten Thema gegenüber gewesen. Aber Theo wusste, dass in Wahrheit nicht die Drossel dafür verantwortlich war.

Der Grund für diese Ablenkung war vielmehr Fliss’ Rückkehr aus London. Seine Großnichte war dort gewesen, um einige Tage mit Miles zu verbringen, ihrem Mann, der von Hongkong aus dorthin gekommen war. Die beiden Jahre ihrer Trennung waren nun vorüber, und Fliss musste entscheiden, ob sie ihrem Mann auf Dauer nach Hongkong folgen wollte. Während der vierzehn Jahre ihrer Ehe hatte Miles die Zügel fest in der Hand gehalten. Als er den Managerposten bei einer Import-Export-Firma in Hongkong angenommen hatte, ohne vorher mit Fliss darüber zu sprechen, war ihr klar geworden, dass sie an dieser Stelle eine Grenze ziehen musste. Sie hatte weder ihre Familie und ihr Land verlassen noch dauerhaft in Hongkong leben wollen. Ihrer Meinung nach waren ihre Zwillinge mit elf Jahren zu jung, um sie in Englandin einem Internat zurückzulassen, und sie war zutiefst verletzt – wenn auch nicht besonders überrascht – gewesen, dass Miles ihre Gefühle nicht einen einzigen Augenblick lang in Betracht gezogen hatte. Nach mehreren langen, schmerzlichen Szenen war Fliss wieder auf The Keep gezogen, den Familiensitz der Chadwicks in der Nähe von Totnes in Devon, zurück zu ihrem Großonkel Theo, ihrer Tante Prue und zu Caroline, der einstigen Kinderfrau von Fliss und ihren Geschwistern.

Schon nach den ersten Monaten in Hongkong war Fliss auf Miles’ Bitte hin für zwei Wochen zu ihm geflogen, und am nächsten Weihnachtsfest war sie abermals dort gewesen, diesmal mit den Zwillingen, Jamie und Bess. Im Herbst hatte sie nach achtzehnmonatiger Trennung dann eine weitere Reise nach Hongkong unternommen.

»Da ist eine Frau im Spiel«, hatte Fliss nach diesem dritten Besuch Theo anvertraut. »Nun ja, das hätte ich mir wohl denken können. Schließlich … Warum auch nicht?«

Theo, der das zarte Gesicht seiner Großnichte beobachtete, versuchte, sich ein Bild davon zu machen, was sie empfand. Er fragte sich, ob er es sich nur einbildete, dass sie ihrer Groß