: Fanny Bechert
: Countdown to Noah (Band 1): Gegen Bestien
: Sternensand Verlag
: 9783906829500
: 1
: CHF 4.00
:
: Fantasy
: German
: 300
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einer Welt, in der Menschen zu wilden Bestien - sogenannten Noahs - mutieren, zählt für die siebzehnjährige Cassidy nur, ihre kranke Schwester zu beschützen. Als sie dabei von einem Noah gebissen wird, bleiben ihr noch genau dreißig Tage, eh sie selbst zu einem Monster wird. Nur mit der Hilfe des Rebellen Daniel hat sie eine Chance, rechtzeitig Medizin zu beschaffen. Aber wer hilft schon einer tickenden Zeitbombe, deren kleinste Berührung zur eigenen Ansteckung führen kann?

Fanny Bechert wurde 1986 in Schkeuditz geboren und lebt heute mit ihrem Mann in einem ruhigen Dörfchen im Thüringer Vogtland. Als gelernte Physiotherapeutin griff sie erst 2012 mit dem Schreiben ein Hobby ihrer Kindheit wieder auf. Was zuerst ein Ausgleich vom Alltag war, nahm bald größere Formen an und so veröffentlichte sie im Juni 2015 ihren ersten Roman im Genre High-Fantasy, der den Beginn der mehrbändigen Reihe ?Elesztrah? darstellt. Seitdem widmet sie sich immer aktiver der Tätigkeit als Autorin. Heute schreibt sie nicht nur Romane, die sie ebenfalls selbst vertont, sondern hat das Texten im Bereich des Online-Marketings auch zu ihrem Hauptberuf gemacht.

Tag 29


 

Am nächsten Morgen erwache ich von meinem eigenen Schrei. Panisch strample ich die Wolldecke von meinem nass geschwitzten Körper und erst als ich meine Brille aufsetze, wird mir bewusst, wo ich mich befinde. Mein Atem geht stoßweise, mein Puls rast.

»Ganz ruhig«, spreche ich mir selbst zu. »Das war nur ein Traum, nur Bilder deiner eigenen Fantasie.«

Wohl eher meiner eigenen Angst, füge ich in Gedanken hinzu. An viel kann ich mich schon jetzt nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich Claire hinterhergerannt bin, die sich die Seele aus dem Leib gebrüllt hat. Der Blick, den sie mir über die Schulter zugeworfen hat, war eindeutig. So würde sie niemals ihre Schwester ansehen, sondern nur etwas, was nach ihrem Leben giert. Ich war die Gierige … ich war ein Noah.

Gott sei Dank weiß ich nicht mehr, wie es sich angefühlt hat.

Ich streiche mir mit zitternden Fingern das feuchte Haar aus der Stirn, während das Bild meiner gehetzten Schwester langsam verblasst.

Draußen setzt gerade die Dämmerung ein. Da an Schlaf nun ohnehin nicht mehr zu denken ist, stehe ich auf. Ich schlüpfe in die neue Jeans und mein grünes Tanktop. Das weiße Shirt hebe ich lieber auf, wer weiß, wozu es mal gut ist. Dann stelle ich mich ans Fenster und betrachte die kleine Siedlung, die im fahlen Morgenlicht gut zu erkennen ist. Still und friedlich liegt sie da, keine Bewegung ist zu sehen.

Vorsichtig fahre ich mit den Fingern über die Bisswunde. Mein Arm schmerzt kaum noch, aber ich kann jeden Zahnabdruck einzeln ertasten. Außerdem erkennt man sogar im Zwielicht den großen blauen Fleck drum herum.

Sofort beginne ich wieder, mir Gedanken darüber zu machen, wie es nun weitergeht, komme jedoch auch dieses Mal zu keinem Ergebnis, das mich zufriedenstellt.

Wie auch, wenn meine zukünftige Verwandlung unumgänglich ist?

Aus dem Nachbarhaus höre ich plötzlich ein lautes Husten, das in eine Art Anfall übergeht, der gar nicht mehr aufzuhören scheint. Arme Claire …

Ein Lichtschein fällt nun aus einem Fenster nebenan. Schnell verlasse ich meine Hütte, um hineinschauen zu können. Ich steuere eine Wand gegenüber an, von wo ich Anns Haus gut im Blick habe, und lehne mich dagegen.

Das erleuchtete Fenster gehört tatsächlich zu dem Zimmer, in dem Claire liegt. Ann sitzt an ihrem Bett und stützt meine kleine Schwester, streicht ihr liebevoll über den Rücken und den Kopf, bis der Hustenanfall abebbt. Dann reicht sie ihr einen Becher. Claire trinkt und lässt sich wieder ins Bett sinken.

Ann bleibt noch einen Moment bei ihr, bevor sie aufsteht und das Zimmer verlässt, nicht ohne die Öllampe zu löschen.

Es sieht nicht so aus, als würde sich Claires Erkältung bessern. Trotzdem beruhigt es mich wahnsinnig, zu beobachten, wie fürsorglich Ann sich um sie kümmert. Um meine Schwester muss ich mich nicht sorgen, sie ist hier gut aufgehoben.

Also fasse ich den einzig sinnvollen Entschluss. Ich gehe zurück in meine Hütte, stopfe die trockenen Kleidungsstücke in meinen Rucksack und dazu die Wolldecke. Es fühlt sich nicht gut an, sie zu nehmen, ohne zu fragen. Eigentlich halte ich nichts von Diebstahl, aber eine einzelne Decke wird hier wohl niemand vermissen.

Ich werfe mir den Rucksack üb