Kapitel 2
Gab es so was wie spontane menschliche Selbstentzündung wirklich? Denn Nathan Anderson glaubte jetzt definitiv daran. Alles fühlte sich an, als stünde er in Flammen, obwohl er nicht aufhören konnte zu zittern. Was als leichter Schnupfen angefangen hatte, hatte sich in etwas wie die Pest verwandelt, zumindest dachte er das.
Zum Glück hatte sein Tigerwandler-Freund ihn gefunden, bevor welcher Virus auch immer, der gerade in seinem Körper Amok lief, ihn umgebracht hatte. Und Gott sei Dank hatte er ihn erkannt, statt Nathan nur für einen kranken Adler zu halten.
Jake war ein Tigerwandler, der aus Ontario gekommen war, um in British Columbia einen Neuanfang zu wagen, nur um am Ende der Gefährte des Fraser Lake-Alphawolfs zu werden.
Nathan war dem anderen Mann dankbar, auch wenn er buchstäblich in einen Wolfsbau getragen worden war. Einen, den er so lange vermieden hatte, obwohl er mit einem der Rudelmitglieder befreundet war.
Der Alpha, Tristan, war sanft mit ihm gewesen und hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um Nathan zu helfen. Leider war das nicht genug. Das Fieber, das in seinem Körper wütete, ließ seine Gelenke so steif werden, dass er sie kaum bewegen konnte, was essen unmöglich machte, ganz zu schweigen davon, sich in seine Adlergestalt zu verwandeln.
Irgendwann hatte ein anderer Adlerwandler ihm eine Spritze mit etwas, was er für ein Schmerzmittel hielt, gegeben. Seine Muskeln und Gelenke entspannten sich endlich. Alles, was danach geschah, war verschwommen, wie ein Traum, an den er sich kaum erinnern konnte.
Gelegentlich blickte er auf seine Hände hinunter, die nicht länger Krallen waren, nur um sich zu versichern, dass er es tatsächlich geschafft hatte, sich in seine menschliche Gestalt zurückzuverwandeln.
Er hatte eine vage Erinnerung daran, mit Informationen herauszuplatzen, die er unbedingt mitteilen wollte. Manchmal war sein Verstand so vernebelt, so von der Realität gelöst, dass er nicht sicher war, welche Informationen das waren oder warum sie wichtig waren.
„Nathan?“
Eine vage vertraute Stimme zog seine umherstreifende Aufmerksamkeit auf sich. Er hob die schweren Lider und verzog das Gesicht bei dem Gefühl, als würde Schleifpapier über seine Augäpfel schaben. Wann hatte er seine Augen geschlossen? Und warum fühlte es sich so an, als ob ihm alle Feuchtigkeit abgesaugt worden wäre? Bestand der Körper denn nicht zu siebzig Prozent aus Wasser oder so ähnlich? Bedeutete das, dass sein Körper wie ein Schwarm schrumpfte? Das Bild eines gelben Schwamms mit Hose und Krawatte, der jedoch sein Gesicht trug, tanzte vor seinen Augen. Er kicherte, auch wenn er ziemlich sicher war, dass es nicht witzig war.
„Nathan? Bist du wach?“
Die Stimme war stärker, fordernder und definitiv mächtiger als zuvor. Nathan war ein dominanter Gestaltwandler, zumindest für seine Spezies, aber er hatte einen angeborenen Instinkt, sich zu unterwerfen, und war zu schwach, dagegen anzukämpfen. „Ja.“
Langsam tauchte ein blonder Mann in seinem Fokus auf. Er versuchte, ihn zuzuordnen. Die Information war am Rande seines Bewusstseins, und er knurrte vor Frustration, als er nicht wie gewünscht darauf zugreifen konnte.
Krank zu sein war echt beschissen. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Vampir ausgesaugt.
Vampire … Nun, das wäre eine Recherche wert. Wenn es Gestaltwandler gab, warum konnten dann Vampire nicht existieren? Vielleicht versteckten sie sich genau wie er, indem sie einfach inmitten anderer Menschen untertauchten.
„Nathan“, sagte die Stimme fordernd. „Bleib bei mir.“
Richtig. Fokus. Was immer er hatte, es ruinierte völlig seine Konzentrationsfähigkeit. „B