: Viola Maybach
: Erst die Party - dann die Krise ... Der neue Dr. Laurin 31 - Arztroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740969790
: Der neue Dr. Laurin
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Diese Serie von der Erfolgsschriftstellerin Viola Maybach knüpft an die bereits erschienenen Dr. Laurin-Romane von Patricia Vandenberg an. Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt. Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen. Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert. Später fragte sich Jonas Leipold oft, ob er Cordelia jemals begegnet wäre, wenn ihn an diesem schönen Spätsommertag nicht plötzlich ein unwiderstehliches Verlangen nach etwas Süßem überkommen hätte. Wäre er dann einfach mit seinem Rad weitergefahren und hätte so die Begegnung verpasst, die sein Leben verändern sollte? Das Verlangen nach Süßem überkam ihn, als er an der verführerischen Auslage einer Konditorei vorüberkam, die erst kürzlich eröffnet worden war. Er bremste, und beim Anblick der appetitlichen kleinen Törtchen und Kuchen, der Pralinen und anderen Leckereien lief ihm buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Er war schlank und durchtrainiert, was ?überflüssige Pfunde? waren, ahnte er nicht einmal, und so überlegte er nicht lange, sondern stellte sein Rad ab und betrat den Laden. Drinnen duftete es herrlich, und beim Anblick des überwältigenden Angebots ahnte er bereits, dass es ihm schwerfallen würde, sich zu entscheiden. Als er aufblickte, stellte er fest, dass er nicht länger allein war, obwohl er die junge Frau, die ihm nun gegenüberstand, nicht hatte kommen hören. Sie war sehr hübsch und schien ihm perfekt in dieses Geschäft zu passen. Um ihren Kopf tanzten braune Locken, ihre ebenfalls braunen Augen waren mit einem fragenden Lächeln auf ihn gerichtet. »Ich will mich besinnungslos mit Zucker zuballern«, sagte er. »Ich denke«, erwiderte sie ganz ernst, »für diesen Zweck haben Sie sich den richtigen Laden ausgesucht.« Jetzt erst bemerkte er die winzigen Lachfältchen um ihre Augen, und ihm entging auch nicht, dass es um ihre Mundwinkel zuckte. Sie amüsierte sich also über ihn, was ihm nicht recht war. Gerne hätte er mit ihr gelacht, aber dass sie über ihn lachte, behagte ihm nicht. Andererseits: Er an ihrer Stelle hätte sich auch amüsiert, wenn ein Typ zur Tür hereingekommen wäre und den blödsinnigen Satz gesagt hätte, der ihm eben herausgerutscht war. So drückte er sich sonst niemals aus! Wieso hatte er ?zuballern? gesagt? Das Wort benutzte er normalerweise nie.

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie 'Der kleine Fürst' in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt 'Das Tagebuch der Christina von Rothenfels', 'Rosenweg Nr. 5', 'Das Ärztehaus' und eine feuilletonistische Biografie. 'Der kleine Fürst' ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.

»Es dauert nicht lange, Beate«, sagte Alice Hausen zu ihrem Töchterchen, bevor sie das Sprechzimmer von Dr. Laurin betrat.

»Wir werden uns schon die Zeit vertreiben«, meinte Hanna Bluhme, die Sekretärin des Chefarztes der Prof.-Kayser-Klinik, lächelnd.

Beate war vor vier Jahren in der Prof.-Kayser-Klinik zur Welt gekommen, und während ihre hübsche Mutter, die kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes stand, Dr. Laurin fröhlich begrüßte, setzte sich Beate neben Hanna.

»Hoffentlich wird es ein Junge«, sagte drinnen im Sprechzimmer Alice Hausen zu Dr. Laurin. »Wir sind ganz darauf eingestellt. Es geht mir auch viel besser als bei Beate.«

Wenn man immer nur danach gehen könnte, wäre es einfach, dachte Dr. Laurin.

»Jedenfalls ist alles in bester Ordnung«, sagte er. »Übrigens noch meine Gratulation für Ihren Mann. Meine Frau sagte mir, daß er zum Bankdirektor avanciert ist.«

»Ja, das war eine Freude. Nun hat Phil erreicht, was er wollte. Wir sind restlos glücklich.«

Man sah es ihr an. Dr. Laurin freute sich mit ihr.

Sie blieb die schlichte, natürliche Alice Hausen, die sie ihrer Bescheidenheit wegen alle ins Herz geschlossen hatten, als sie vor vier Jahren ihre kleine Beate zur Welt gebracht hatte, die anfangs ein Sorgenkind gewesen war. Allerdings war davon jetzt nichts mehr zu spüren, denn Beate hatte sich prächtig entwickelt und war kerngesund und geistig sehr rege.

Sie hatte sich mit Hanna unterhalten, sich eingehend erkundigt, wie viele Babys jetzt in der Klinik waren, und begrüßte den Onkel Doktor wie einen guten Freund.

»Du sagst doch auch, daß es ein Brüderchen wird, Dr. Laurin?« fragte sie erwartungsvoll.

»Das wollen wir doch sehr hoffen«, erwiderte er. »Aber bald werden wir es ja ganz genau wissen.«

Beate legte den Kopf schief. »Ich möchte wirklich lieber ein Brüderchen haben«, sagte sie mit Nachdruck.

»Jetzt aber werden wir Dr. Laurin nicht mehr die Zeit stehlen, und unseren Papi wollen wir auch noch abholen«, sagte Alice Hausen.

Der fröhliche Abschied ließ keine Ahnung aufkommen, wie dramatisch sich dieser Tag für Alice Hausen, Beate und den Bankdirektor Philipp Hausen wie auch für Dr. Leon Laurin entwickeln sollte.

*

Es war ein Freitag, und es herrschte starker Verkehr in der Stadt. Auch in den Geschäften war Alice Hausen aufgehalten worden.

Damit ihr Mann nicht auf sie warten mußte, nahm sie ein Taxi, um die Bank im Westen der Stadt rechtzeitig zu erreichen.

»Papi wartet schon«, sagte Beate. »Ich habe Hunger, Mami.«

»Wir gehen dann gleich zum Essen, Atikind«, vertröstete sie die Kleine.

»Au fein«, freute sich Beate.

Alice atmete erleichtert auf, als das Taxi vor der Bank hielt.

In der Schalterhalle befanden sich nur noch wenige Kunden. Freundlich grüßend ging Alice, ihr Töchterchen an der Hand, an den Angestellten vorbei zum Büro ihres Mannes. Sie fing einen Blick von Susi Kern, die erst vor sechs Wochen eingestellt worden war, auf, der sie seltsam berührte.

Irgendwie befremdete sie dieser Blick des hübschen Mädchens, in dem sie ein Erschrecken zu bemerken vermeinte.

Sie dachte nicht mehr darüber nach, als sie von ihrem Mann zärtlich in die Arme genommen wurde. Beate wollte ihrem Papi auch ein Bussi geben. Bevor sie noch ein Wort wechseln konnten, war die Hölle los.

Es ging alles so rasend schnell, daß sie sich momentan der Gefahr gar nicht bewußt wurden, in der sie von der nächsten Minute an schwebten.

»Alarm!« stieß Philipp Hausen zwischen den Zähnen hervor. Er war blaß geworden, und als die Tür aufsprang, stellte er sich schützend vor seine Frau. Ein maskierter Mann, eine Pistole in der Hand haltend, stand im Türrahmen.

»Keine Bewegung«, sagte er mit heiserer Stimme, während aus dem Schalterraum Schreckensrufe und die drohende Stimme eines zweiten Mannes drangen.

Philipp Hausen dachte im Augenblick nur an die Sicherheit seiner Frau und seines Kindes. Erst als der Maskierte näher auf ihn zutrat, wurde ihm bewußt, daß der Kassierer noch den Alarm ausgelöst hatte, und schon jetzt war das Martinshorn eines Streifenwagens zu hören.

Der Bankräuber war nur für den Bruchteil einer Sekunde irritiert.

»Pech für Sie«, zischte er.

Alice klammerte sich an ihren Mann.

»Nicht schießen«, flehte sie.

»Lassen Sie meine Frau und mein Kind in Ruhe«, sagte Philipp Hausen mit einer Stimme, die ihm nicht gehorchen wollte.

»Wir werden sie jetzt noch brauchen«, sagte der Maskierte zynisch.

»Was will der böse Mann, Papi?« jammerte Beate.

»Sei ruhig, mein Kleines«, murmelte Philipp Hausen. »Du mußt jetzt ganz brav sein.«

Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft, aber er fühlte sich machtlos, als er zum Ausgang blickte und bemerkte, daß das Gitter herabgelassen worden war.

Er zwang sich zur Ruhe.

*

Hanna Bluhmes Mittagspause neigte sich dem Ende zu. Sie hatte das Radio angestellt.

Plötzlich wurde die Musik unterbrochen.

»Eine Polizeidurchsage«, tönte eine Männerstimme aus dem Apparat.

Schreckensbleich wurde sie, als sie lauschte, und erregt sprang sie auf, als Dr. Laurin eintrat.

»Es ist die Bank, in der Herr Hausen Direktor ist«, stieß sie bebend hervor.

»Was ist damit?« fragte Dr.