: Klaus-Peter Wolf
: Ostfriesenzorn Der neue Fall für Ann Kathrin Klaasen
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104911953
: Ann Kathrin Klaasen ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ostfriesenzorn' - der 15. Band der Ostfriesenkrimi-Serie mit Kommissarin Ann Kathrin Klaasen von Nummer-1-Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf und eine Ermittlung, die so nie hätte geführt werden dürfen. Sie will Urlaub machen auf Langeoog und in den Dünen entspannen. Doch ihr Schicksal ist längst besiegelt. Denn der Mörder weiß genau, wo er sie am Abend finden und ihr den Weg in die Ewigkeit zeigen wird. Astrid Thoben ist das erste Opfer eines Serientäters, der noch weitere Frauen im Visier hat. Bei ihren Ermittlungen erhält Ann Kathrin Klaasen unerwartet Hilfe von einem alten Bekannten aus dem Knast: Dr. Bernhard Sommerfeldt. Der Mörder wolle ihm beweisen, dass er der Geschicktere sei. Eine Finte, um aus dem Gefängnis zu kommen? Oder ein ehrliches Hilfsangebot? Für Ann Kathrin stellt sich eine hoch moralische Frage: Kann sie die Hilfe eines verurteilten Mörders annehmen, um Leben zu retten? »Ein begnadeter Erzähler und genialer Schreiber, der seinen Figuren wunderbar Tiefe verleiht.« Rolf Kiesendahl/Sylvia Lukassen/WAZ

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Der Mörder war barfuß. Er lag im Dünengras und sah belustigt bei den Dreharbeiten zu. Die Frau, die er noch heute Nacht töten würde, stand lächelnd vor einer Kamera. Wenn das kein Zeichen war …

Judith Rakers wurde überall erkannt. Schließlich kam sie als Tagesschausprecherin und Moderatorin abends in fast alle Wohnzimmer. Sie war freundlich und hatte heute schon für gut ein Dutzend Selfies posiert. Auch Astrid Thoben wurde jetzt von einigen Touristen für eine Berühmtheit gehalten, vielleicht, weil sie dachten, ein Mensch, der mit solchem Aufwand in Szene gesetzt wurde, müsse einfach bekannt sein.

Astrid gab das erste Interview ihres Lebens und fühlte sich wohl dabei. Sie hatte nicht damit gerechnet, von Judith Rakers angesprochen zu werden. Überhaupt war an diesem Tag vieles ganz anders verlaufen, als sie vermutet hatte. Eigentlich wollte sie die Insel mit dem Rad erkunden. Und zwar allein!

Jetzt stand sie am Flinthörn. Zwei Kameramänner und ein ganzes Filmteam wuselten um sie herum.

»Die sind gar nicht da«, hatte Judith zu ihr gesagt und sie dabei so selbstverständlich angeguckt, als seien die beiden tatsächlich alleine miteinander. Schon nach wenigen Augenblicken sprach Astrid ungezwungen und kümmerte sich nicht mehr um die Kameras.

Sie unterhielten sich jetzt wie zwei Frauen, die sich gerade kennengelernt hatten und neugierig aufeinander waren. Der Nordwestwind blies heftig in ein Lichtsegel, das von zwei jungen Männern kaum gehalten werden konnte. Judiths und Astrids Haare flatterten.

Für einige Touristen war es der Höhepunkt ihres Urlaubs, die Dreharbeiten beobachten zu können. Die beiden Frauen vor dieser zauberhaften Kulisse waren eine Augenweide und animierten so manchen Familienpapi, Fotos zu machen, auf denen nicht nur Möwen oder Sonnenuntergänge zu sehen waren.

Inge Schmelzin, die seit fünfzehn Jahren immer wieder auf Langeoog Urlaub machte, zeigte auf Astrid und erklärte ihrer sechzehnjährigen Tochter Annika: »Das ist eine ganz bekannte Schauspielerin. Ich komm bloß gerade nicht auf ihren Namen. Die hab ich schon im letzten Jahr auf der Insel gesehen. Die kauft auch beiRemmers morgens ihre Brötchen ein.«

Annika Schmelzin gab ihrer Mutter sofort recht, hatte dabei aber diesen typischen spöttischen Ausdruck im Gesicht: »Ja, Mama, ich hab die beiVier Beaufort getroffen. Die hat diesen lässigen Hoodie mit einer Muschel drauf bekommen. Weißt du, das Teil, das Papa zu teuer war.«

Inge Schmelzin machte eine abfällige Handbewegung: »Hoodie! Wenn ich das schon höre! Das heißt Kapuzenpullover. Ich kann diese Inflation der englischen Ausdrücke nicht ab.«

Die beiden bemerkten nicht, dass jemand hinter ihnen im Gras lag und sich weder wirklich für die Dreharbeiten interessierte noch für den gigantischen Meerblick. Er knipste nicht Judith im Gespräch mit Astrid, sondern er hielt sein Handy tiefer, so dass er unter Inges und Annikas Röcke fotografieren konnte.

Die zwei liefen weiter vor. Sie wollten nicht nur zuschauen, sondern auch zuhören. Ein Tontechniker hielt die Angel mit dem Mikro zu tief, so dass es von oben ins Bild rutschte. Die Szene musste wiederholt werden.

Niemand beachtete Marco Zielinski. Er sah sich die Aufnahmen auf seinem Display an. Er war noch nicht ganz zufrieden. Das Bild vom Po der Tochter gefiel ihm besonders gut. Sie trug einen ganz normalen weißen Slip. Vermutlich billige Kaufhausware. Eine Hälfte war fast vollständig in ihre Arschritze gerutscht. Das fand er viel geiler als ständig diese öden Stringtangas.

Bei der Mutter konnte er auf dem Bild kaum etwas erkennen. Ihr Minirock war eine Spur zu lang, und der Winkel stimmte nicht. Er hatte nur ihre rechte Kniekehle erwischt und einen Teil vom Oberschenkel. Der Rest lag im Schatten.

Zielinksi versuchte sein Glück erneut. Mutter und Tochter an einem Tag abzuschießen, das war schon ein ganz besonderes Glück. Dafür riskierte er gerne mehr als sonst.

Hier war es schwierig zu fliehen. Man konnte viel zu weit gucken. Sie standen praktisch auf der höchsten Erhebung im Südwesten der Insel. Egal wohin er abhauen würde, sie könnten ihn lange sehen und mit ihren