: Jussi Adler-Olsen
: NATRIUM CHLORID Der neunte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q - Thriller
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423439190
: Carl-Mørck-Reihe
: 1
: CHF 8.10
:
: Spannung
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Mordserie biblischen Ausmaßes. Bizarre Todesarten. Das Sonderdezernat Q im Ausnahmezustand. Der neunte Fall für Kriminalkommissar Carl Mørck und sein Team  »Spreche ich mit Carl Mørck? Unser Kriminaltechniker hat heute in zwei Gräbern etwas gefunden, das Sie interessieren dürfte: Salz. Es wirkt fast so, als wären die Leichen eingesalzen worden. Ergibt das einen Sinn?« An ihrem 60. Geburtstag begeht eine Frau Selbstmord. Ihr Tod führt zur Wiederaufnahme eines ungeklärten Falls aus dem Jahr 1988, der Marcus Jacobsen mit seinem besten Ermittler Carl Mørck zusammengeführt hat. Carl, Assad, Rose und Gordon ahnen nicht, dass der Fall das Sonderdezernat Q an die Grenzen bringt: Seit drei Jahrzehnten fallen Menschen einem gerissenen Serienmörder zum Opfer, der tötet, ohne dass ihm ein Mord nachgewiesen werden kann. Eine erste Spur führt das Team tief hinein in ein System pervertierter Moral und grenzenloser Menschenverachtung. Und die Ermittler müssen sich beeilen, denn die Zeit läuft ... Die große skandinavische Bestseller-Reihe - spannender geht es nicht »Wie immer ein echter Pageturner.« Kieler Magazin »Ein empfehlenswerter Thriller vom dänischen Meister.« Schweriner Volkszeitung Neben der Carl-Mørck-Reihe sind bei dtv außerdem folgende Titel von Jussi Adler-Olsen erschienen: ->Das Alphabethaus< ->Das Washington-Dekret< ->Takeover< ->Miese kleine Morde<

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: das Renovieren alter Häuser. Mit seiner Thriller-Serie um Carl Mørck und seinen Romanen>Das Alphabethaus<,>Das Washington-Dekret< und>Takeover< stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine vielfach preisgekrönten Bücher erscheinen in 42 Ländern.

2


Marcus

Montag, 30. November 2020

Kein schöner Anblick, dachte Marcus Jacobsen, als er seinen Vizepolizeikommissar mit geschlossenen Augen und offenem Mund tiefenentspannt hinter dem Schreibtisch sitzen sah.

Er schob vorsichtig die Füße beiseite.

»Hoffentlich störe ich dich nicht bei etwas Wichtigem, Carl?« Er lächelte süffisant.

Der schläfrige Mann war offenbar noch zu apathisch, um auf so etwas wie Ironie zu reagieren. »Ach Marcus, das ist alles eine Frage der Definition.« Er gähnte. »Ich musste nur mal testen, ob der Abstand von der Tischkante zu meinen Füßen stimmt.«

Der Chef der Mordkommission nickte. Die Renovierung des Kellers unter dem Polizeipräsidium hatte den Kollegen des Sonderdezernats Q mächtig zugesetzt. Und ehrlich gesagt war er selbst auch nicht glücklich, nach dem Umzug der Ermittlungseinheit ins neue Domizil nach Teglholm am Sydhavn das anarchistischste Dezernat des Landes so nahe bei sich zu haben. Die Kombination von Carls verkniffener Miene und Roses ewiger großer Klappe würde jeden fertigmachen. Tatsächlich wünschte er sich Carl& Co. manchmal zurück in die Tiefen des Präsidiumskellers. Aber das würde nicht passieren, das war Marcus klar. Nur gerade in diesem schrecklichen Corona-Jahr wäre es für alle besser gewesen, hätte das Sonderdezernat Q im Keller des alten Präsidiums bleiben können.

»Sieh dir das mal an, Carl.« Er öffnete einen Aktenordner und zeigte auf eine Todesanzeige. Jemand hatte die Seite aus einer Zeitung herausgerissen.

Carl rieb sich die Augen und las.

Maja Petersen

*11. November 1960 – †11. November 2020

Schmerzlich vermisst.

Die Familie

Er sah auf. »Na ja, die Frau starb an ihrem sechzigsten Geburtstag. Aber sonst sagt mir das nichts. Was ist damit?«

Marcus sah ihn ernst an. »Weißt du noch, wann wir uns zum ersten Mal begegnet sind?«

»Keine Ahnung. Wann war das denn? Und warum denkst du bei dieser Anzeige daran?«

»Carl, das war im Januar 1988. Du warst Polizeiassistent auf der Wache Store Kongensgade und ich Vizekriminalassistent in der Mordkommission.«

Carl nahm die Beine vom Tisch und richtete sich auf. »Warum um Himmels willen erinnerst du dich jetzt daran? Kannten wir uns da wirklich schon?«

»Ich erinnere mich daran, weil du und dein Kollege als Erste bei einer brennenden Autowerkstatt ankamen, die gerade in die Luft geflogen war, und dann wegen der Art, wie du dich einer halb bewusstlosen Frau angenommen hast, deren Kind bei der Explosion ums Leben gekommen war.«

Marcus’ bester Ermittler starrte einen Augenblick stumm vor sich hin. Dann nahm er die Zeitung und blickte auf die Anzeige. Sollten seine Augen etwa feucht glänzen? Schwer zu glauben.

»Maja Petersen«, sagte er langsam. »Ist dasdie Maja Petersen?«

Marcus nickte. »Ja, das ist sie. Vor zwei Wochen hat man Terje Ploug und mich zu ihrer Wohnung gerufen. Dort hatte sie schon ein paar Tage im Flur gehangen. Es brauchte kaum eine weitere Untersuchung, um sicher zu sein, dass sie sich das Leben genommen hatte. Auf dem Fußboden unter ihr lag das Foto eines kleinen Jungen, das sie vermutlich bis zum Augenblick des Todes in der Hand gehalten hatte.« Er schüttelte den Kopf. »Im Esszimmer stand eine angegammelte Torte auf dem Tisch, vollkommen unberührt. In zierlicher Schrift waren darauf mit hellblauer Glasur zwei Namen geschrieben:Maja 60 Jahre. Max 3 Jahre. Und darüber hinaus war der Kuchen, etwas untypisch, darf man wohl sagen, statt mit Kerzen mit zwei Kreuzen dekoriert. Eins für jeden Namen.«

»Okay.« Carl legte die Zeitung beiseite und ließ sich zurücksinken. »Das klingt traurig. Selbstmord, sagst du. Und da bist du dir sicher?«

»Ja, klar. Vorgestern fand die Beisetzung statt, ich habe teilgenommen. Und bis auf den Pfarrer, mich und eine ältere Dame war die Kapelle absolut leer, viel trauriger geht es kaum. Ich habe anschließend mit der Dame gesprochen, sie war eine Cousine der Verstorbenen. Wie sich zeigte, war sie es, die die Todesanzeige aufgegeben und mit ›Die Familie‹ unterzeichnet hatte.«

Carl sah ihn nachdenklich an. »Und du warst damals auch am Ort der Explosion? Seltsam, daran habe ich gar keine Erinnerung mehr. Ich erinnere mich an den Schnee und die eisige Kälte und an vieles andere, aber nicht an dich.«

Marcus zuckte die Achseln. Das war mehr als dreißig Jahre her. Warum sollte er auch?

»Das Feuer war gewaltig, und die Brandtechniker konnten nicht mit Sicherheit feststellen