: Pierre Martin
: Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis Ein Provence-Krimi
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426450840
: Ein Fall für Isabelle Bonnet
: 1
: CHF 10.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In Fragolin bahnt sich ein Drama an: der siebte Provence-Krimi mit Wohlfühl-Atmosphäre von Bestseller-Autor Pierre Martin Im beschaulichen Fragolin in der Provence kehrt nach dem dramatischen Tod von Bürgermeister Thierry langsam wieder der Alltag ein. Für »Madame le Commissaire« Isabelle Bonnet gibt es nichts zu tun, also dreht sie ihre morgendlichen Joggingrunden durch die Lavendelfelder, fährt zum Baden ans azurblaue Meer oder trifft sich mit Clodine auf einen Café au lait. Doch dann läuft Isabelles treuem Assistenten Apollinaire eine verwirrte junge Frau vors Auto, die offensichtlich verletzt ist: Die Nordafrikanerin kann sich an nichts erinnern, das vor dem Beinahe-Unfall passiert ist, nicht einmal an ihren Namen. Als alle Versuche scheitern, die Identität der Frau zu ermitteln, trifft Isabelle eine Entscheidung mit dramatischen Folgen ... »Madame le Commissaire« Isabelle Bonnet hat bereits sechs ungewöhnliche Fälle gelöst. Die Provence-Krimis von Pierre Martin sind in folgender Reihenfolge erschienen: - »Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer« - »Madame le Commissaire und die späte Rache« - »Madame le Commissaire und der Tod des Polizeichefs« - »Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild« - »Madame le Commissaire und die tote Nonne« - »Madame le Commissaire und der tote Liebhaber«

Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. 'Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens' war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete 'Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens' - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.

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Le temps guérit toutes les blessures … Die Zeit heilt alle Wunden. Wie oft hatte Isabelle das schon gehört? Viel zu oft. Das letzte Mal vor fünf Minuten. Alain hatte es zu ihr gesagt, der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr. Er war zufällig amCafé des Arts, wo sie gerade frühstückte, vorbeigekommen, hatte sie gesehen und offenbar geglaubt, er müsse ihr Trost spenden. Warum eigentlich? Sah sie so aus, als ob sie es nötig hätte? Ganz bestimmt nicht. Sie ließ sich ihren Seelenzustand nur selten anmerken. Im Guten wie im Schlechten.

Isabelle tunkte gedankenverloren eine Brioche in dencafé au lait. Tatsächlich fühlte sie sich heute sogar ziemlich gut. Ihre Haare waren noch nass vom Duschen. Und wenn sie ihr Gesicht im Badezimmerspiegel richtig in Erinnerung hatte, war sie sonnengebräunt – wie eine Urlauberin.

Natürlich wusste sie, worauf der Chef derpompiers volontaires angespielt hatte. Nämlich auf den Tod des Bürgermeisters Thierry Blès. Dessen Ermordung lag zwar schon eine Weile zurück, aber er war noch allgegenwärtig. Sie selbst dachte besonders viel an ihn, denn sie hatten sich mal sehr nahegestanden.

Le temps guérit toutes les blessures … Isabelle überlegte, dass Alain nicht nur sie im Speziellen gemeint haben könnte, sondern auch sich selbst und mit ihm alle Bürger Fragolins. Der Tod des Bürgermeisters hatte Wunden hinterlassen – und eine große Lücke. Doch nach der anfänglichen Schockstarre war Fragolin zumindest nach außen wieder zur Normalität zurückgekehrt. Der kleine Ort im provenzalischen Hinterland der pulsierenden Côte d’Azur hatte seinen entspannten Lebensrhythmus wiedergefunden. Es schien also zu stimmen, dass mit fortschreitender Zeit alle Wunden verheilten.

Isabelle schüttelte leise den Kopf. Sie wusste es anders. Mit Wunden kannte sie sich aus. Im Lauf ihres Lebens hatte sie schon viele erlitten. Sie »verheilten« nicht wirklich. Es blieben Narben zurück. Manche ließen sich schwer verbergen, wie jene auf ihrer Schläfe, die von einem Bombensplitter herrührte. Andere blieben unsichtbar, vor allem die Narben auf der Seele. Und doch waren sie da.

Trotzdem hatte Alain in gewisser Weise recht. Natürlich half die Zeit über vieles hinweg. Vor allem, wenn man nicht ständig zurückblickte – und beherzigte, was Thierry so oft zu ihr gesagt hatte. Sie solle den Augenblick genießen, hatte er ihr geraten.Vivre le moment présent! Das Leben sei kurz, und man wisse nicht, was der Morgen bringe. Gott sei Dank hat er seinen eigenen Rat, wann immer möglich, beherzigt. Jetzt wäre es dafür zu spät.

Sie stand auf und machte sich auf den Weg zum Rathaus, in dem ihr kleines Kommissariat untergebracht war. Sie tat das, obwohl es nichts zu tun gab. Thierrys Mörder hatte sie zur Strecke gebracht. Einen aktuellen Fall gab es nicht. Sie plante, später zum Baden zu ihrem Lieblingsstrand zu fahren. Auf dem Weg könnte sie stoppen und eine Jogging-Runde durch Lavendelfelder einlegen. Und danach zur Abkühlung ins Meer springen.On verra, man würde sehen.

 

Jacobert Apollinaire Eustache stand bei derPolice nationale im Rang einesSous-Brigadier. Das hörte sich nach viel an, war aber weniger als einLieutenant, doch immerhin mehr als einAdjoint de sécurité. Apollinaire war das sowieso egal. Für ihn war nur wichtig, Madame le Commissaires wichtigster Mitarbeiter zu sein. Genau genommen war er auch ihr einziger. Darauf war er stolz.

Isabelle hegte keinen Zweifel, dass Apollinaire im Kommissariat die Stellung hielt. Er war ein Mann, der auf Disziplin Wert legte. Auch im Nichtstun achtete er auf Struktur und Ordnung. Als einzige Extravaganz pflegte er die Marotte, zur Uniform verschiedenfarbige Strümpfe zu tragen. Dabei kombinierte er schon mal Kniestrümpfe mit Socken. Was man zwar nicht sofort sah, aber Ausdruck besonderer Kühnheit war. Den Dienstvorschriften widersprachen seine Strümpfe so oder so.

Darüber hinaus hatte Apollinaire eine Vielzahl weiterer Spleens, die er als solche aber nicht wahrnahm und deshalb sofort in Abrede stellen würde. Zum Beispiel hasste er Computer und verteufelte alles Digitale. Gleichzeitig hatte er genialische Fähigkeiten, wenn es darum ging, Programme zu hacken oder Firewalls zu überwi