: Regina Raaf
: Kyla - Kriegerin der grünen Wasser Das Erwachen
: tolino media
: 9783739366104
: 1
: CHF 8.10
:
: Fantasy
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die grünen Wasser von Chyrrta bergen ein ebenso düsteres wie tödliches Geheimnis. Ganz auf sich gestellt, wächst das kleine Mädchen Kyla unter der ständig lauernden Gefahr in den Wäldern auf. Bald gerät sie in den Sog verwirrender Ereignisse, die sie schon früh zur erbarmungslosen Kämpferin machen. Ihr Weg zum prophezeiten Schicksal führt über Liebe, Macht und Tod.

Regina Raaf lebt und arbeitet im Oberbergischen Land. Sie schreibt Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

1. Kapitel


Als sie erwachte, erkannte Kyla, dass man sie in einen Käfig gesperrt hatte. Er war so niedrig, dass sie nicht einmal darin hätte stehen können, wenn sie kräftig genug gewesen wäre, um sich zu erheben. Kauernd rüttelte sie an den eisernen Stäben. Sie nahm sich Strebe um Strebe vor, doch ihr Gefängnis war stabil, ohne eine Schwachstelle aufzuweisen.

Kyla wusste nicht, wohin man sie gebracht hatte und ihr Kopf dröhnte heftig. Sie blinzelte in die Düsternis, die von einer kleinen Fackel direkt über ihrem Käfig nur spärlich erhellt wurde; die weitere Umgebung war für ihre Augen undurchdringlich. Kyla hatte den Eindruck, dass es sich um eine Höhle handelte, denn in der Ferne erkannte sie einen hellen Fleck, der mit großer Sicherheit ins Freie führte, dessen Licht hier jedoch nichts mehr ausrichtete.

Ihr Gesicht und ihre Brust klebten vom getrockneten Wildschweinblut – und nun wurde ihr übel davon. Sie erinnerte sich daran, wie das metallisch schmeckende Zeug ihre Zunge benetzt hatte und wie sie es die Kehle hinab gezwungen hatte – nun nahm es die umgekehrte Richtung. Kyla erbrach sich so heftig, dass sie nach wiederholtem Würgen bittere Galle schmeckte. Es passierte ihr nicht zum ersten Mal, dass sie die verschlungene Nahrung unfreiwillig wieder hochwürgen musste. Wann immer sie ein verendetes Tier fand, nährte sie sich davon, selbst wenn der Gestank sie eigentlich hätte warnen sollen. Kyla hatte nichts in ihrem Leben gelernt, außer sich zu nähren, um zu überleben. Und das tat sie aus reinem Instinkt. Es hatte niemanden gegeben, der ihr etwas gezeigt hatte.

In ihrer Erinnerung hatte es lange Zeit nichts als den Wald, die Pflanzen und Tiere um sie herum gegeben – und der Kampf mit alldem, um die besten Nahrungsmittel, und um das wenige genießbare Wasser. Flüsse, Bäche und Seen waren durch Parasiten verseucht, sodass die Tiere, die daraus tranken, elendig krepierten. Von diesen Kadavern hatte Kyla sich schon frühzeitig so fern wie möglich gehalten. Wenn der brennende Hunger es verlangte, hatte sie gejagt. Sie verteidigte sich und ihre Beute mit bloßen Händen, den Zähnen und ihrer List. Sie kämpfte gegen Dumpids, die auf allen vieren liefen und mit ihrem gefleckten Fell kaum auszumachen waren. Die Zähne dieser Raubtiere waren gefährliche Waffen, und wer das Pech hatte, gleich mehreren Dumpids zu begegnen, konnte so böse Verletzungen davontragen, dass er noch an Ort und Stelle verblutete. Mehr als einmal hatte Kyla den gefährlichen Konkurrenten ihre gerade erlegte Beute überlassen und schnell die Flucht ergreifen müssen.

Aber nicht nur wilde Tiere waren eine Gefahr, auch die Mari-Pflanze machte Kyla das Erlangen von Nahrung schwer, denn mit ihren dicken Ranken umschlang sie ausgerechnet die nahrhaftesten und verträglichsten Pilze, die der Wald zu bieten hatte. Einmal von diesen Pflanzen in Besitz genommen, verdorrten die Pilze, und mit ihne