Prolog
Emery
Hartwell
Gegenwart
Der nussige, rauchige Karamell-Kaffeeduft umgab mich meist noch lange nach dem Ende meines Arbeitstags. Nur gut, dass ich den Geruch mochte. Er vermittelte mir ein Gefühl von Zufriedenheit, Kontrolle und Sicherheit, da er normalerweise bedeutete, dass ich mich an meinem Lieblingsort befand.
In meinem Buchladen und Café.
Doch während ich jetzt vor meiner supermodernen Kaffeemaschine stand, empfand ich keine Spur der üblichen Zufriedenheit. Ich versuchte, mich auf die Zubereitung eines Cappuccinos zu konzentrieren und nicht an mein unreifes Verhalten von vorhin zu denken.
Bailey hatte Ivy Green in unseren Freundeskreis aufnehmen wollen.
Da ich von dieser Idee allerdings nicht begeistert war, haben sich die anderen dagegen entschieden. Als wären wir noch in der Mittelschule.
Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden, und stöhnte leise. Während ich dem Kunden den Kaffee reichte, das Geld dafür entgegennahm und mich dem nächsten Gast zuwandte, befand sich nur eine Hälfte von mir hier im Laden. Die andere steckte in meinem Kopf fest, wo sie noch eine ganze Weile bleiben würde. Immer wenn ich etwas Ärgerliches getan hatte, grübelte ich ziemlich lange darüber nach. Selbst wenn ich mich endlich wieder anderen Dingen widmete, war das Thema nie komplett erledigt, sondern tauchte oft nach einigen Monaten noch einmal auf, um mich erneut zu plagen. Einfach nur so.
Ivy Green war Iris’ Tochter, und Iris gehörte zu den Menschen, die ich wirklich gernhatte. Sie war die einzige Person gewesen, die mir nahestand, bevor Jessica Huntington – jetzt Lawson – in Hartwell Urlaub machte und danach hierblieb. Jessica hatte etwas an sich, das mich sofort Vertrauen zu ihr fassen ließ, und das, obwohl ich normalerweise Schwierigkeiten damit habe, jemandem zu vertrauen.
Iris hatte ich auch vertraut.
Und nun vergalt ich ihr ihre Freundschaft auf diese Art? Indem ich meinen Einfluss bei meinen Freundinnen nutzte, um ihre Tochter aus einer großartigen Frauengruppe auszuschließen, die ihr in einer sehr schweren Zeit helfen könnte?
Ivy hatte früher als Drehbuchautorin in Hollywood gelebt und war mit dem berühmten Regisseur Oliver Frost verlobt gewesen, der traurigerweise an einer Überdosis Drogen gestorben war. Als sie nach Hartwell zurückkam, war sie völlig am Boden zerstört. Und dann wurde sie auch noch von Deputy Freddie Jackson überfallen und mit einer Waffe bedroht. Freddie wollte Geld von ihr erpressen, nachdem er den hiesigen Geschäftsmann Stu Devlin ermordet hatte. Meine andere gute Freundin Dahlia McGuire wurde bei dem Versuch, Ivy zu beschützen, angeschossen, woraufhin Ivy Freddie Jackson eine Oscar-Statue über den Kopf schlug, um Dahlia zu retten.
Willkommen in Hartwell, Leute!
In den letzten Jahren ist hier einiges geschehen.
Bevor Oliver starb, hatte Iris sich große Sorgen um ihre Tochter gemacht, vor allem, weil sie komplett den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen hatte. Immer wieder hatte ich