Ursprünge I
Als ich begann mich mit der Geschichte meiner Juister Familie näher zu befassen, stieß ich beim Studium der alten Kirchenbücher auch auf Ereignisse und Namen, von denen ich nichts wusste, oder nur andeutungsweise gehört hatte. Ich tauchte tiefer ein in die zeitgeschichtliche Entwicklung der Insel und ihrer Bewohner, entdeckte viel Wissenswertes und teilweise auch Amüsantes und beschloss, es meinen Schilderungen über die Lebensspuren meiner Juister Familie voranzustellen.
Ganz genau weiß man nicht wann die ersten Menschen auf Juist siedelten und mich bewegt auch viel mehr die Frage, was sie bewogen haben mag sich auf dieser kargen Insel niederzulassen. Überall anders musste es besser gewesen sein, als auf diesem öden Stück Erde, dessen Boden kaum etwas abzuringen war. Waren es Verurteilte, Ausgestoßene, denen man die bürgerliche Existenz, sofern man damals davon sprechen konnte, aberkannt aber das Leben gelassen hatte? Mit letzter Sicherheit werden wir diese Frage nie beantworten können.
Aber einen Hinweis auf Besiedelung der Insel erhielt man in neuerer Zeit. Bei Bodenuntersuchungen (Heie F. Erchinger) fand man Hellerkannten (Heller = Salzwiese) aus der Zeit um 1000 n. Chr. mit dem Abdruck von Rinderhufen. Wo Rinder waren, waren auch Menschen folgert man daraus. Diese trocken gefallene Hellerkante entdeckte man am Nordstrand vor den Billdünen. Um das Jahr 1000 lagen die ostfriesischen Inseln viel weiter nördlich als heute. Diese Hellerkante könnte also an der Südseite der damals möglicherweise viel breiteren Insel gelegen haben. Da bleiben noch einige Fragezeichen. Belastbarer, so meine ich, ist eine Angabe im Ostfriesischen Urkundenbuch, herausgegeben von Dr. Ernst Friedländer. Dort steht u.a. geschrieben, dass Witzel tom Brook, Herr von Ostfriesland, seine Landschaften aufzählt, darunter auch die ostfriesischen Inseln Borklyn, Just, Burse oder Buise und weitere. Die Urkunde datiert vom 11. September 1398. Sie sagt nichts darüber aus, ob damals auch Menschen auf der Insel lebten, aber wir dürfen es annehmen, denn eine öde Sandbank wäre des Aufzählens kaum wert gewesen.
Ich hoffe mehr zu erfahren, habe aus einem von meiner Mutter aufbewahrten Karton mit Heften und Büchern aus meiner Schulzeit die AbhandlungDe Juest, Zur Kulturgeschichte des alten Eilands herausgefischt. Nichts erinnert mich an dieses Heft, umso erwartungsvoller beginne ich darin zu lesen. Und dort finde ich auch einen deutlicheren Hinweis auf die Besiedelung der Insel. Henrikus Ubbius, verfasste 1530, wahrscheinlich in Rom, eine Beschreibung Ostfrieslands in lateinischer Sprache. Ubbius s