: Stina Jensen
: Mondschein, Flan und Winterherzen
: Sótano
: 9783754686379
: 1
: CHF 4.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 340
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Geschichte voller Geheimnisse. Leise wie Schneefall im Mondschein.

Der Auszug ihres Sohnes lässt die Allgäuerin Carola einsam zurück. In ihrem Leben gibt es nur noch die zermürbende Arbeit als Hotelmanagerin und daserlösende Glas Wein am Abend. Kurz vor Weihnachten reißt ein Vorfall unter den Kolleginnen eine alte Wunde in ihr auf. Bei einer Auszeit in den mallorquinischen Bergen hofft sie, Abstand von ihrem Kummer zu finden. Und trifft auf Patrick, den einzigen anderen Gast in der Finca. Wie das überraschende Schneegestöber draußen wirbelt er ihre Gefühle ordentlich durcheinander und lässt sie endlich wieder lachen - doch auch Patrick hat sein Päckchen zu tragen und ist außerdem verheiratet. Und dann ist da noch Lydia, mit deren Hilfe sie es schafft, sich dem dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit zu stellen. Allmählich kehren Carolas Lebensgeister zurück. Aber kann sie ihr Leben in der alten Heimat so einfach ändern?Dort müssten Dinge auf den Tisch, die sie viel zu lange für sich behalten hat ...

Ein Roman, bittersüß wie spanischer Karamellpudding.

Dies ist der sechste Teil der WINTERknistern-Reihe. Alle Romane können unabhängig voneinander gelesen werden. Die WINTERknistern-Reihe: Plätzchen, Tee und Winterwünsche; Misteln, Schnee und Winterwunder; Sterne, Zimt und Winterträume; Muscheln, Gold und Winterglück; Vanille, Punsch und Winterzauber; Mondschein, Flan und Winterherzen; Engel, Blues und Winterfunkeln. Lesen Sie auch die Insel- und Gipfelfarben-Reihe von Stina Jensen.

STINA JENSEN liebt die Inseln der Nord- und Ostsee genauso wie die Balearen, und auch Irland und Island rangieren ganz oben auf der Liste ihrer Lieblingsinseln. Allerdings mag sie die Berge fast noch ein bisschen lieber und hat auch dort schon etliche ihrer Geschichten verortet. Die Autorin liebt einfach das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm - meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman.

9


Lydia Bertrams hennarotes Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern. Sie trug eine Jeans, eine geblümte Bluse und Stiefeletten, dazu eine Steppweste. Ich schätzte sie auf um die Fünfzig. Wie mit ihr verabredet, wartete sie hinter der Gepäckausgabe auf mich. Sie reichte mir die Hand und bot mir gleich nach unserer Begrüßung das Du an, das sei bei Pura Vida so üblich.

Ich stimmte zu, ohne zu zögern. In der Hotellerie duzte sich jeder mit jedem.

»Hattest du einen guten Flug?«, erkundigte sie sich, während wir Richtung Ausgang gingen.

»Abgesehen von meiner Nervosität schon«, antwortete ich verlegen. Ich wusste gar nicht, weshalb meine Aufregung noch immer wuchs. Auf mich wartete doch etwas Schönes. Besonders auf die leckeren Tapas freute ich mich.

Die Therapeutin lächelte mir aufmunternd zu. »Einige Teilnehmende unseres Programms kommen hier als wahre Nervenbündel an. Die Vorstellung, drei Wochen mit sich selbst beschäftigt zu sein, bereitet manchem Sorge. Aber du wirst sehen, wir begleiten euch dabei und sind immer für euch da.«

Mit Schwung lud sie meinen Koffer und die Reisetasche in einen Lieferwagen und bat mich, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Während sie das Auto vom Flughafengelände lenkte, erklärte sie mir, dass dieser Wagen uns Klienten nach Absprache in unserer Freizeit zur Verfügung stehe. »Ihr müsst ihn nur immer betanken.«

Schon starteten wir die Fahrt über die Insel. Es war nicht besonders kalt, die Temperaturanzeige meldete zwölf Grad. Der Regen hatte inzwischen aufgehört.

Bewundernd betrachtete ich die fremde Landschaft. Hier war alles recht flach. Brachliegendes Land mit einzelnen Gebäuden darauf kam in Sicht, Lagerhallen, Wohnhäuser. In der Ferne waren ein paar rostige Windmühlen zu erkennen, die nicht mehr in Betrieb waren. Die Umgebung war grüner, als ich gedacht hatte. Hinter allem war das Meer zu erahnen, das ich vom Flugzeug aus gesehen hatte.

»Hat es viel geregnet in letzter Zeit?«, fragte ich meine Fahrerin.

»Den ganzen Herbst kam einiges runter, ja – zum Leidwesen der Touristen. Uns hat es natürlich gefreut. Bei uns oben sind auch noch weitere Schneefälle angekündigt.« Sie lächelte. »Mit den Alpen können wir natürlich nicht mithalten. Und Skifahren kann man hier auch nicht. Aber einen kleinen Schneemann haben wir dieses Jahr schon gebaut.«

Auf der Strecke Richtung Tramuntana-Gebirge berichtete Lydia über Land und Leute der Insel. Die größte Gruppe an Ausländern waren gar nicht Deutsche, so wie ich es erwartet hätte, sondern Marokkaner. Außerdem gab es noch Engländer und Schweden, die ganze Viertel bewohnten. Sie erzählte das alles mit einem Augenzwinkern; sie war ja selbst eine Ausländerin, die einen kleinen Teil der Insel für sich beanspruchte.

»Seit wann lebst du hier?«, fragte ich.

»Seit knapp acht Jahr