: Bernard Cornwell
: Die dunklen Krieger Historischer Roman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644566415
: Die Uhtred-Saga
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Da war Feuer in der Nacht. Feuer, das den Himmel versengte und die Sterne verblassen ließ. Feuer, dessen dichter Rauch über das Land zwischen den Flüssen quoll. Ein brüchiger Friede herrscht in den Reichen der Angelsachsen. Mercien im Norden wird nun von Æthelflæd regiert, Tochter des verstorbenen Königs Alfred: eine Frau, geboren zum Herrschen. An der Nordgrenze des Landes hat sie ihren erfahrensten Kriegsherrn installiert, Uhtred ist sein Name. Und aus dem Norden kommt auch der Feind, ein mächtiges Heer aus Iren und Nordmännern, angeführt vom furchtbaren Ragnall Ivarson. Ragnall hat einen Bruder, mit dem Uhtred sich in der Vergangenheit schon gemessen hat, den er als Krieger achtet - und den seine Tochter zum Mann genommen hat. Bald kommt Zweifel auf im Reiche Mercien, woran Uhtred sich am Ende mehr gebunden fühlen wird: an Treueid oder Blutsverwandtschaft. Der neunte Band von Bernard Cornwells Wikingersaga: geliebt, verfilmt, ein Welterfolg.

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt - Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.

Erster TeilFlammen auf dem Fluss


Eins


Da war Feuer in der Nacht. Feuer, das den Himmel versengte und die Sterne verblassen ließ. Feuer, dessen dichter Rauch über das Land zwischen den Flüssen quoll.

Finan weckte mich. «Ärger», war alles, was er sagte.

Eadith regte sich, und ich schob sie von mir weg. «Bleib hier», sagte ich zu ihr und rollte mich aus den Schafsfellen. Ich tastete nach meinem Umhang aus Bärenfell und legte ihn mir um die Schultern, bevor ich Finan auf die Straße folgte. Es schien kein Mond, da war nur der Widerschein der Flammen auf der riesigen Rauchwolke, die mit dem Wind landeinwärts zog. «Wir brauchen mehr Männer auf den Wällen», sagte ich.

«Schon erledigt», sagte Finan.

Also blieb mir nichts mehr zu tun, als zu fluchen. Und ich fluchte.

«Es ist Brunanburh», sagte Finan düster, und ich fluchte noch einmal.

Leute sammelten sich auf der Hauptstraße von Ceaster. Eadith war aus dem Haus gekommen, sie hatte sich in einen weiten Umhang gewickelt, und ihr rotes Haar schimmerte im Licht der Laternen, die an der Kirchentür brannten. «Was ist los?», fragte sie verschlafen.

«Brunanburh», sagte Finan grimmig. Eadith bekreuzigte sich. Ich erhaschte einen Blick auf ihren nackten Körper, als ihre Hand unter dem Umhang hervorglitt, um ihre Stirn zu berühren, dann zog sie das schwere, wollene Tuch wieder eng um ihre Mitte zusammen.

«Loki.» Ich sprach seinen Namen laut aus. Er ist der Gott des Feuers, ganz gleich, was einem die Christen erzählen wollen. Und Loki ist der unzuverlässigste von allen Göttern, ein Schwindler, der uns hinters Licht führt, bezaubert, im Stich lässt und uns verletzt. Feuer ist seine zweischneidige Waffe, sie kann uns wärmen, unser Essen garen, uns versengen oder uns töten. Ich berührte den Thorshammer, der um meinen Hals hing. «Æthelstan ist dort», sagte ich.

«Wenn er noch lebt», sagte Finan.

Solange es dunkel war, konnten wir nichts ausrichten. Es war ein Ritt von wenigstens zwei Stunden nach Brunanburh, und in dieser finsteren Nacht würde es noch länger dauern, wenn wir durch den Wald stolperten und womöglich in einen Hinterhalt der Männer gerieten, die das Feuer in der Wehrstadt gelegt hatten. Alles, was ich tun konnte, war, auf den Wällen Ceasters Wache halten zu lassen, für den Fall, dass im Morgengrauen ein Angriff erfolgte.

Ich rechnete nicht mit solch einem Angriff. Ceaster war von den Römern erbaut worden und genauso stark wie jede erdenkliche andere Festung in Britannien. Die Nordmänner würden einen gefluteten Graben überqueren müssen, um dann Leitern an die hohen Steinmauern zu stellen, und Nordmänner haben noch nie gern Festungen angegriffen. Doch nun stand Brunanburh in Flammen, wer konnte da schon wissen, welch unwahrscheinliche Dinge der Morgen bringen würde? Brunanburh war unsere jüngste Wehrstadt, erbaut von Æthelflæd, die über Mercien herrschte, und diese Wehrstadt wachte über den Fluss Mærse, der den Schiffen der Nordmänner einen einfachen Weg ins Herz Britanniens bot. In früheren Jahren war die Mærse viel befahren worden, stetig waren Riemen in ihr Wasser eingetaucht und durchgezogen worden, und die drachenköpfigen Schiffe hatten sich gegen die Strömung des Flusses gestemmt, um ständig neue Krieger zu dem immerwährenden Kampf zwischen Nordmännern und Sachsen zu bringen, doch Brunanburh hatte diesem Treiben ein Ende gesetzt. Wir hielten dort eine Flotte von zwölf Schiffen bereit, deren Mannschaften von den mächtigen Palisaden Brunanburhs geschützt wurden, und die Nordmänner hatten gelernt, diese Schiffe zu fürchten. Wenn sie jetzt an der Westküste Britanniens landeten, gingen sie nach Wales oder nach Cumberland, das wilde, ungezähmte Land nördlich der Mærse.

Außer in dieser Nacht. In dieser Nacht loderten Flammen an der Mærse.

«Zieh dich an», sagte ich zu Eadith. Es würde in diese