: Axel Adamitzki
: Frosch, König und Königin
: tolino media
: 9783754663097
: 1
: CHF 1.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 172
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dominik Bendow, dreiundzwanzig Jahre alt, träumt seit drei Jahren davon, durch die Liebe einer schönen Frau aus seinem misslichen Leben erlöst zu werden. Er lebt allein mit seiner Mutter. Er scheut jegliche Konflikte, er ist ein ?Frosch?. Von seiner Mutter hat er gelernt, dass man nur etwas bekommt, wenn man vorher etwas gibt - auch im Gefühlsleben. Erlöse und du hast einen Anspruch auf Erlösung. In Camilla glaubt er, endlich die Frau gefunden zu haben, die er erlösen kann, die ihn dafür lieben wird. Eine entsetzliche Bloßstellung, die sein Innerstes heftig erschüttert, lässt ihn schließlich ?erwachen?. Wird aus dem ?Frosch? Dominik tatsächlich der ?König? Dominik? Und, mehr noch, ?sieht? und findet er am Ende seine Königin?

Geboren und aufgewachsen bin ich in Berlin. Nach dem Studium, noch vor dem Mauerfall, habe ich diese schöne Stadt aus beruflichen Gründen verlassen. Immer wieder komme ich gern zu Besuch. Heute lebe ich im Rheinland.

Kapitel 1


 

Es war einer dieser Tage, die gänzlich überflüssig erschienen. Wenngleich sich in Dominik Bendows Leben in der nächsten Zeit viel verändern sollte, war heute davon nichts zu spüren. Im Gegenteil, an diesem Freitag sollte ihm der Zwiespalt seines Lebens, der ihm oft genug seine zukunftsträchtigen Gedanken verstellte, erneut schonungslos deutlich werden.

 

Dominik war enttäuscht. Man sah es ihm an. Obwohl, er sah immer aus, als sei er enttäuscht. Allein Menschen, die ihn wirklich kannten, würden den Unterschied sehen. Und im Grunde traf das einzig auf einen Menschen zu: auf seine Mutter. Zumindest glaubte er das.

»So, damit haben wir es für heute. Noch Fragen?«, rief er in die Runde und blickte jeden Anwesenden kurz an.

Natürlich nicht. An einem Freitag um vierzehn Uhr gab es Nachfragen, wenn am folgenden Montag die Klausur in darstellender Geometrie bevorstand, auf die die Studierenden, die hier in seinem Tutorial saßen, sich vorbereiteten. Heute, mitten im Semester, wollten alle lediglich weg.

»Gut. Und ein schönes Wochenende. Wir sehen uns am Dienstag wieder.« Freudlos sah er die sieben Studenten an. Der achte Platz war erneut leer geblieben. Bekümmert und bedrückt wendete Dominik sich ab.

Während der Seminarraum sich leerte, sammelte er seine Unterlagen zusammen, ließ sie in seine abgewetzte braune Ledertasche gleiten und blickte noch einmal hinüber zu dem achten Platz.Was ist mit ihr?, fragte er sich.Heute fehlt sie schon zum dritten Mal. So wird sie die Klausur ganz sicher nicht bestehen.

Dominik schüttelte den Kopf, nahm seine Tasche, trat an die Tür, hob seinen Mantel vom Haken, sah sich ein letztes Mal um, löschte das Licht und ging verdrossen, mit gesenktem Kopf, den langen leeren Flur entlang. Ein langweiliges, austauschbares Wochenende stand ihm bevor. Wie er das hasste. Nichts daran konnte er ändern. Ihr Blick, freundlich und verloren, Hilfe suchend und voller Zweifel, hätte ihn getragen – der Blickseiner Prinzessin.

Auf der Straße tauchte er in einen trüben Januartag ein. Den Kopf eingezogen, wirkte er keinesfalls wie ein Mann von eins vierundachtzig, zudem verschwand der Kopf hinter dem hochgeschlagenen Mantelkragen, was ihn beinahe gänzlich in seinem langen Wintermantel verschwinden ließ. Die blauen Augen, ewig suchend, tasteten still den Gehweg ab. Die hängenden Schultern passten so gar nicht zu seinem festen Schritt.

Kälte umgab ihn. An den Ohren, in seinen Gedanken. Er blieb kurz stehen, zerrte aus der Manteltasche eine schwarze Strickmütze hervor und zog sie sich über den halblangen Haarschopf. Links und rechts lugten braune wellige Strähnen unordentlich wie bei einem kleinen Jungen hervor. Die Ohren waren nun geschützt, die Gedanken froren noch immer.

Ohne Hast ging er weiter, zur U-Bahn.Camilla Dammers, dachte er.Meine Prinzessin.Was sie wohl macht? Ihren Namen würde er nie vergessen.

 

*

 

Die vier Stationen bis nach Hause stand er wie immer angelehnt neben einer Tür. Niemand achtete hier auf ihn. Man war mit sich beschäftigt, teilte der Welt aufgefordert oder unaufgefordert oder gar aufdringlich mit, wo man sich im Moment befand, was man gerade tat, ode