: Ben Aaronovitch
: Der böse Ort Roman
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423422802
: Die Flüsse-von-London-Reihe (Peter Grant)
: 1
: CHF 7.20
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: Fantasy
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Magische Architektur in Südlondon Seltsame Dinge geschehen im Skygarden Tower, einem berüchtigten Sozialwohnblock in Südlondon. Dinge, die eine magische Anziehungskraft auf Police Constable und Zauberlehrling Peter Grant ausüben. Zunächst geht es nur um ein gestohlenes altes Buch über Magie, das aus der Weißen Bibliothek zu Weimar stammt. Doch dann weitet sich der Fall rasant aus. Denn der Erbauer des Tower, Erik Stromberg, ein brillanter, wenngleich leicht gestörter Architekt, hatte sich einst in seiner Zeit am Bauhaus offenbar nicht nur mit modernem Design, sondern auch mit Magie befasst. Was erklären könnte, warum der Skygarden Tower einen unablässigen Strom von begabten Künstlern, Politikern, Drogendealern, Serienmördern und Irren hervorgebracht hat. Und warum der unheimliche gesichtslose Magier, den Peter noch in schlechtester Erinnerung hat, ein so eingehendes Interesse daran an den Tag legt ...

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter>Doctor Who<, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

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Absolut menschliche Monster


Um 23.23 Uhr lenkte Robert Weil seinen im Jahre 2003 zugelassenen Volvo V70 über die Autobahnbrücke, die das Dorf mit dem denkwürdigen Namen Pease Pottage mit der gleichnamigen Raststätte verbindet. Den genauen Zeitpunkt kennen wir, weil es der Moment war, in dem das Auto von den Straßenüberwachungskameras erfasst wurde. Trotz starken Regens und schlechter Sicht war in der Vergrößerung klar zu erkennen, dass Robert Weil allein im Wagen saß.

Im Nachhinein erscheint es verdächtig, wie übersorgfältig Robert Weil dann im Kreisverkehr links auf die Straße abbog, die im Bogen um die Raststätte herum und über eine zweite Autobahnbrücke nach Crawley hinein führt. Die Einmündung der Autobahnausfahrt in diese Straße ist tückisch, deshalb gibt es dort eine Ampel, um Unfälle zu vermeiden. Wir wissen nicht, warum Robert Weil bei Rot über diese Ampel fuhr. Eine These lautet, dass es sich um einen Hilferuf handelte, den unbewussten Wunsch, erwischt zu werden. Eine andere, dass er nur möglichst schnell nach Hause wollte und das Risiko absichtlich einging – das erklärt aber nicht sein vergleichsweise gemächliches Tempo von knapp 50 Stundenkilometern. Ich persönlich glaube, er war so darauf bedacht, die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten und nicht aufzufallen, dass er die Ampel gar nicht bemerkte – er hatte ganz andere Dinge im Kopf.

Wir wissen auch nicht, was Allen Frust dachte, als er mit etwa 85  Stundenkilometern in seinem fünf Jahre alten Vauxhall Corsa im rechten Winkel zu Robert Weil die Autobahnausfahrt herunterkam. Da er Grün hatte, bog er ohne zu zögern links ab. Mitten auf der Kreuzung rammte er frontal die Seite von Robert Weils Volvo, dicht vor dessen Beifahrertür. Nach Angaben der Spurensicherung der Verkehrspolizei Sussex verlangsamte keines der beiden Fahrzeuge oder versuchte auszuweichen, weshalb anzunehmen war, dass in dem Regen und der Dunkelheit keiner der Fahrer den anderen bemerkt hatte.

Durch den Aufprall wurde der Volvo an die Leitplanke auf dem Grünstreifen geschoben, wo er zum Stehen kam. Der fast doppelt so schnelle Vauxhall drehte sich mehrmals auf der nassen Fahrbahn, überschlug sich dann und krachte in den Baumbestand ein Stück voraus. Den Ermittlungen zufolge retteten Anschnallgurt und Airbag Allen Frust zunächst das Leben, doch während des Überschlags löste sich leider der Gurt. Frust wurde gegen das Autodach geschleudert und brach sich das Genick.

Die erste Beamtin vor Ort warPC Maureen Slatt von der nahe gelegenen Polizeistation Northgate in Crawley. Sie war knapp einen Kilometer nördlich allein auf Streife gewesen und traf trotz der sich zusehends verschlechternden Wetterbedingungen keine zwei Minuten später an der Unfallstelle ein.

Da es kaum etwas gibt, wobei mehr Polizisten ums Leben kommen oder verletzt werden als beim Aufnehmen von Verkehrsunfällen an Schnellstraßen, parkte sie zunächst ihren Streifenwagen in »Abwehrstellung« mit eingeschalteten Scheinwerfern, Warnblinker und Blaulicht mitten auf der Kreuzung. Solchermaßen notdürftig vor nächtlichen Kamikazefahrern geschützt, eilte sie zu dem Volvo, in dem Robert Weil benommen, aber ansprechbar saß, und weiter zu dem Vauxhall, wo sie Allen Frust vorfand, schlaff und gänzlich tot. Nachdem sie rasch die umgebenden Büsche abgeleuchtet hatte, ob eventuell weitere Insassen des Vauxhall aus dem Wagen geschleudert