Kapitel 1 – Jane
New York City. Mein großer Traum liegt genau unter mir. Die Skyline ist atemberaubend und einfach ganz anders als in meiner Heimat. Im Gegensatz zur Großstadt, die niemals schläft, liegt Stowe im Januar unter Schneemassen bedeckt ganz still da. Die bergige Landschaft gibt der Gegend einen ganz besonderen Charme – wären da nicht die vielen Touristen, die im Winter über die verschlafene Kleinstadt herfallen. Dieses Jahr entfliehe ich dem gewohnten Chaos, um mein eigenes Abenteuer zu erleben – in New York.
Fasziniert schaue ich aus dem kleinen Flugzeugfenster und bin total aufgekratzt, während die Landebahn näher kommt. Ich bin noch nie zuvor geflogen, und dieses Gefühl beim Start, der Blick aus dem Fenster, alles ist einfach so großartig. Voller Adrenalin und Vorfreude darauf, meinen großen Traum – endlich dem eintönigen Kleinstadtleben zu entfliehen – wahr werden zu lassen, fühle ich mich wie in einem Rausch. Selbst das Ruckeln bei der Landung kommt mir spektakulär vor.
Als das Flugzeug endlich über das Rollfeld auf seinen Platz fährt, höre ich um mich herum Geraschel, während die anderen Passagiere beginnen, ihr Handgepäck aus den Fächern holen. Der Business-Flieger ist nur halb besetzt, und die Mitreisenden sind fast nur Anzugträger. Obwohl ich vorhabe, direkt nach der Landung ins Hauptbüro von Woods Luxury zu fahren, bin ich leger gekleidet. Mein Job im Headquarter der Hotelkette, die im letzten Jahr zusammen mit meinem Bruder einen Baumhauspark in Stowe errichtet hat, beginnt jedoch erst in der nächsten Woche. Damit habe ich noch einige Tage, um richtig anzukommen und die Stadt zumindest ansatzweise kennenzulernen.
Etwas später stehe ich am Kofferband und warte auf mein Gepäck. Es dauert ewig, bis die ersten Teile herangerollt kommen. Mit mir stehen bloß drei weitere Personen hier, die anderen Passagiere haben wohl nur Handgepäck dabei. Vielleicht ist das normal auf einem Businessflug. Meine beiden Koffer tauchen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich auf, und ich zerre die schweren Dinger vom Band.
Voller Tatendrang folge ich der Beschilderung zum Ausgang des JFK-Flughafens und laufe gemütlich durch die Halle. Hier herrscht ordentlich viel Trubel, aber der rauscht an mir vorbei. Mit Vorfreude auf die Stadt strebe ich der breiten Tür entgegen, direkt nach draußen.
Im Gegensatz zum verschneiten Vermont empfängt mich hier trüber Nieselregen. Dadurch lasse ich mir meine gute Laune aber nicht verderben. Mit den zwei dicken Koffern und dem Rucksack auf den Schultern verharre ich suchend unter dem Vordach und entdecke schon bald eine Reihe von Taxis, die auf Kundschaft warten.
Wie ein Wildschwein durchs Unterholz versuche ich mir den Weg zum Taxi zu bahnen und remple dabei ständig Leute an, die stur auf ihren Plätzen stehen bleiben, statt einen halben Meter Platz zu machen. Höflich entschuldige ich mich bei den griesgrämigen Menschen und stelle mich in der Schlange an.
Als ich drankomme, nimmt mir der Fahrer sogleich das Gepäck ab und hebt es in den Kofferraum. »Hatten Sie einen guten Flug?«, fragt er, wobei das Ende seines Satzes im Knall des zuschlagenden Kofferraums untergeht.
Lächelnd nicke ich. »Den hatte ich, vielen Dank.« Ich steige auf die Rückbank und nenne ihm mein Ziel: Woods Luxury. Mein neuer Chef weiß noch nicht, dass ich heute schon eintreffe, und auch seine Schwester – die in wenigen Monaten meinen Bruder Nathan heiraten wird – hat Ben nichts von meiner früheren Ankunft erzählt. Ich will ihn überraschen und hoffe sehr, dass er mir am nächsten Wochenende die Stadt zeigen wird.
Zügig kommen wir vorwärts, doch je weiter wir aufs Zentrum zusteuern, desto zäher wird der Verkehr. Immer öft