Mittwoch, der4. Mai,
leicht bewölkt,16 Grad
Die meisten Unfälle passieren im Haushalt.« Inge blieb an der Tür stehen und schüttelte empört den Kopf. »Und genau deshalb habe ich diese teure Leiter gekauft. Sabine, die müssen Sie jetzt aber auch benutzen.«
»Bis ich die aufgestellt habe, ist das Fenster schon geputzt.« Lächelnd stieg Sabine Schäfer vom Stuhl und nahm den kleinen Eimer von der Fensterbank. »Schon fertig. Ohne Unfall.«
»Es ist mein Ernst.« Energisch ging Inge durch den Raum und schob den Stuhl zurück an den Tisch. »Dieser Stuhl ist erfunden worden, damit man sich draufsetzt, nichtstellt. Ich will nicht noch einmal sehen, dass Sie darauf balancierend die Fenster putzen. Sie sind doch hier nicht im Zirkus. So. Und jetzt kommen Sie, Kaffee ist fertig. Sie müssen unbedingt diese kleinen schwedischen Kuchen probieren. Rezept von Charlotte. Meine Schwägerin backt immer so besondere Sachen.«
Sabine folgte ihr langsam in die Küche, leerte den Eimer aus und wischte sich die Hände trocken, bevor sie sich setzte. »Frau Müller, Sie müssen sich doch nicht immer solche Mühe machen.« Ihr Blick wanderte über den gedeckten Tisch. »Ich bin ja kein Kaffeebesuch.«
»Na, zum Glück.« Inge goss Kaffee in die Tassen. »Wissen Sie, wie Charlotte und ich Sie nennen? Die Fee. Was ist dagegen ein langweiliger Kaffeebesucher?«
Sabine lächelte und nahm sich ein kleines Stück Kuchen vom Teller. Ein zufriedenes Lächeln huschte über Inges Gesicht. Sabine Schäfer war ja so ein Glücksgriff. Inge würde alles tun, um es ihr so schön wie möglich zu machen. Damit sie nur ja nie auf den Gedanken käme, ihre Tätigkeit im Hause Müller zu beenden, weil sie sich vielleicht in anderen Häusern wohler fühlte. Oder da weniger zu tun hatte. Inge hoffte inständig, dass so etwas nie passieren würde. »Und?«, fragte sie, während sie den Teller noch ein Stück näher zu Sabine schob. »Wie geht es Ihnen sonst so?«
»Danke.« Sabine hob den Blick und sah sie an. »Gut. Jetzt wird das Wetter ja auch noch schön, da hat man doch gleich bessere Laune.«
»Ja.« Inge nickte. »Für Mai ist es bis jetzt ja auch ganz schön kalt.« Sie machte eine Pause und wartete, bis Sabine in der nachfolgenden Stille das kleine Stück Kuchen aufgegessen und Kaffee getrunken hatte. »Haben Sie eigentlich für den Sommer irgendwelche Urlaubspläne?«
»Noch nicht.« Lächelnd schob Sabine ihren Teller von sich und sah Inge an. »Und wenn, dann sage ich Ihnen rechtzeitig Bescheid.«
»So war das gar nicht gemeint.« Inge hob die Hände. »Ich habe wirklich nur aus Interesse gefragt. Sie können natürlich jederzeit in den Urlaub fahren, Hauptsache, Sie kommen wieder.«
Sabine lachte. »Ich bin mit der Arbeit bei Ihnen sehr zufrieden, Frau Müller, Sie müssen sich nicht solche Gedanken machen. Aber jetzt muss ich mal auf die Uhr sehen. Ich habe nur noch eine Stunde und oben noch gar nicht angefangen. Danke für den Kaffee.« Sie stand schon und trug ihr Geschirr zur Spüle, bevor sie den Raum verließ.
»Die Leiter«, rief Inge ihr hinterher, dann nahm sie sich selbst ein Stück Kuchen und sah nachdenklich aus dem geputzten Fenster. Immer wieder hatte sie sich einen kleinen Plausch mit Sabine Schäfer erhofft. Aber die zog ihre Kaffeepause genauso effizient durch wie ihre Arbeit. Still und schnell. Und ohne Spuren zu hinterlassen. Davon abgesehen war sie ein H