1. KAPITEL
Der Typ im „Wisconsin“-T-Shirt starrte auf Josies Hintern, da war Gabriel Thomas sich ganz sicher. Denn Josie Blume war seine beste Freundin, und er wusste aus jahrelanger Erfahrung, dass alle Männer sie begafften.
Er sah ihr zu, wie sie nach einem der Queues griff, sich um den Billardtisch herumschlängelte und sich einen geeigneten Winkel suchte. Als sie sich über den Tisch beugte und den Queue auf die Kugeln richtete, bemerkte Gabe aus dem Augenwinkel, wie der Blick von „Wisconsin“ zu Josies Ausschnitt wanderte.
Josie war klein und zierlich, mit Rundungen genau an den richtigen Stellen. Außerdem hatte sie einen Mund zum Küssen und die größten haselnussbraunen Augen, die Gabe je gesehen hatte. Ihr dunkles Haar war modisch kurz geschnitten. Oh ja, nicht nur andere Männer waren von ihr entzückt, auch Gabe … Davon hatte Josie allerdings keine Ahnung. Für sie war er der große Bruder, den sie nie gehabt hatte.
Vielleicht war es auch besser so.
Wahrscheinlich hatte sie gar nicht bemerkt, wie der Kerl sie anstarrte, sonst hätte sie längst reagiert. Falls sie Lust auf einen kleinen Mittwochabend-Flirt hätte, würde sie das ihrem Bewunderer direkt zu verstehen geben. Falls nicht, würde sie ihn in die Wüste schicken.
Josie nahm sich, was sie wollte, und sagte, was sie dachte. Weibliche Tricks waren ihr fremd. Wenn jemand Salat zwischen den Zähnen hatte oder sich arrogant aufführte, dann hatte sie kein Problem damit, es ihm zu sagen. Trotz ihrer direkten Art musste man sie einfach mögen, denn sie war fröhlich und warmherzig.
Gabe mischte sich nicht in ihre Liebesangelegenheiten ein, es sei denn, sie würde sich mit irgendeinem Fiesling oder Drogendealer einlassen.
Nachdem Josie ein paar Stöße gemacht hatte, stellte er sich neben sie an den Billardtisch und raunte ihr zu: „Der ist nichts für dich.“
Josie richtete sich auf und blickte sich um. „Wer denn?“
„Wisconsin.“ Gabe nahm sich ebenfalls einen Queue, prüfte die Platzierung der Kugeln und führte einen gezielten Stoß aus. Dann sah er Josie an. „Der Typ hinter uns mit der Baseballmütze. Dem haben’s deine engen Jeans angetan.“ Ihre perplexe Miene amüsierte ihn.
Sie machte einen Schmollmund. „Die sind doch gar nicht eng.“
Er zog vielsagend die Augenbraue hoch und widmete sich wieder dem Spiel. „Übrigens lugt dein Führerschein aus der rechten Tasche heraus.“
„Aha, du hast also auch hingeguckt.“
„Doch nichtso.“
„Das hoffe ich doch.“ Sie blickte ihn strafend an. „Und überhaupt, was hast du dagegen, wenn die Männer mich bemerken?“
„Nichts, aber wie gesagt, der da ist nicht dein Typ.“
Gabe wusste, wie schwer es ihr fiel, sich nicht zu ihrem Verehrer umzudrehen.
„Ich habe keinen bestimmten Typ.“
„Klar hast du. Der ist jedenfalls zu jung.“
Sie schnaubte. „Wenn er in Marys Bar gehen darf, wird er wohl alt genug sein.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Du bist doch selbst schon mit sechzehn hergekommen.“
„Woher willst du das wissen? Als wir uns kennengelernt haben, war ich schon neunzehn.“
Gabe hatte allerdings schon lange, bevor er Josie kennenlernte, von ihr gehört, denn über ihre Familie war in der Stadt immer viel getratscht worden.
„Wir sind immerhin