1. KAPITEL
Wie eine Liebkosung glitt die Musik über Damon Bradfords Haut. Er nippte an seinem Cocktail und schmeckte den milden Gin auf seiner Zunge. Vielleicht sollte er sich besser auf seinen Drink konzentrieren als auf die Hitze, die seinen Körper beim Anblick der Cellistin durchströmte!
Bisher hatte Musik keine große Rolle in seinem Leben gespielt. Natürlich konnte Damon Klassik von Rockmusik unterscheiden. Und bei einer Benefizveranstaltung wie dieser zahlte sein Unternehmen den auftretenden Musikgruppen und Gesangskünstlern großzügige Gagen. Aber im Grunde nahm er Musik eher als eine Art Hintergrundgeräusch wahr.
Doch bei dieser Cellistin verhielt es sich anders! Der volle, melancholische Klang ihres Solos, das mit perfekter Präzision gespielte An- und Abschwellen der Töne, das langsame Tempo, das die Zuhörer dazu bewegte, einen Moment lang die Hetze des Alltags zu vergessen …
Die Musik nahm ihn gefangen! Genau wie die Cellistin, die sie spielte.
Erst durch ihr wundervolles Spiel hatte sie seine Aufmerksamkeit erregt. Das blonde Haar war im Nacken zu einem strengen Chignon gewunden. Sie trug ein weites schwarzes Kleid, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen reichten. Der Saum verdeckte die Knie, zwischen denen das Cello zärtlich umfangen war.
Auf Damon hatte die Musikerin zunächst unscheinbar und langweilig gewirkt.
Doch dann war sein Blick auf ihre blassen, schlanken, eleganten Finger gefallen. Eine Hand bewegte mit höchster Genauigkeit den Bogen, während die Finger der anderen Hand so graziös über die Saiten spielten, dass Damons sinnliches Verlangen erweckt wurde.
Seit wann finde ich ein verdammtes Cello verführerisch?
Schnell nippte er wieder an seinem Gin-Lavendel-Cocktail, in der Hoffnung, der kalte Drink würde seine Libido abkühlen.
Keine Chance! Die Musik hatte seinen Körper durchdrungen, durch den eleganten maßgeschneiderten Smoking hindurch und durch sein gelassenes Äußeres, das er in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen pflegte. Jetzt schaute er sich das Gesicht der Musikerin genauer an. Sinnliche Lippen, herzförmiges Gesicht, kantiges Kinn, das einen interessanten Kontrast zu den sanft gerundeten Wangen bildete.
Umwerfend!
Verschleierte sie mit der strengen Frisur und der langweiligen Kleidung vielleicht absichtlich ihre hinreißende Erscheinung, um das Hauptaugenmerk des Publikums auf ihre Musik zu lenken?
Jetzt wurde die Cellistin wieder vom Orchester begleitet. Das harmonische Zusammenspiel der etwa fünfzig Instrumente erfüllte den Ballsaal. Es handelte sich um ein Amateurorchester, dessen Mitglieder noch vor dem großen Durchbruch standen.
Zuerst war Damon skeptisch gewesen, als seine Eventmanagerin Kimberly ihm den musikalischen Ablaufplan unterbreitet hatte und sie für die Eröffnung der Spendengala das New York City Apprentice Symphony vorschlug. Auf seine Nachfrage hin hatte Kimberly erklärt, es wäre eine gute Gelegenheit, um eine Organisation aus dem Stadtteil zu unterstützen.
Als sein Blick erneut auf der umwerfenden Cellistin ruhte, war Damon plötzlich sehr froh, auf Kimberlys Vorschlag eingegangen zu sein!
Nun ließ er den Blick durch den modernen Ballsaal schweifen, in dem sich die reichsten Einwohner von New York City versammelt hatten.
Die meisten Gäste waren zur jährlich stattfindenden Bradford Global Spendengala erschienen, um in ihren teuersten Outfits gesehen zu werden, exklusive Cocktails zu genießen, vielleicht einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden oder bei Kaviar und Champagner ein lohnendes Geschäft abzuschließen. Einige Gäste waren auch gekommen, um den Anbau des Kinderkrankenhauses zu unterstützen, für den in diesem Jahr die Spendengelder gesammelt wurden.
Wegen der Musik war niemand hier.
Das ist wirklich sehr schade, dachte Damon, als er die versammelten Gäste betrachtete, die sich ungeniert unterhielten und lachten. Zu seiner Schande musste er gestehen, dass er nicht anders war als sie. Normaler