PROLOG
In der engen Fahrstuhlkabine betrachtete der hagere, hochgewachsene Mann den undeutlichen Schatten auf dem gefliesten, fleckigen Boden. Der Lift ruckelte mehrfach, die Fahrt war unruhig. Eine Technik, die sicher schon bessere Zeiten gesehen hatte.
Der Mann, hier nannte man ihn Sven, nestelte an der Zugangskarte. Sie hing an einem Band, das sich in die Haut seines Nackens ritzte. Er musste schmunzeln, obwohl ihm eigentlich nicht danach war.
Der Umriss auf dem Boden, der nur bedingt seiner Gestalt ähnelte, gemahnte ihn daran, welches Geheimnis er hütete.
Schatten, dachte er, so nennensie uns.
Im Minidisplay neben dem Touchscreen flammte die minus Drei auf – in grellem, blutigem Rot. Nichts deutete darauf hin, dass diese Etage und die zwei darunterliegenden vom Bundesamt für Verfassungsschutz genutzt wurden. Darüber taten die Beamten des IT-Bundesamtes ihren Dienst. Zutritt zu den BfVH-Etagen hatten sie nicht.
Welcome to hell. Willkommen in der Unterwelt, so hatte er einst die Begrüßungstour über sich ergehen lassen.
Sven glich das Wippen des Haltevorgangs aus, hielt seine Zugangskarte vor den Scanner. Die Türen glitten mit einem metallischen Schaben zur Seite. Ein kräftiger kühler Hauch kippte in die Kabine. Die Luft roch nach Desinfektionsmittel.
Sven trat hinaus in den Korridor, der so beamtenstubenmäßig angelegt war, dass er in jeder Streaming-Serie hätte verwendet werden können. Glatter, aber nicht rutschiger Bodenbelag, die Wände in schmucklosem Grau gestrichen, nur unterbrochen durch eine ganze Reihe von Türen zu beiden Seiten. Daneben elektronische Hinweisschilder, wer in den jeweiligen Räumen dahinter residierte.
Sven suchte die minus 3.027, ein Zimmer, in dem Piet auf ihn wartete. Er musste nach rechts.
Seine langen, schlaksigen Beine steckten in einer zu weiten Hose. Die Hosenb