Eins
JANE
Dreizehn Jahre alt
Dieser Smog war ätzend. Manchmal durfte ich Willa begleiten, wenn sie in die Stadt fuhr, aber heute war die Luft besonders schlecht, weshalb wir in unserer Wohnung in der hübschen Wohnanlage in Glendale bleiben mussten. Mir war langweilig. Aber Willa hatte zu viel mit meinen Pflegegeschwistern am Hals, um sich dafür zu interessieren. Flo war achtzehn Monate alt und fasziniert von Steckdosen und Lichtschaltern. Die Hauptbeschäftigung des dreijährigen Tarin bestand darin, alles kaputt zu machen, was er in die Finger bekam.
Sein Geschrei und Flos Gebrüll waren meganervig.
»Kann ich dir helfen?«, fragte ich vom Flur aus.
Willa scheuchte mich mit einer Handbewegung fort und hob Flo in ihren Hochstuhl. »Es ist Sommer, Kleine. Lauf und spiel mit deinen Freundinnen.«
Willa und Nick Green waren die nettesten Pflegeeltern, die ich je gehabt hatte. Ich war jetzt seit über zwei Jahren bei ihnen und hoffte, bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr bleiben zu können. Bis dahin waren es noch fünf Jahre. Ich wusste also, dass ich mich an das nervöse Ziehen in meinem Magen gewöhnen musste, denn ich rechnete jeden Moment damit, dass meine Sozialarbeiterin auftauchte, um mir mitzuteilen, dass es mal wieder Zeit wurde umzuziehen.
Damit Willa und Nick mich behielten, versuchte ich, ihnen so gut es ging zu helfen.
Die jüngeren Kinder beanspruchten all ihre Aufmerksamkeit, weshalb Willa immer noch nicht aufgefallen war, dass ich gar keine Freundinnen hatte. Aber die beiden Erwachsenen tranken nicht, fluchten nicht über meine Anwesenheit und schlugen mich nie.
»Bist du sicher?«
Meine Pflegemom schenkte mir ein verlegenes Lächeln. »Du bist doch keine bezahlte Hilfskraft, Jane. Es sind Sommerferien. Lauf und genieß deine Kindheit!«
Ich nickte und wandte mich dem kleinen Schlafzimmer zu, das mir gehörte. Nick arbeitete als Produktionsleiter für eines der großen Filmstudios, weshalb wir in einer hübschen größeren Wohnung mit drei Schlafzimmern wohnten. Die kleineren Kinder teilten sich ein Zimmer, und das kleinste bewohnte ich für mich allein.
Willa und Nick mochten mir vielleicht nicht allzu viel Zeit widmen, aber sie kauften mir Bücher und Malzeug. Ich schnappte mir mein Skizzenbuch und eine Büchse mit Kohlestiften, holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und verließ die Wohnung. Sogleich hatte ich das Gefühl, von einer Hitzeblase eingehüllt zu werden. Die Luft klebte an meiner Haut, als ich über den Laubengang lief. Von hier aus hatte man Ausblick auf den Pool. Auf den Liegestühlen am Rand entdeckte ich ein paar Nachbarn, während einige Kinder, die ich aus der Schule kannte, im Wasser herumplanschten.
Auch mit ihnen war ich nicht befreundet. Ich war n