: Olivia Hayle
: The Billionaire Scrooge Next Door
: MORE by Aufbau Digital
: 9783967974553
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Holly fährt über Weihnachten nach Hause zu ihrer Familie und ist froh, ihre kleine Stadtwohnung und ihre gescheiterte Karriere hinter sich zu lassen. Jetzt stehen Truthuhn essen, Geschenke auspacken und Familienzeit auf dem Programm, denn Holly liebt Weihnachten über alles.

Was nicht auf dem Programm steht, ist Adam - Hollys ehemaliger heimlicher Schwarm und der beste Freund ihres Bruders. Mittlerweile ist aus Adam ein gutaussehender, sexy Billionaire geworden, der allerdings noch genauso geizig ist wie früher. Für ihn ist Weihnachten nur Kitsch und Kommerz. Doch leider wohnt er genau gegenüber und läuft Holly dauernd über den Weg.

Als dann noch ein Schneesturm über Fairhill hereinbricht, nimmt Hollys Weihnachtswunder seinen Lauf ... 



Olivia Hayle ist eine hoffnungslose Romantikerin mit einer großen Vorliebe für Milliardäre. Da sie leider noch keinen in der der Realität getroffen hat, erschafft sie sie kurzerhand selbst - auf dem Papier. Ob sexy, charmant, cool oder verletzlich - bislang hat sie noch keinen (fiktiven) Milliardär getroffen, den sie nicht mochte.

1

HOLLY


Ich fahre mit drei Vorsätzen über Weihnachten nach Hause: Zeit mit meiner Familie verbringen, mein eigenes Gewicht in Truthahn verdrücken und einen echten Baum schmücken. Nicht den winzigen Plastikbaum, den ich in meiner viel zu kleinen Stadtwohnung habe. Nein, einen echten, wie immer gekauft auf dem Weihnachtsbaummarkt in Fairhill.

Ich will, dass unser Hund an meinen Schuhen knabbert und meine Eltern sich leise darüber streiten, wie sie den Truthahn zubereiten wollen. Ich möchte, dass mein lauter und nervtötender Bruder laut und nervtötend ist und nicht so wie seine immer höfliche und ruhige Verlobte, die sich benimmt, wie es ein großer Bruder eigentlich tun sollte.

Was ich will, ist eine Zeitreise in meine Vergangenheit.

Als das Leben noch einfach war, als ich große Hoffnungen hatte und die Welt mir zu Füßen lag. Mit anderen Worten: weit weg von dem, was ich jetzt bin. Nämlich eine von vielen Neunundzwanzigjährigen, eine ausgebrannte Millennial mit Kreditkartenschulden und einem Masterabschluss, der mehr versprochen als gehalten hat.

Aber in Fairhill ist immer alles gleich.

Und so soll es auch immer bleiben.

Doch dieses Jahr spielt Fairhill nicht mit. Es fängt schon an, als Mom mich von der Bushaltestelle abholt. Wir fahren durch die ruhige, verschneite Stadt, als ich das erste Anzeichen einer Katastrophe entdecke.

»Was tun sie denn dem alten Kunstzentrum an?«, frage ich. Die Fenster sind leer und dunkel, und die Tür ist vernagelt.

»Oh, es wird zu einem Einkaufszentrum umgebaut.«

»Einem Einkaufszentrum? Was ist denn mit dem alten Paar, das es früher betrieben hat?«

»Ich glaube, sie haben sich zur Ruhe gesetzt und sind aus der Stadt weggezogen.«

»Ich wollte immer mal hingehen«, sage ich. »Ich kann nicht glauben, dass ich jetzt nie mehr Gelegenheit dazu haben werde.«

Mom lacht. »Liebling, du hattest neunundzwanzig Jahre Zeit, um dorthin zu gehen. Es ist ja nicht so, als ob du etwas Tolles verpasst hättest. Dein Vater und ich waren einmal dort. Die einzige Ausstellung bestand aus Stangenfiguren aus Treibholz.«

»Trotzdem.« Ich hasse es, dass ich mich wie ein Kind anhöre. »Eine Vorwarnung wäre schon nett gewesen.«

Ich sehe mir die Häuser an, an denen wir vorbeikommen. Sie sind mir vertraut, aus Backstein und Holz, und alle haben schneebedeckte Dächer. Nirgendwo auf der Welt fällt so viel Schnee wie in Fairhill. Selbst in Chicago bleibt er nicht liegen. Nicht so wie hier, wo er sich in Massen auftürmt und auf allem wie eine riesige, weiße Decke liegt, die sich monatelang nicht lichten will.

Wir fahren an dem verschneiten Football-Feld vorbei. Es ist leer. »Mom, wo ist der Weihnachtsmarkt? Er ist weg!«

»Sie haben ihn verlegt.«

»Wirklich?«

»Keine Sorge, es gibt ihn noch. Nur ist er jetzt auf dem Football-Feld der Highschool.«

»Aber wieso? Er war doch immer hier. Wir konnten zu Fuß hingehen!«

»Ich glaube, die Stadt fand, dass er zu viel Platz einnimmt. Außerdem hat die Highschool eine bessere Infrastruktur.«

»Zu viel Platz«, murmele ich. Vielleicht höre ich mich ja an wie ein grantiger alter Mann, aber Fairhill soll sich nun mal nicht verändern.

Es ist ihm nicht gestattet.

»Wo wir schon über Veränderungen sprechen, Liebling … Ich muss dir was sagen.« Sie schenkt mir ein zögerliches Lächeln. »Wir können dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum haben.«

Jetzt ist der Bogen überspannt. »Keinen Weihnachtsbaum?«

»Ich weiß, Schätzchen, aber das ist okay.«

»Aber wieso?«

»Evan hat vor ein paar Tagen angerufen. Sarah hat eine seltene Tannenallergie.«

Kopfschüttelnd lasse ich mich tiefer in den Sitz rutschen. Wenigstens ist die Sitzheizung so wunderbar warm wie immer. »Mist.«

»Ja, das ist wirklich schade. Aber wir dürfen ihr kein schlechtes Gewissen machen. Ich finde es toll, dass sie über die Feiertage endlich zu uns kommt.«

»Finde ich auch«, sage ich. Wir haben bisher wenig Zeit mit der Verlobten meines Bruders verbracht. »Aber trotzdem … Weihnachten ohne Baum?«

»Wir werden es überleben. Oh, und das wird dir gefallen.« Ihre Stimme hebt sich um eine Oktave. »Das hier sind mal gute Neuigkeiten. Erinnerst du dich noch an das Haus uns gegenüber?«

»Das der Dunbars.«

»Ja.« Wir nennen es immer noch so, obwohl es über ein Jahrzehnt her ist, dass die Dunbars weggezogen sind. Die Familie war durch einen Skandal mit viel Drama zerbrochen. Der beste Freund meines Bruders war damals weggezogen und nie mehr zurückgekehrt.

»Also? Was ist damit?«, frage ich. Mom legt gern dramatische Pausen ein, für die ich gerade nicht in Stimmung bin.

»Es wurde verkauft«, sagt sie.

»Verkauft?«

»Ja. Die vierköpfige Familie, die dort gewohnt hat, ist weggezogen. Rate, wer es gekauft hat.«

»Die Stadt. Was? Machen sie jetzt etwa eine Tankstelle daraus?«

Mom kichert. »Nein. Adam hat es zurückgekauft.«

»Adam. Adam Dunbar?«

»Ja!«

Ich starre sie an. Eine ganze Weile lang will mir einfach nichts einfallen, was ich dazu sagen könnte. »Wieso, um Himmels willen, hat er sein altes Elternhaus gekauft?«

»Keine Ahnung. Dein Vater vermutet, dass er es als Investition gekauft hat, aber ich denke, es war eher aus Nostalgie. Wir haben ihn gefragt, warum, aber er hat uns keine richtige Antwort gegeben. Er arbeitet eigentlich in Chicago, weißt du.« Sie schenkt mir ein halbseitiges Lächeln. »So wie du, Holly.«

»Ich weiß.« Wie könnte ich nicht. Adam Dunbar ist die Erfolgsgeschichte meiner Stadt. Der junge Nerd, der den Veruntreuungsskandal seines Vaters und die Pfändung seines Elternhauses durch die Gläubiger überlebt hat. Der Teenager, der Fairhill für ein Elite-College verließ und ein Technologieunternehmen gründete.

Der Wunderknabe.

Der einheimische Milliardär.

Einst war er der beste Freund meines Bruders gewesen, dem ich vom Spielfeldrand aus beim Basketballspielen zusah, während der Schweiß sein dunkles Haar durchweichte und sich sein Körper beim Spielen verdrehte. Damals hatte er eine Brille. Dann, eines Sommers, war er in die Höhe geschossen, und mir wurde klar, dass er der süßeste Junge der Stadt war. Meine Schwärmerei war ebenso intensiv wie einseitig gewesen.

»Er wohnt jetzt dort«, fährt Mom fort. »Aber er wirkt furchtbar einsam. Es ist ein großes Haus für eine Person.«

»Es ist irrwitzig groß. Was macht er da? Alte Erinnerungen wieder aufleben lassen?«

»Vielleicht. Ich habe ihm gesagt, er soll vorbeikommen, wenn er etwas braucht, aber das hat er bisher nicht getan. Dein Vater denkt, dass Adam Hilfe für solche Dinge hat, aber ich glaube, er ist sich einfach unsicher. Er war ziemlich lange aus Fairhill weg.«

»Ich weiß.« Ich blicke auf meine Hände, die in einem riesigen Paar Handschuhe stecken. »Weiß Evan, dass Adam wieder da ist?«

»Ich habe es ihm geschrieben.«

»Und?«

»Er hat ›cool‹ zurückgeschrieben«, schnaubt Mom. »Manchmal verstehe ich deinen Bruder nicht, Holly.«

»Ich manchmal auch nicht.«

»Du antwortest immer in ganzen Sätzen«, sagt sie voller Mutterstolz. Aber dann schlägt sie zu. »Wenn du dich dazu herablässt, zurückzuschreiben.«

»Mom«, sage ich stöhnend. »Manchmal bin ich bei der Arbeit oder mit Freunden unterwegs. Ich antworte immer, nur nicht immer sofort.«

»Ich weiß, ich weiß. Du hast da unten ein sehr wichtiges Leben. Ich mache mir nur Sorgen, Schatz. Du arbeitest zu viel für einen Job, der dir zu wenig einbringt.«

Ich lege den Kopf an den Sitz und schließe die Augen. »Mom, bitte. So ist das heutzutage eben.«

»Ich weiß, und ich werde nicht nörgeln. Du bist gerade erst nach Hause gekommen. Denk einfach mal drüber nach, okay? Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, und das ständige Starren auf den Computer wird deine Augen ruinieren. Denk daran, was mit deinem Onkel passiert ist.«

»Jarrod hat fünf Jahre lang eine Brille in falscher Sehstärke getragen.«

...