: Quentin Tarantino
: Es war einmal in Hollywood Roman | Mit exklusivem Bonusmaterial
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462303926
: 1
: CHF 13.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der erste Roman eines der größten Künstler unserer Zeit - eine Weltsensation! ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD, mit Leonardo di Caprio und Brad Pitt in den Hauptrollen, war für zehn Oscars nominiert. In seinem Debütroman 'Es war einmal in Hollywood' transformiert Quentin Tarantino die Geschichte um den Schauspieler Rick Dalton und sein Stuntdouble Cliff Booth in einen Abenteuerroman, der seines Gleichen sucht. Los Angeles, Hollywood 1969 RICK DALTON - Einst der Star seiner eigenen Fernsehserie, ist er heute ein abgewrackter Schurke, der seine Sorgen in Whiskey Sours ertränkt. Wird ein Anruf aus Rom sein Schicksal retten oder es besiegeln? CLIFF BOOTH - Ricks Stuntdouble und der berüchtigtste Mann an jedem Filmset, weil er der Einzige ist, der mit einem Mord davongekommen sein könnte... SHARON TATE - Sie verließ Texas, um dem Traum von Hollywood nachzujagen - mit Erfolg. Sie lebt jetzt unbeschwert hoch in den Hollywood Hills. CHARLES MANSON - Ein Haufen Hippies hält den Ex-Knacki für ihren spirituellen Führer, aber er würde alles dafür geben, ein Rock'n' Roll-Star zu sein. HOLLYWOOD 1969 - DU HÄTTEST DABEI SEIN SOLLEN 'In den Siebzigerjahren waren Romanfassungen von Filmen die ersten Bücher für Erwachsene, die ich las, daher bin ich stolz, 'Es war einmal in Hollywood' als meinen Beitrag zu diesem oft marginalisierten, aber geliebten Subgenre der Literatur anzukündigen. Ich freue mich außerdem sehr, meine Charaktere und ihre Welt weiter zu ergründen für dieses literarische Projekt, das (hoffentlich) neben seinem filmischen Gegenstück bestehen kann.' Quentin Tarantino

Quentin Tarantino, 1963 geboren, zweifacher Oscarpreisträger, ist einer der bekanntesten Regisseure der Welt. Seine Werke wie »Pulp Fiction«, »Kill Bill«, »Inglourious Basterds« oder »Django Unchained« prägen unser kulturelles Gedächtnis. Sein jüngster Film »Once upon a Time in Hollywood« wurde allein in Deutschland von fast zwei Millionen Kinobesuchern gesehen.
Inhaltsverzeichnis

Kapitel Zwei»Ich bin neugierig (Cliff)«


Rick Daltons Stuntdouble, der sechsundvierzigjährige Cliff Booth, sitzt im Wartezimmer von Marvin Schwarz’ Büro im dritten Stock der Agentur William Morris und blättert in einer übergroßen Ausgabe desLife-Magazins, das der Agent für die Wartenden hat rauslegen lassen.

Cliff trägt enge Levi’s-Bluejeans und eine dazu passende Levi’s-Jeansjacke über einem schwarzen T-Shirt. Sein Outfit ist ein Überbleibsel aus einem Low-Budget-Motorradstreifen, an dem Cliff drei Jahre zuvor mitgewirkt hat. Schauspieler und Regisseur Tom Laughlin, ein alter Kumpel von Rick und ein Freund von Cliff (sie haben zusammenDie vierzehn Fäuste des McCluskey gedreht), hatte Cliff als Stuntdouble in einem Motorradfilm engagiert,Engel der Hölle für American International Pictures, in dem Tom die Hauptrolle spielte und Regie führte (der Film wurde schließlichAIPs Hit des Jahres). In dem Film spielte Laughlin zum ersten Mal die Rolle, durch die er zu einer der beliebtesten Popikonen des Kinos der Siebzigerjahre werden sollte, Billy Jack. Billy Jack war ein amerikanisch-indianisch-vietnamesischer Mischling, der sein Können in der Hapkido-Kampfkunst gerne an der gewalttätigen Biker-Gang demonstrierte, welche im Film als die Born Losers (eine Parodie der Hells Angels) firmierten.

Cliffs Aufgabe war es, die Stunts für eines der Gangmitglieder namens »Gangrene« zu machen, gespielt von David Carradines altem Kumpel Jeff Cooper, dem Cliff irgendwie ähnlich sah. Doch in der letzten Woche des Drehs kugelte sich Toms Stuntdouble den Ellbogen aus (und zwar nicht bei einem Stunt, sondern beim Skateboardfahren an seinem freien Tag). Also sprang Cliff in der ganzen letzten Woche der Dreharbeiten als Double für Tom ein. Am Ende der Billigproduktion, als man ihn vor die Wahl stellte, entweder fünfundsiebzig Dollar oder die Billy-Jack-Garderobe – inklusive Lederstiefel – mitzunehmen, entschied sich Cliff für das Outfit.

Vier Jahre später spielte Tom Laughlin in dem FilmBilly Jack für Warner Brothers und war enttäuscht davon, wie das Studio den Film vermarktete. Er kaufte sich die Rechte zurück und verkaufte sie dann portionsweise weiter – Bundesstaat für Bundesstaat, Markt für Markt, wie ein alter Schausteller. Laughlin mietete reihenweise Kinos und schaltete massig verlockend geschnitteneTV-Werbung, abzielend auf Kids, die nachmittags nach der Schule fernsahen.

Zusammen mit der Tatsache, dass er einen ziemlich starken Film abgeliefert hatte, machten Laughlins eigenwillige VertriebsmethodenBilly Jack zu einem der größten Überraschungserfolge in der Geschichte Hollywoods. Seitdem war Cliffs Look so eng mit dieser Legende verbunden, dass er sich etwas anderes ausdenken musste.

Während Fräulein Himmelsteen hinter ihrem Schreibtisch im Büro sitzt und Anrufe entgegennimmt (»Büro von Herrn Schwarz«, Pause – Pause – »tut mir leid, er ist gerade mit einem Klienten zugange, darf ich fragen, wer anruft?«), sitzt Cliff auf der bunten, unbequemen Couch neben ihrem Schreibtisch, das riesigeLife-Magazin auf seinem Schoß ausgebreitet, und blättert durch die Seiten. Er hat gerade Richard Schickels Rezension dieses neuen schwedischen Films gelesen, der die amerikanischen Puritaner samt medialem Fortsatz derzeit alle ganz schön in Unruhe versetzt. Nicht nur Johnny Carson und Joey Bishop, sondern auch alle Comedians von Jerry Lewis bis zu Moms Mabley zogen seinen eingängigen Titel mit Wortspielen durch den Kakao.

Von der Couch aus ruft Cliff Fräulein Himmelsteen hinter ihrem Schreibtisch zu: »Haben Sie von diesem Streifen aus Schweden gehört,Ich bin neugierig (gelb)?«

»Ja, habe ich, glaub ich«, sagt Fräulein Himmelsteen. »Soll ziemlichversaut sein, oder?«

»Laut desUS-Berufungsgerichts nicht«, klärt Cliff sie auf. Er liest direkt aus dem Magazin vor: »Pornografie ist ein Werk ohne heilbringenden sozialen Wert. Und Richter Paul R. Hays meint: ›Ob wir selbst nun