: Kathy Reichs
: Die Hand des Todes Thriller - Ein neuer Fall für Tempe Brennan
: Heyne
: 9783641317539
: Die Tempe-Brennan-Romane
: 1
: CHF 15.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Reihe bizarrer Mordfälle führt die forensische Anthropologin Tempe Brennan auf die karibischen Turks- und Caicos-Inseln. Stehen die grausam verstümmelten Leichen junger amerikanischer Touristen in Zusammenhang mit Bandenkriminalität? Je tiefer Tempe recherchiert, desto beunruhigendere Dimensionen nimmt der Fall an. Und plötzlich findet sie sich im Mittelpunkt einer Verschwörung wieder, die viele Hunderte Menschenleben kosten könnte ...

Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensics Anthropology zertifizierte forensischen Anthropolog*innen und unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.

1


SAMSTAG, 29. JUNI

Das Monster raste unangekündigt heran, ein fettes schwarzes Raubtier, das den ahnungslosen Sommerabend verschlang. Unbarmherzig. Feuer atmend. Fest entschlossen, alles in seinem Weg zu zerstören.

Ich kauerte in seinem Weg.

Ich würde sterben.

Dröhnen.

Krachen.

Donner toste. Blitze zerrissen den Himmel und zuckten auf einen schwankenden Horizont zu, tauchten schmale Himmelsschneisen in kränkliches Gelbgrün.

Dröhnen.

Krachen.

Wieder und wieder.

Die Luft roch nach Ozon, wütendem Wasser, Öl und Schlamm.

Ich hockte geduckt auf dem Deck eines Boston Whaler, der Wind riss an meiner Jacke und meinen Haaren, Regen prasselte mir auf die hochgezogenen Schultern und den Rücken. Mit all meiner Kraft klammerte ich mich an einen Stahlpfosten und hoffte inständig, nicht über Bord geschleudert oder vom Blitz geröstet zu werden.

Das Boot gehörte Ryans Kumpel, Xavier Rabeau, den ich nicht sonderlich mochte. Ryan war im Heck. Rabeau gut geschützt im Steuerhaus. Natürlich war er das.

Rabeaus etwa zwanzigjährige Begleitung, eine Blondine, Antoinette Damico, lag zusammengerollt neben mir. Noch nicht ganz hysterisch, aber kurz davor.

Wir schlingerten und stampften inmitten eines tosenden St. Lawrence dahin. Der Außenbordmotor war tot, überwältigt vom unaufhörlichen Hämmern der Wellen auf dem Strom.

Später sollten Meteorologen fast ehrfürchtig von dem Wetterphänomen sprechen. Sie redeten von Microbursts, also lokalen, sehr kräftigen Fallböen, und Tornados.La microrafale et la tornade. Sie sollten den Sturm Clémence nennen, entweder aus Anerkennung oder weil sie die Ironie ihrer Namenswahl nicht erkannten. In zwei Sprachen erklärten sie, warum an diesem Abend in Montreal das Unmögliche geschehen war.

Die Obduktion lag da natürlich noch in der Zukunft.

In diesem Augenblick konnte ich mich bloß mit aller Kraft festhalten, während mir das Herz in Brust, Ohren und Kehle pochte. Wichtig war lediglich, an Bord zu bleiben. Und am Leben.

Ich hatte nur wenig Ahnung von Booten und noch weniger vom Neustarten eines uralten Evinrude-Außenborders, dessen einhundertfünfzig Pferde alle aus dem Stall geflohen waren. Ich wollte unbedingt helfen, war aber hilflos. Und so kauerte ich zwischen den hinteren Sitzen, hatte die Füße eingestemmt und klammerte mich so fest an den Pfosten, dass meine Knöchel weiß wurden.

Innerlich verfluchte ich Rabeau, der so auf das Einladen von Säcken voller Supermarktsnacks und einer Kühlbox mit geeistem Bier – ausschließlich Bier – fixiert gewesen war, dass er sämtliche Schwimmwesten im Kofferraum seines Autos vergessen hatte. Vollidiot.

Ich verfluchte auch mich selbst, weil ich vergessen hatte, nach Sicherheitswesten zu fragen, bevor ich den Pier verließ. Zu meiner Entschuldigung – nicht sei