: Viveca Sten
: Tod in stiller Nacht Ein Fall für Thomas Andreasson
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462309232
: Thomas Andreasson ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein spannender Krimi über falsche Hoffnungen und unermessliche Schande Es ist tiefster Winter auf Sandhamn, ein eisiger Sturm fegt durch die leeren Straßen. An Heiligabend nimmt eine verängstigte Frau das letzte Schiff auf die Insel. Als man ihre gefrorene Leiche am ersten Weihnachtstag vor dem Seglerhotel findet, wird Thomas Andreasson nach Sandhamn gerufen. Die Ermittlungen Thomas Andreassons zeigen, dass es sich bei dem Opfer um eine prominente Kriegsberichterstatterin handelt, die zahlreichen Morddrohungen ausgesetzt war. Fremdenfeindliche Zwischentöne und ein besonders professioneller Mörder machen den Fall für Thomas noch verzwickter. Da geschieht ein zweiter Mord ... In der Zwischenzeit kämpft Thomas' Jugendfreundin Nora mit ganz anderen Problemen. Ihre berufliche Integrität als Bankjuristin ist infrage gestellt. Schließlich muss sie eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern wird.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 20


Thomas schlang hastig zwei unterwegs gekaufte heiße Würstchen hinunter, ehe er den großen Besprechungsraum in der Polizeistation Nacka betrat. Die Fenster waren mit weißen Adventssternen geschmückt, aber die Flure strahlten eine öde Feiertagsruhe aus, als säße es in den Wänden, dass man an einem solchen Tag hier nichts zu suchen hatte.

Der Alte saß bereits an der Stirnseite des Konferenztisches, flankiert vom jungen Kriminalkommissar Kalle Lidwall und Assistentin Karin Ek. Karin schien es nichts auszumachen, dass sie ihre Weihnachtsruhe so plötzlich hatte unterbrechen müssen, obwohl sie zu Hause einen Mann und drei halbwüchsige Söhne hatte. Ein großer Teller mit selbstgebackenen Luciaschnecken, die nach Safran und Rosinen dufteten, deutete darauf hin, dass sie nicht vorhatte, sich die Weihnachtsstimmung verderben zu lassen.

Neben Karin saß Aram Gorgis, und Thomas nickte dem Kollegen zu, der Ende des Sommers neu in ihr Team gekommen war. Aram war um die Fünfunddreißig, mit sehr dunklem Haar und einer Andeutung von Bartstoppeln. Er war leger gekleidet und trug einen rostroten Strickpullover.

»Wie geht’s?«, sagte Thomas und nahm ihm gegenüber Platz.

»Alles bestens«, erwiderte Aram mit leichtem Akzent, einer Mischung aus Norrköpingdialekt und Assyrisch, und rückte die randlose Brille zurecht. »Übrigens, danke noch mal für den netten Abend neulich.«

»Ich habe zu danken.«

Eine Woche vor Weihnachten waren Aram und seine Frau Sonja bei Thomas und Pernilla zum Essen gewesen. Wie Thomas hatte Aram früher in seiner Freizeit Handball gespielt, und im Laufe des Herbstes hatten sie sich zusammen ein paar Spiele angesehen.

»Willst du Kaffee?«, fragte Karin und schob Thomas einen Becher zu.

Eigentlich mochte er keinen Automatenkaffee, aber Karin hatte aus einer Thermoskanne eingeschenkt, und der Kaffee roch frisch gebrüht. Hatte sie den auch von zu Hause mitgebracht?

Erik Blom betrat den Raum. Seine Augen waren schmale Schlitze. Er sah etwas verquollen aus, so als hätte er bis eben geschlafen, obwohl es kurz vor vier Uhr nachmittags war.

Margit sah ihn prüfend an.

»Alles klar bei dir?«

Erik zuckte die Schultern und setzte sich.

Der Alte streckte die Hand nach dem Kuchenteller aus, zog sie aber wieder zurück, was ihm sichtlich schwerfiel.

Die Gesundheitsprüfung im Herbst war bedenklich ausgefallen, wie Thomas wusste. Sein Vorgesetzter war ernsthaft gewarnt worden: Wenn er seine Gewichtsprobleme und den hohen Blutdruck nicht in den Griff bekäme, würde er seinen anstehenden sechzigsten Geburtstag kaum erleben. Die hochrote Gesichtsfarbe und der enorme Bauch, der über den Hosenbund quoll, sagten alles.

Der Chef des Ermittlungsdezernats starrte noch einen Moment düster auf den Kuchenteller, ehe er in die Runde blickte.

»Danke, dass ihr alle so schnell gekommen seid. Wie ihr euch denken könnt, hat dieser Fall höchste Priorität.«

Er stieß einen kehligen Laut aus, eine Mischung aus Seufzer und müdem Räuspern.

»In der Pressestelle laufen schon die Telefone heiß. Eine bekannte Journalistin, die unter mysteriösen Umständen ausgerechnet auf Sandhamn zu Tode kommt. Und das auch noch an Weihnachten, wenn Nachrichtenflaute herrscht. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen.«

Thomas stimmte ihm in Gedanken zu. Es würde einen riesigen Medienrummel geben.

»Margit«, sagte der Alte. »Fang du mit den Hintergrundinformationen an, dann kann Thomas, der draußen vor Ort war, daran anschließen.«

Margit stellte ihren schon leeren Kaffeebecher ab.

»Kalle und ich habe