: Maria Weißböck
: Heinrich von Petersberg Eine tapfere Lebensgeschichte nach wahren Begebenheiten
: novum premium Verlag
: 9783903271661
: 1
: CHF 12.50
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: Erzählende Literatur
: German
: 148
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Wenn man will, geht viel.' 1936, Heinrich, der Bub eines Häuslers von Petersberg, wird als fünftes Kind geboren. Im Schauflerhäusl, inmitten des Mühlviertels, war der Hunger ständig da - eine Familie satt bekommen? In der damaligen Zeit schwierig. Es fehlt an Brennholz, warmer Kleidung und Schuhen. Dazu kommen Familienprobleme. Das ehemalige oft hungrige Kind Heinrich, der arbeitsame Hüterbub beim Besl, der fleißige Besenbinder und Netzwerker, der Alteisenhändler, der Händler von Museumsstücken, schlussendlich der Gastwirt - er hat mit Fleiß, Mut und Ehrgeiz eine gute Basis geschaffen. Die wahre Lebensgeschichte von Heinrich - eine ungeschönte und berührende Zeitreise bis ins Jahr 2019, mit kritischen Betrachtungen der heutigen Zeit kombiniert.

Teil 2


Gab es Not, gibt es heute Überfluss. Sehr viel Überfluss. Die Einkaufszentren quellen über. Kommt Heinrich zufällig in einen Lebensmittelsupermarkt, fragt er sich, wer das alles kauft. Links und rechts der Gänge findet sich stapelweise Essen. Essen, das er nicht kennt, Essen, das er nicht braucht. Und Verpackung. Verpackung und nochmals Verpackung. Allein besucht er so ein halbes Fußballfeld großes Geschäft nicht. Er geht nur mit, wenn er jemanden da hin fährt. Der Parkplatz ist voll. Leute streben, mit vollgeladenen Einkaufswägen, auf ihre Autos zu. Drinnen Stau vor den Kassen. Eiliges Schlichten einer Unmenge Waren auf das Förderband. Noch ist nicht alles wieder im Einkaufswagen gelandet, präsentiert die Kassiererin schon die Rechnung und wünscht einen schönen Tag. Waren einladen in den Einkaufswagen, schnell ausladen auf’s Förderband, wieder, – fast hinein werfen –, in den Einkaufswagen, ausladen ins Auto, ausladen aus dem Auto, schlichten in Vorratskästen und auf Stellagen. Wenn seine Mutter diesen Unfug sähe. Er hat sein Geschäft, wo er einkauft. Auch ein Markt, aber überschaubar.


In St. Johann gibt es seit 2018 kein Geschäft mehr, wie in vielen ähnlich großen Orten schon länger. Verdrängt von den Supermärkten. Verdrängt von gedankenlos Einkaufenden. Abgewürgt von zu viel gekauften Lebensmitteln, von denen nicht wenige verderben und entsorgt werden. In Wien zum Beispiel soll täglich so viel Brot im Biomüll landen, wie die Menschen in Graz an einem Tag kaufen. Unzählige, verlockende Angebote, nach denen fast automatisch gegriffen wird, die weder geplant noch notwendig sind. Vieles lagert dann zuhause.„Ah, ja, das liegt auch noch da. Das gehört auch verbraucht“, bleibt aber noch liegen. Oft zu lange. Ist wirklich so viel zu gewinnen bei den großen Packungen und den kleineren Preisen? Eigentlich nur die öde Ruhe in den Orten! Das verlorene Miteinander, das uns gut tat. Auch Kaufhaus Krauck, Gemischtwarenhandel, ist geschlossen.


Heinrich weiß den Werdegang dieses Geschäftes und hat seit seiner Geburt auch eine besondere Beziehung dazu. Der Lehner Franzl, der als Bub die Nachricht wegen der Hebamme vergaß, war der Sohn des Gründer-Ehepaares. Das erste Geschäft befand sich in Petersberg. Zwischen 1920 und 1930 erwarben die Lehners dort das Häusl Nr. 18 und begannen einen Gemischtwarenhandel, der florierte. Sie waren bekannt als freundlich und hilfsbereit. Herr Lehner befasste sich auch mit allen möglichen anderen Arbeiten, während seine Frau das Geschäft bediente. Bekannt wurde er als Zahnzieher. Klagte ein Kunde über nicht mehr ertragbare Zahnschmerzen, setzte er diesen neben eine offene Tür, band einen widerstandsfähigen Faden um Zahn und Türschnalle. Noch bevor der Schmerzgeplagte Einwand erheben konnte, schlug er die Tür zu und weg war der Zahn, zumindest, wenn er schon etwas gelockert war. Später verkaufte das Ehepaar das Häusl wieder und erwarb ein Haus im Ortszentrum von St. Johann. Dort führten sie zusammen mit Tochter Fannie das Geschäft weiter, auf die es auch überging. Diese heiratete Herrn Alfred Krauck. Tochter Regina führte das Geschäft bis zu ihr