: C. M. Spoerri
: Melinda: Dein Weg zu mir
: Sternensand Verlag
: 9783961645145
: 1
: CHF 3.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 366
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nur ein Kuss. Kein Licht. Keine Namen. Seit sechs Jahren hat Melinda keinen Mann mehr geküsst. Als die Studentin auf der Hochzeit einer Bekannten in einem dunklen Zimmer einem Fremden gegenübersteht, fasst sie den Entschluss, den Schritt aus ihrer Männer-Abstinenz zu wagen. Schließlich ist sie bereits einundzwanzig, die drei Regeln, auf die sie sich einigen, klingen harmlos und sie würde dem Unbekannten nie wieder begegnen. Leider scheint das Glück nicht auf Melindas Seite zu sein. Ein paar Tage später stellt sich der Mann, den sie im Dunkeln geküsst hat, als ihr neuer Chef heraus und obendrein als 'der' Playboy des Napa Valleys: Armando Pérez.

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Ursprünglich aus der Klinischen Psychologie kommend, schreibt sie seit Frühling 2014 erfolgreich Fantasy-Jugendromane (Alia-Saga, Greifen-Saga) und hat im Herbst 2015 zusammen mit ihrem Mann den Sternensand Verlag gegründet. Weitere Fantasy- und New-Adult-Projekte sind dabei, Gestalt anzunehmen.

Kapitel 1 - Armando


 

Bernstein. Nein. Gold. Flüssiges Gold, das die Kehle verbrannte, bis tief in mein Innerstes drang und dort ein wohltuend schmerzhaftes Glühen verursachte, das mich von dem ganzen Mist hier ablenkte.

Normalerweise gehörte ich nicht zur pseudotheatralischen Sorte Mann, aber heute war mir danach, irgendetwas gegen eine Wand zu schmeißen. Nicht das flüssige Gold. Nein. Das tat mir viel zu gut – war mein alter Freund, auf den ich mich immer verlassen konnte. Das Getränk würde ich keinesfalls gegen eine Wand schmeißen, denn dann hätte ich nichts mehr, was mich von dem Ort ablenkte, wo ich mich gerade befand. Von dem Grund, warum ich überhaupt hier war.

Sie waren doch alle gleich. Alle. Jede Frau, mit der ich bisher zusammen gewesen war (und das waren nicht wenige gewesen). Sie ließen sich von einem hübschen Gesicht und ein paar Komplimenten betören, von Muskeln beeindrucken, von Geld anlocken wie Fliegen von einem Stück … lassen wir das. Sie klimperten mit den Wimpern, lachten übertrieben schrill über Witze, genossen es, verwöhnt und beachtet zu werden – bis zu dem Moment, wenn ein Besserer dahergelaufen kam. Dann vergaßen sie mit einem Mal die Geschenke, die man ihnen gemacht hatte, ignorierten die Tatsache, dass ein Mann auch Gefühle hatte. Vielmehr trampelten sie mit ihren Stöckelschuhen darauf herum und warfen ihre Haare über die Schulter zurück, um dem Neuen zu zeigen, wie aufreizend sie sein konnten.

Gut, ich klang wie ein masochistischer Sexist – und wenn schon! Ich hatte es einfach dermaßen satt, immer nur die zweite Geige zu spielen. Immer derjenige zu sein, der gut für eine Nacht war (manchmal auch eine zweite, dritte, vierte) dann aber weggeworfen wurde wie benutztes Klopapier. Nur dass ich selbst sogar die Spülung betätigen musste, denn dazu fanden die Frauen natürlich keine Zeit mehr – schließlich galt es, den Nächsten zu beeindrucken.

Okay … ich wusste, dass ich der Frau, derentwegen ich hier war, ein wenig Unrecht tat. Emilia war nicht ganz so aufgeblasen und ignorant wie die anderen. Das war ja leider der große Knackpunkt. Seit Giulia war sie die erste Frau gewesen, in der ich mehr als einen One-Night-Stand gesehen hatte.

Ich hatte geglaubt, dass Emilia anders war. Ich hatte es in ihren Augen gesehen – einen flüchtigen Moment lang. Wir waren auf einer Wellenlänge gewesen, sie hatte mir ihren Kummer anvertraut. Aus unverbindlichem Flirten war Anziehung geworden, die womöglich weiter geführt hätte, als es bei den letzten zwanzig Malen der Fall gewesen war.

Hatte ich zumindest gedacht …

Und dann war sie dennoch zu diesem muskelbepackten Latino mit Zahnpastalächeln gerannt und hatte mich stehen lassen. Ich hatte sogar probiert, sie aufzuhalten, war aber gescheitert. Schließlich hatte ich einsehen müssen, dass ich wieder einmal zweite Geige spielte – dabei konnte ich nicht mal Noten lesen.

Verdrossen drehte ich das Brandyglas in meiner Hand, sodass das Gold im Halbdunkeln wieder funkelte.

Alkohol – er hatte mir schon immer geholfen, mich für Dinge zu wappnen, die ich in nüchternem Zustand nicht ertrag