Prolog
Juni 1953
Dann wird der Erzbischof die rechte Hand der Queen küssen. Hiernach wird der Duke of Edinburgh die Treppen zum Thron emporsteigen, und nachdem er seine Krone abgenommen hat, wird er vor Ihrer Majestät niederknien, seine Hände zwischen die der Queen legen und dabei die Huldigungsformel sprechen:
Ich, Philip, Duke of Edinburgh,
werde zu Eurem Lehnsmann mit Leib und Leben
und irdischer Verehrung;
und Treue und Wahrhaftigkeit werde ich Euch entgegenbringen,
auf Leben und im Tod, gegen jedes Ungemach.
So wahr mir Gott helfe.
Und sich erhebend, wird er die Krone auf dem Haupt der Majestät berühren und die linke Wange Ihrer Majestät küssen.
Auf dieselbe Weise werden der Duke of Gloucester und der Duke of Kent einzeln ihre Huldigung darbringen.
Aus dem Zeremoniell des
Krönungsgottesdienstes 1953
Vermutlich war es ziemlich unmanierlich gewesen, dachte Joy später, seinen Zukünftigen an dem Tag kennenzulernen, der eigentlich der große Tag von Prinzessin Elizabeth sein sollte. Beziehungsweise der Tag von Queen Elizabeth II., wie ihr noch großartigerer Titel abends lauten würde. Im Verhältnis zu der Tragweite allerdings, die dieses Ereignis für sie beide haben sollte, hatte zumindest Joy kaum die angemessene Begeisterung aufbringen können.
An diesem Tag schien sich Regen anzukündigen, ganz und gar kein Königinnenwetter. Der Himmel über dem Hafen von Hongkong war stahlgrau gewesen, die Luftfeuchtigkeit enorm. Während sie mit Stella um den Victoria Peak ging, den höchsten Berg von Hongkong Island, in der Hand die Kladde mit Liedernoten, die Bluse an ihrem Rücken klebend wie Zuckerglasur, hatte Joy bei dem Gedanken an die Krönungsparty bei den Brougham Scotts nicht gerade monarchistische Euphorie empfunden.
Ihre Mutter zu Hause war nur noch ein Nervenbündel aus Vorfreude und Unzufriedenheit, was größtenteils an der Anwesenheit ihres Vaters lag, der von einer seiner China-Reisen zurückgekehrt war. Seine Besuche schienen stets mit einer rapiden Verschlechterung von Alice’ Laune zusammenzufallen. Ihr ständiges Verlangen nach einem besseren Leben irgendwo anders brach sich dann in zunehmend gemeinen und lieblosen Bemerkungen Bahn.
«Das wirst du nicht tragen», hatte sie stirnrunzelnd zu Joy gesagt und den Mund zu einem scharlachroten, missbilligenden Flunsch verzogen.
Joy hatte einen Blick zur Tür geworfen. Sie wollte sich unbedingt mit Stella treffen, um nicht mit ihren Eltern zur Villa der Brougham Scotts gehen zu müssen, und flunkerte deshalb, die Gastgeber wollten die Notenblätter frühzeitig haben. Wenn sie mit ihren Eltern unterwegs war, selbst zu Fuß, hatte sie das Gefühl, seekrank zu werden.
«Du siehst so unattraktiv aus, Darling. Und mit deinen Absätzen wirst du alle anderen überragen.» Dieses «Darling» war eine altbekannte Tarnung, wenn Alice etwas Un