: Martin Schemm
: Tod im Mariendom
: hansanord Verlag
: 9783947145171
: 1
: CHF 4.80
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Christian Holenius im Jahr 1787 ins Haus des Hamburger Domherrn von Welmhoff kommt, um als dessen rechte Hand zu arbeiten, muss er miterleben, wie in dem alten Kurienhaus am Dom eines Tages Furcht und Schrecken Einzug halten. Es ereignen sich unheimliche Dinge und verstören die Kurienbewohner: Klopflaute sind zu hören, Möbel wandern durch die Räume und schemenhafte Gestalten erscheinen. Während Angst und Entsetzen rasch um sich greifen und sich der Spuk mit herabregnenden Steinen und brennenden Gegenständen weiter steigert, will allein der Domherr von alledem nichts wissen und vermutet eine Verschwörung gegen sich. Als schließlich jedoch Todesopfer zu beklagen sind, stößt Holenius nach langer Suche auf ein altes Geheimnis, in dessen Mittelpunkt ein düsteres Sakrileg aus der Vergangenheit des Domkapitels steht ...
'Tod im Mariendom' ist ein historischer und zugleich fantastischer Roman, in dessen Mittelpunkt unheimliche und bedrohliche Geschehnisse im Umfeld des Hamburger Mariendoms im Jahr 1787 stehen. Die packende Geschichte ist das jüngste Werk des Hamburger Historikers und Autors Martin Schemm, der im Jahr 2007 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet wurde.

Der Historiker Martin Schemm wurde 1964 geboren, wuchs im Kraichgau südlich von Heidelberg auf, wo er auch studierte.<br><br> Heute lebt er mit seiner Frau im schönen Hamburg und hat eine erwachsene Tochter. Er arbeitet als Pressereferent beim Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit.<br&g ;<br> Seit mehr als 20 Jahren widmet er sich in seiner Freizeit dem Schreiben, meist in den Genres Historischer Roman und Phantastik. Im Laufe der Jahre sind sieben Romane und zahlreiche Kurzgeschichten entstanden.<br><br&g ; Im Jahr 2007 erhielt er den Deutschen Phantastik Preis."Tod im Mariendom" ist sein jüngstes Werk.<br><br> Weitere Infos zum literarischen Schaffen des Autors finden sich auf www.martinschemm.de

Kapitel 2




       Nur zwei Tage später – es war der 19. Oktober 1787 – ereignete sich eine neuerliche Ungereimtheit. An jenem Abend war mir die große Ehre gewährt worden, gemeinsam mit der Familie des Domherrn von Welmhoff dinieren zu dürfen. Dies war eine seltene Auszeichnung, die Seine Hochwürden mir indes alle paar Wochen zuteilwerden ließ. Offenbar war ihm an einem guten Auskommen mit seiner rechten Hand gelegen. Nach dem Diner und einer artigen Konversation im noblen Speisezimmer empfahl ich mich bei den gnädigen Herrschaften schließlich gegen acht Uhr mit dem untertänigsten Dank und den besten Wünschen für eine gesegnete Nachtruhe.

        Als ich hernach durch das vom Kerzenschein der Wandleuchter erhellte Treppenhaus der Kurie nach oben stieg, vernahm ich über mir ein leises Flüstern und Tuscheln. Das konnten nur die beiden Hausmädchen sein, Elsa und Katharina, dachte ich mir. Und in der Tat, als ich das zweite Stockwerk erreichte, auf dem die Zimmer des Gesindes und auch mein eigenes lagen, sah ich die beiden im halbdunklen Gang beieinanderstehen. Die weißen Häubchen auf ihren Haaren und die langen Röcke berührten sich, so dicht steckten sie die Köpfe zusammen. Erst als ich von der Treppe auf die Galerie und in den Flurgang trat, lösten sie sich voneinander, verstummten verlegen und sahen mich auf unsichere, zugleich flehentliche Weise an.

        „Werter junger Herr“, sprach mich Elsa mit besorgt klingender Stimme und großen Augen an, „dürften wir untertänigst darum bitten, einen Moment Ihrer Zeit zu beanspruchen?“ Das blonde Mädchen war mit ihren neunzehn Jahren die jüngere der beiden Hausdienerinnen. Im Unterschied zu der drei Jahre älteren, aber stillen und unscheinbaren Katharina war sie aufgeweckt, strebsam und verbreitete stets beste Laune. Ich mochte sie gut leiden, sofern ich das angesichts des Standesunterschieds bemerken darf.

        „Selbstverständlich“, antwortete ich und musterte die beiden neugierig. „Was gibt’s denn? Kann ich euch helfen?“

        „Zu gütig von Ihnen, Herr Holenius. Ach je, wie soll ich’s nur sagen …?“

        „Einfach frei heraus, Elsa!“ Ich lächelte der Hausdienerin aufmunternd zu, doch sie zögerte. Unsicher warfen sich die beiden Frauen einen Blick zu. „Na, nur keine Scheu, bitteschön.“

        „Mit Verlaub, ich weiß nicht recht, wie ich beginnen soll“, stammelte Elsa und nestelte nervös an ihrer weißen Schürze herum. Zögerlich lugte sie in meine Richtung, so als wollte sie meine Hilfsbereitschaft ausloten. „Nun, also Katharina und ich, wir bemerken im Haus seit jüngster Zeit … Seltsames, das wir uns beim besten Willen nicht erklären können. Vielleicht hätten Sie die Güte, Herr Holenius, uns zu raten, wie damit umzugehen ist?“

        „Du machst es wahrlich spannend …“

        „Nun sag es dem gnädigen Herrn schon, Liebes“, flüsterte Katharina der jüngeren Dienerin zu und drückte ihren Arm.

        „Also gut …“ Elsa schluckte ihre Unsicherheit herunter und richtete sich entschlossen auf. „Kurz und bündig gesagt: Es ist nicht geheuer in der Kurie! Gnädiger Herr, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.“

        „Wie meinst du das?!“ Ich war einigermaßen überrascht, denn mit dieser Richtung des Gesprächs hatte ich nicht gerechnet. Natürlich erschien mir die Aussage völlig haarsträubend. „Unsere Kurie ist ein gesegnetes Haus Gottes, wie könnte es just hier nicht geheuer sein?!“

        „Es spukt auf dem Dachboden, gnädiger Herr …“ Elsa sah mich mit geradezu herausford