1. KAPITEL
Gia
»Sex on the Beach hatte ich noch nie und gemixt habe ich bisher auch noch keinen!«
»Es sind zwei weitere Barkeeper hier. Sie erklären dir alles, was du nicht weißt. Bitte, bitte! Meiner Schwester ist gerade die Fruchtblase geplatzt, und ich will heute noch nach New Jersey fahren, damit ich morgen früh nicht durch den Berufsverkehr muss. Dann hast du was gut bei mir.« Ich hörte durch das Telefon, wie Riley schmollte.
»Aber ich wollte heute Abend schreiben.«
»Du warst nicht am Strand, weil du den ganzen Tag schreiben wolltest. Wie viele Wörter hast du geschafft?«
Ich schaute auf meinen Laptop. Sieben. Ganze sieben Wörter hatte ich heute geschrieben. »Mehr als gestern.« Das war die bittere Wahrheit. »Und ich bin gerade im Flow.«
»Ich flehe dich an! Es ist ein Notfall, sonst würde ich nicht fragen.«
Ich seufzte. »Na gut.«
Riley entfuhr ein Freudenschrei. »Danke!«, rief sie. »Ach, und zieh etwas mit einem tiefen Ausschnitt an, damit deine Möpse gut zur Geltung kommen. Bei deinem Vorbau interessiert es ohnehin keinen, ob du Cocktails mixen kannst oder nicht.«
»Bis dann, Riley.«
Ich sah in den Spiegel. Meine dunklen Haare hatte ich zu einem unordentlichen Knoten hochgebunden. Ich war nicht geschminkt und hatte meine Kontaktlinsen schon gegen meine Brille getauscht, weil meine blauen Augen müde waren. Ich stieß einen Seufzer aus. Zumindest hatte ich heute schon geduscht.
Meine Mitbewohnerin Riley arbeitete in einem der hippen Hamptons-Lokale unten am Strand, wo sich hochnäsige, reiche Yuppie-Typen tummelten, die Poloshirts mit kleinen eingestickten Pferden und Slipper ohne Socken trugen. Die Frauen waren alle spindeldürr und stellten übermäßig viel perfekt gebräunte nackte Haut zur Schau. Weil ich bei meinem ersten und letzten Besuch dort Ärger mit einem Typen gehabt hatte, wollte ich auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen. Ich trug etwas Wimperntusche auf und löste mein zusammengebundenes Haar. Das genügte. Die Kontaktlinsen setzte ich nicht wieder ein.
Der Parkplatz vor demHeights war rappelvoll. Der Name rührte daher, dass es auf dem Dach des Gebäudes eine Bar gab. Mehrere Leute standen draußen und rauchten, und die Musik drinnen war so laut, dass die Fensterscheiben vibrierten. Ich hatte von meinem Abend hier noch in Erinnerung, dass insgesamt drei Bars vorhanden waren: eine auf dem Dach, eine drinnen und eine auf der Außenterrasse mit Aussicht aufs Meer. Ein Restaurant gehörte ebenfalls dazu, das sich offenbar größter Beli