Sie stand am Fenster der Wohnung in Manhattan und spähte durch einen Schlitz im Vorhang. Ihre Hände zitterten.
»Sehen Sie jemanden?«, fragte der Mann auf der anderen Seite des Zimmers. Seine Stimme klang nervös.
»Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht.« Gabriela zog die dicken Stoffbahnen zusammen, als fürchtete sie, jemand könnte die Fenster mit einem Fernglas absuchen. Oder mit dem Zielfernrohr eines Scharfschützengewehrs. Ihre Körperhaltung war angespannt. »Natürlich habe ich vorhin auch niemanden gesehen. Bis es zu spät war.« Sie murmelte erregt vor sich hin. »Ich wünschte, ich hätte eine Waffe. Ich würde sie benutzen. Wenn da jemand ist, ich schwöre bei Gott, ich würde sie benutzen.«
»Aber wer sollte da sein?«, fragte Sam Easton.
Sie wandte sich vom Fenster ab und trat rasch einen Schritt auf ihn zu. »Wer? Es könnte jeder sein. Wie es aussieht, will wirklich alle Welt diese verdammte Oktoberliste haben!«
»Woher sollte jemand wissen, dass Sie hier sind?«
Gabriela lachte bitter. »Ich scheine keinerlei Geheimnisse mehr zu haben.« Sie zögerte, dann spähte sie widerstrebend erneut nach draußen. »Ich kann es einfach nicht sagen. Ich dachte, da wäre jemand. Aber im nächsten Augenblick war er verschwunden. Ich …« Sie flüsterte plötzlich wie von Sinnen: »Der Riegel!«
Sam legte den Kopf schief und sah sie an.
Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen fragte Gabriela: »Habe ich ihn vorgeschoben?« Sie lief rasch aus dem Wohnzimmer in den Flur hinaus und kam einen Augenblick später zurück. »Nein, alles in Ordnung. Es ist abgesperrt.«
Sam nahm nun ihren Platz am Fenster ein und sah hinaus. »Ich sehe Schatten, ich sehe Bewegung. Aber ich bin mir nicht sicher. Könnte eine Person sein, könnte auch nur ein Baum sein, der sich im Wind bewegt. Die verdammte Straßenlaterne vor dem Gebäude brennt nicht.« Er warf Gabriela einen Blick zu. »Hat sie zuvor funktioniert?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Kann sein. Wie könnte jemand eine Straßenlaterne abschalten?«
Sam antwortete nicht. Er entfernte sich ebenfalls von dem Schlitz zwischen den Vorhängen, durchquerte das Zimmer und setzte sich auf einen gepolsterten Lederhocker nicht weit von ihr. Sie hatte zuvor schon bemerkt, dass er gut in Form war, aber nicht so deutlich gesehen, wie schlank seine Hüften, wie breit seine Schultern waren. Sein Sakko und das weiße Hemd spannten über den Muskeln.
»Herrgott, wie ich das hasse!«, tobte Gabriela. »Sarah … was macht sie durch? Was denkt sie? Was …?« Die Stimme versagte ihr. Dann atmete sie langsam aus und ein. »Wie lange noch, glauben Sie, bis wir Bescheid wissen?« Daniel und Andrew waren vor etwa einer halben Stunde aufgebrochen, um Joseph zu treffen.
Sie wischte sich einen Tropfen Blut von der Unterlippe.
»Schwer zu sagen«, antwortete Sam. »Joseph verfolgt seine eigenen Absichten. Als … Er ist in der Position, in der e