Sofia war in den frühen Morgenstunden leise gegangen, und Gabriella hatte danach mit offenen Augen in ihrem Bett gelegen und nachgedacht. Vereinzelte Vogelstimmen hatten sich nach und nach zu einem lautstarken Chor zusammengefunden, und die anfangs fahle Morgensonne war stärker geworden und ließ mittlerweile Staubpartikel in ihren Strahlen durch das Zimmer tanzen. Die Toskana erwacht, dachte Gabriella. Was hatte Flavio gestern gesagt? Riechst du die Erde? Ja, jetzt roch sie sie. Erdig, noch feucht. So, wie die winzigen Tautropfen in den Spinnweben hingen und sie zu Kunstwerken veredelten, so hing jetzt dieser Geruch wie ein gewobenes Tuch im Raum. Gabriella sog die Luft tief ein und versuchte die Bestandteile zu erkennen. War es eine Mischung aus würziger Erde und dem Duft der Rosen, die neben dem Fenster emporrankten und sich verschwenderisch dem neuen Tag öffneten? Oder war da auch ein leichter Geruch von Fäulnis,