Jule Mey war schon früh auf den Beinen. Seit Wochen hatten sie und ihre Chefin Senta van Darten auf diesen Tag hingearbeitet. Senta, die eigentlich Sabine Schmidt hieß, hatte ihren Geburtsnamen vor über zehn Jahren abgelegt, als sie sich als Galeristin in Düsseldorf selbstständig gemacht hatte.Galerie Sabine Schmidt klang eben nicht so gut wieGalerie van Darten, und auch wenn Jule diese Künstlernamen-Allüren eigentlich albern fand, musste sie ihr in diesem Fall recht geben. Abgesehen davon waren Allüren sowieso Sentas Fall. Jule schrieb das der Tatsache zu, dass Senta selbst gerne Künstlerin geworden wäre und sich mangels Talent auf den Verkauf von Kunst konzentriert hatte. Das allerdings mit großem Erfolg.
Die letzten Wochen waren sehr intensiv gewesen, und sie hatte ihre Chefin von einer neuen Seite kennengelernt. Fokussiert, energiegeladen und lösungsorientiert hatte sie auf die Vernissage hingearbeitet. Jule kannte Senta sonst als eher launisch und divenhaft, aber in dieser Zeit war sie so viel umgänglicher gewesen, dass Jule sie beinahe ins Herz geschlossen hätte. Aber ganz vergessen konnte sie die letzten drei Jahre dann doch nicht, in denen sie in der Galerie gearbeitet hatte. Es hatte zu viele Tage gegeben, an denen Jule zu nichts anderem als Kaffeekochen und Staubwischen eingesetzt worden war, begleitet von den ständigen spitzen und bösartigen Bemerkungen ihrer Chefin.
Aber der Frust der letzten Jahre, in denen die Galerie eher mäßig gelaufen war, war heute vergessen. Senta hatte es geschafft, namhafte, zum