: Gabriella Engelmann
: Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid
: Arena Verlag
: 9783401801629
: 1
: CHF 6.50
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 264
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bella würde alles dafür tun, die Schönste zu sein - doch ihre hübsche Stieftochter Sarah ist ihr dabei ein Dorn im Auge. Sarah muss um ihr Leben fürchten und sucht Unterschlupf in einer WG. Die sieben Jungs kümmern sich rührend um ihre neue Mitbewohnerin und Sarah wähnt sich in Sicherheit. Doch als sie einen Modelvertrag unterschreibt, setzt Bella alles daran, ihre Konkurrentin ein für alle mal zu beseitigen.

Die gebürtige Münchnerin Gabriella Engelmann entdeckte in Hamburg ihre Freude am Schreiben. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin, Lektorin und Verlagsleiterin genießt sie die Freiheit des Daseins als Autorin von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern. Märchen stand sie bisher skeptisch gegenüber - was sich mit 'Weiß wie Schnee, rot wie Blut, grün vor Neid' schlagartig geändert hat. Foto: © by Peter Wolff Fotodesign

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»Liebling, wo steckst du?«

Ich hob den Kopf von meinem Kissen und lauschte. Hatte ich eben tatsächlich Dads Stimme gehört? Eigentlich konnte das nicht sein, er wollte doch erst übermorgen zurückkommen.

Als gefragter Reisejournalist war er ständig, andauernd und für meinen Geschmack immer viel zu lange unterwegs.

»Niemand zu Hause? Bella? Sarah? Ich bin wieder da!«

Ich warf die Decke beiseite und sprintete Richtung Flur.

Sekunden später wirbelte mein Vater mich durch die Luft und ich landete nach ein paar Runden keuchend und prustend auf dem Boden. Dad rieb sich betont leidend das Kreuz, verzerrte das Gesicht und gab mir schließlich einen Kuss auf die Nasenspitze.

»Jaja, ich weiß, du bist ein alter Mann«, sagte ich und knuffte ihn in die Seite. »Soll ich dir ein Bad einlassen, damit du deine morschen Knochen durchwärmen kannst?« Ich grinste über beide Ohren, denn wenn wir hier eines ganz bestimmt nicht hatten, war es eine Badewanne.

Weil sie lieber duschte. Weil lange, ausgiebige Schaumbäder die Haut austrockneten und das Bindegewebe schwächten. Und weil ihr Wunsch und ihr Wille in diesem Haus Gesetz waren.

Schließlich war es ja auch ihr Zuhause.

»Tee wäre super«, antwortete Dad und hob seinen schweren Koffer vom Boden.

Diesmal war er sechs Wochen unterwegs gewesen und ich hatte das zweifelhafte Vergnügen gehabt, in dieser Zeit ganz allein mit ihr zu sein.

»Grün oder Roibusch?«

»Wie wär’s mit Grünbusch?«

»Haha«, murmelte ich und stellte den Wasserkocher an, während mein Vater im Schlafzimmer vor sich hin summte.

Mein Herz tat einen kleinen Sprung, weil mich sein Summen an meine Kindheit erinnerte.

Ich nahm Dads Lieblingsbecher aus der Anrichte, deren Tür mir wie immer beinahe entgegenfiel. Warum konnte sie sich nicht endlich mal darum kümmern, anstatt den lieben langen Tag vor dem Spi