: Friedrich Hölderlin
: Gerhard Kurz
: Gedichte Eine Auswahl (Reclams Universal-Bibliothek)
: Reclam Verlag
: 9783159608143
: Reclams Universal-Bibliothek
: 1
: CHF 4.10
:
: Lyrik
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wie kaum ein zweiter deutscher Dichter hat Hölderlin mit seinen Gedichten die Grenzen der Lyrik ausgelotet und immer wieder auch überschritten. So ist er zum Klassiker geworden und wirkt durch die Zeiten bis heute fort. Die vorliegende Auswahl zeichnet seine Entwicklung nach: von den Gedichten im klassischen Versmaß über das rätselhafte Spätwerk bis zu den schlichten Strophen aus seinen letzten Lebensjahren.

Friedrich Hölderlin (20.3.1770 Lauffen a. N. - 7.6.1843 Tübingen), dem zu Lebzeiten keine großen literarischen Erfolge beschert waren, zählt heute zu den bedeutendsten deutschen Dichtern. Sind seine frühen Werke als Student in Tübingen noch stark von Schiller geprägt, bildet sich ab 1797 ein eigener Stil heraus. Dieser besteht wie in den Gedichten Heidelberg oder An die Parzen in der individuellen Erneuerung antiker Gedichtformen, z. B. der Elegie oder der Ode. Sein literarisches Experimentieren brachte den Roman Hyperion hervor, der das Pathos der Französischen Revolution in ein Freiheitskonzept überführt. Seine unvollendete Tragödie Der Tod des Empedokles ist der Versuch einer Dramatisierung philosophischer Themen.

[9]Hymne an die Freiheit


Wie den Aar im grauen Felsenhange

Wildes Sehnen zu der Sterne Bahn,

Flammt zu majestätischem Gesange

Meiner Freuden Ungestüm mich an;

Ha! das neue niegenossne Leben5

Schaffet neuen glühenden Entschluss!

Über Wahn und Stolz emporzuschweben,

Süßer unaussprechlicher Genuss!

Sint dem Staube mich ihr Arm entrissen,

Schlägt das Herz so kühn und selig ihr;10

Angeflammt von ihren Götterküssen

Glühet noch die heiße Wange mir;

Jeder Laut von ihrem Zaubermunde

Adelt noch den neugeschaffnen Sinn –

Hört, o Geister! meiner Göttin Kunde,15

Hört, und huldiget der Herrscherin!

»Als die Liebe noch im Schäferkleide

Mit der Unschuld unter Blumen ging,

Und der Erdensohn in Ruh und Freude

Der Natur am Mutterbusen hing,20

Nicht der Übermut auf Richterstühlen

Blind und fürchterlich das Band zerriss;

Tauscht ich gerne mit der Götter Spielen

Meiner Kinder stilles Paradies.

Liebe rief die jugendlichen Triebe25

Schöpferisch zu hoh