: Benedict Jacka
: Das Ritual von London Roman
: Blanvalet
: 9783641223168
: Alex Verus
: 1
: CHF 8.10
:
: Fantasy
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das zweite magische Abenteuer von Alex Verus!
London ist immer eine Reise wert. Und wenn Sie schon mal da sind, empfehlen wir Ihnen einen Besuch im Emporium Arcana, dem Zauberladen des Magiers Alex Verus. Bis vor kurzem gab es hier zum Beispiel einen magischen Wunscherfüller. Doch er wurde gestohlen. Die junge Luna versuchte, mit ihm einen Fluch zu brechen, um endlich mit dem Mann zusammensein zu können, den sie liebte. Doch magische Wunscherfüller machen nie nur das, was man ihnen aufträgt, und sie fordern immer einen schrecklichen Preis. Während Alex Verus alles versucht, um Luna zu schützen, und nebenbei skrupellose Magier bekämpft, wird ihm eines klar: Die Freundschaft mit einer Spinne ist unbezahlbar!
Die Alex-Verus-Romane von Benedict Jacka bei Blanvalet:
1. Das Labyrinth von London
2. Das Ritual von London
3. Der Magier von London
4. Der Wächter von London
5. Der Meister von London
6. Das Rätsel von London
7. Die Mörder von London
8. Der Gefangene von London
9. Der Geist von London
10. Die Verdammten von London
11. Der Jäger von London
12. Der Retter von London

Benedict Jacka (geboren 1980) ist halb Australier und halb Armenier, wuchs aber in London auf. Er war 18 Jahre alt, als er an einem regnerischen Tag im November in der Schulbibliothek saß und anstatt Hausaufgaben zu machen, Notizen für seinen ersten Roman in sein Schulheft schrieb. Wenig später studierte er in Cambridge Philosophie und arbeitete anschließend als Lehrer, Türsteher und Angestellter im öffentlichen Dienst. Das Schreiben gab er dabei nie auf, doch bis zu seiner ersten Veröffentlichung vergingen noch sieben Jahre. Er betreibt Kampfsport und ist ein guter Tänzer. In seiner Freizeit fährt er außerdem gerne Skateboard und spielt Brettspiele.


1


Die alte Fabrik war ein Ort, wie man ihn nur in den übelsten Gegenden großer Städte fand. Die Ziegelsteine waren einmal rot gewesen, doch Dreck und Luftverschmutzung hatten sie braungrau nachdunkeln lassen. Auf den Außenmauern war ein maroder Stacheldrahtzaun angebracht, der seit Jahren nicht instandgesetzt worden war. Die Schlingen waren rostig, gerade so, als ob die Besitzer dachten, wenn sie die Einbrecher schon nicht draußen halten konnten, sollten die sich auf dem Weg hinein wenigstens Tetanus holen.

Der Rest der Sackgasse war dunkel, die Gebäude standen leer, und die Läden duckten sich hinter Stahlgitter. Graffiti bedeckten die Gatter, und es war schwer zu sagen, ob die Geschäfte noch betrieben wurden oder ob sie einfach aufgegeben worden waren. Der einzige Laden, der in gutem Zustand schien, trug das Zunftzeichen der Pfandleiher – drei goldfarbene Kugeln, von denen die mittlere ein Stück tiefer hing. Hinter den Läden und der Fabrik lag ein Häuserblock mit Sozialwohnungen von der Sorte, wo die Diebe zerbrochene Flaschen als Waffen benutzten, weil sie sich keine Messer leisten konnten.

Es war erst elf, und die üblichen Geräusche der Stadt erfüllten London, doch in dieser Straße rührte sich nichts. Sie lag bis auf die geparkten Autos völlig verlassen da. Bei der Hälfte fehlten die Räder, die Fenster oder auch beides, und keines wäre auf einer Schrotthalde fehl am Platz gewesen – abgesehen von dem Minivan, der am oberen Ende der Straße parkte. Der glänzend schwarze Lack verschmolz mit den Schatten, und im orangefarbenen Schein der Straßenlaternen konnte man die silbrigen Radkappen, die Lichter und das Mercedes-Symbol auf der Motorhaube erkennen. Ich verdrehte die Augen. Meine Sinne verrieten mir, dass keine direkte Gefahr bestand, doch ich hielt mich in den Schatten der Gasse und musterte die Straße noch einen Moment länger, bevor ich auf den Van zuging.

Die meisten Straßenlampen waren kaputt, und diejenigen, die noch funktionierten, flackerten. Ich lief in Schatten gehüllt durch die Straße, deren Dunkelheit nur gelegentlich von einem orangefarbenen Lichtkegel durchbrochen wurde. Kurz blickte ich über die Schulter und sah die Lichtsäulen der Wolkenkratzer am Canary Wharf über den Dächern. Wir waren nah am Fluss – auch wenn ich ihn nicht sehen konnte –, und ich hörte den klagenden Ruf eines Nebelhorns, der vom Wasser widerhallte. Wolkenfetzen bedeckten einen großen Teil des Himmels und verbargen die Sterne.

Als ich den Van erreichte, glitt eines der vorderen Fenster hinab, und in der Stille konnte ich das Surren des Motors hören. Ich blieb neben der Tür stehen und sah den Mann an, der im Wagen saß. »Wäre es noch ein bisschen auffälliger gegangen?«

Ich heiße Alex Verus. Ich bin ein Magier, ein Wahrsager. In Magierworten ausgedrückt, bin ich ungebunden, was bedeutet, dass ich mich nicht dem Rat angeschlossen habe (dem Haupt-Machtsitz der Weißmagier), aber ich zähle mich auch nicht zu den Schwarzmagiern. Obwohl ich nicht zum Rat gehöre, erledige ich als Freiberufler Aufträge für ihn, wie zum Beispiel diesen hier. Der Mann auf dem Beifahrersitz, mit dem ich redete, war mein Kontaktmann zum Rat, ein Magier namens Talisid, der mir nachsichtig zunickte.

»Verus.«

»Schön, dich zu sehen.« Ich musterte den Van eingehend. »Ernsthaft, ein Mercedes? Hast du ihn auch polieren lassen?«

»Wenn du dir Sorgen über die Geheimhaltung machst«, sagte Talisid, »dann sollten wir uns vielleicht auch nicht draußen unterhalten?«

Talisid ist um die vierzig, kleiner als der Durchschnitt und mit ergrauendem Haar, das sich langsam von seiner Stirn zurückzieht. Er scheint immer den gleichen schlichten Businessanzug zu tragen, doch mit einer solchen Beständigkeit, die darauf schließen lässt, dass mehr an ihm dran ist, als man auf den ersten Blick vermutet. Ich lernte ihn im Frühling kennen, bei einem Ball in Canary Wharf, wo er mir einen Job anbot. Die Dinge verliefen nicht ganz nach Plan, doch Talisid hielt seinen Teil der Abmachung ein, und als er mich für heute Abend um Hilfe bat, sagte ich zu.

Ich trat zurück und beobachtete, wie die Mitfahrer aus dem Van stiegen. T