: Sabine Thiesler
: Verschwunden Thriller
: Heyne
: 9783641280840
: 1
: CHF 9.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Elena Ludwig ist eine attraktive, gut situierte Maklerin und wohnt im Herzen von Siena. Gelangweilt von ihren Mitmenschen, lebt sie ihre sexuelle Leidenschaft auf eine riskante Art und Weise aus. Ein hochgefährlicher Kick, wenn sie an den Falschen gerät.

Unterdessen erschüttert eine brutale Verbrechensserie die Toskana. Menschen verschwinden, und die wenigen, die zurückkommen, sind traumatisiert und für immer zerstört. Commissario Neri ermittelt, träumt aber schon von einem Altersruhesitz am Meer, den ihm die Maklerin Elena vermitteln soll. Doch dann verschwindet auch sie...

Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a.Das Haus am Watt,Der Mörder und sein Kind,Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Ihr Debütroman »Der Kindersammler« war ein sensationeller Erfolg, und auch all ihre weiteren Thriller standen auf der Bestsellerliste.

12


Elena hielt vor dem Haus. Die Kunden waren noch nicht da. Wunderbar. Wenn man sich direkt am Objekt verabredete, bestand immer die Gefahr, dass die Interessenten schon ein, zwei Stunden vorher da waren, allein auf dem Grundstück herumkrochen und sich alles ansahen. Das liebte sie gar nicht. Daher hatte sie Herrn und Frau Wedekind gesagt, die Eigentümer erwarteten, dass man die verabredete Zeit einhielt.

Es war eine Notlüge, einebugia bianca, wie die Italiener sagten, denn die Eigentümer saßen in Mailand, hatten nicht die geringste Lust, in ihrem mittlerweile ungeliebten Haus anwesend zu sein, und überließen alles Elena. Sie wollten nur noch zur Vertragsunterzeichnung beim Notar anreisen.

Sie stieg aus dem Wagen. Was für ein schöner, sonniger Tag. Ideal für eine Hausbesichtigung. Alles sah gut aus. Der Rasen war gemäht, die Büsche gestutzt, das Unkraut weitgehend entfernt, und der Pool schimmerte hellblau und kristallklar. Sie würde Francesco ein kleines Lob per WhatsApp schicken.

Bevor sie das Haus aufschloss, checkte sie noch ihre Mails, klickte jede Menge Werbung weg, öffnete dann alle Fenster und Türen und ertappte sich bei dem Gedanken, dass ihr dieses Anwesen auch gefallen könnte. Es war zwar kein Vergleich zu ihrem Kleinod mitten in Siena, aber auf seine Weise ebenfalls wunderschön. Perfekt. Die Häuser, in denen ein Leben auch für sie durchaus denkbar wäre, konnte sie immer am besten und am schnellsten verkaufen.

Langsam ging sie durch alle Zimmer, wischte hier noch ein bisschen Staub von einer Lampe, entfernte dort einige Spinnenweben aus einer Ecke und spülte die Toilette.

Sie war gespannt, was Herr und Frau Wedekind, die aus Freiburg kamen, sagen würden. Die Exposés hatten sie ansprechend gefunden, aber heute sahen sie das Haus zum ersten Mal in der Realität.

Als sie hörte, wie ein Auto vorfuhr, trat sie auf die Terrasse und war sich ihrer Erscheinung vollkommen bewusst: Ihr sommerliches Outfit war perfekt, ihre Haare wehten locker im Wind, und sie lächelte strahlend.

Elena ging auf das Ehepaar zu, das aus dem Auto stieg und zögernd näher kam. »Herr und Frau Wedekind?«

Die beiden nickten.

»Ich grüße Sie!« Sie gab erst ihr, dann ihm die Hand. »Herzlich willkommen. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt. Haben Sie das Anwesen hier ohne Weiteres gefunden?«

»Ja«, sagte Herr Wedekind, »wir hatten kein Problem, das heißt: unser Navi hatte kein Problem.«

»Das freut mich. Ich würde vorschlagen, wir gucken uns bei diesem herrlichen Wetter erst einmal die Außenanlagen an. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ich habe gekühltes Mineralwasser im Wagen.«

»Nein, danke«, sagte Frau Wedekind, »wir hatten Wasser dabei und haben im Auto genug getrunken.« Sie lächelte Elena zu.

Elena lächelte zurück. Zumindest zu der Frau war eine positive Verbindung hergestell