: Bernard Cornwell
: Der sterbende König Historischer Roman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644471511
: Die Uhtred-Saga
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der König stirbt. Das Reich soll leben. Zum Ende des neunten Jahrhunderts droht England erneut im Chaos zu versinken. Uhtreds Herr, König Alfred, ist ein todkranker Mann. Krieg liegt in der Luft. Alfred will, dass sein Sohn Edward ihm auf dem Thron folgt. Doch die Krone begehren viele, Sachsen und heidnische Wikingerfürsten. Ist es für den Krieger Uhtred nun an der Zeit, das ihm geraubte Land im Norden wiederzuerobern? Nein. Denn auch wenn ihn kein Eid an den schwachen Königssohn bindet: Uhtred wird nicht zusehen, wie Alfreds Traum von einem starken England in Blut und Brand versinkt. «Von allen lebenden und toten Autoren, die ich je gelesen habe, schreibt Bernard Cornwell die besten Schlachtszenen.» (George R.R. Martin)

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt - Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.

Eins


«Jeder Tag ist ein gewöhnlicher Tag», sagte Pater Willibald, «bis er es nicht mehr ist.» Er lächelte freudig, als hätte er gerade eine Äußerung getan, die ich höchst bedeutend finden müsste, und dann sah er mich enttäuscht an, weil ich nichts sagte. «Jeder Tag …», begann er erneut.

«Ich habe Euer Geschwätz gehört», knurrte ich.

«Bis er es nicht mehr ist», endete er mit schwacher Stimme. Ich mochte Willibald, wenn er auch ein Priester war. Er war in meiner Kindheit einer meiner Lehrer gewesen, und jetzt sah ich ihn als Freund an. Er war gutherzig, ernst, und wenn die Sanftmütigen jemals das Erdreich besitzen werden, dann wird Willibald dereinst unermesslich reich sein.

Und jeder Tag ist ein gewöhnlicher Tag, bis sich etwas ändert, und dieser kalte Sonntagmorgen hatte so gewöhnlich angefangen wie jeder andere, bis diese Narren versuchten, mich zu töten. Es war so kalt. Unter der Woche hatte es geregnet, doch an diesem Morgen froren die Pfützen zu, und eine dicke Reifschicht lag weiß auf dem Gras. Pater Willibald war kurz nach Sonnenaufgang angekommen und hatte mich auf der Weide entdeckt. «Wir haben Euer Anwesen gestern Abend nicht mehr gefunden», erklärte er vor Kälte zitternd seine frühe Ankunft, «also haben wir im Kloster von Sankt Rumwold übernachtet.» Er deutete vage in Richtung Süden. «Dort war es sehr kalt», fügte er hinzu.

«Diese Mönche sind geizige Hunde», sagte ich. Normalerweise hatte ich wöchentlich eine Karrenladung Feuerholz nach Sankt Rumwold zu liefern, aber diese Abgabe entrichtete ich nicht. Die Mönche konnten sich ihr eigenes Holz hacken. «Wer war Rumwold?», fragte ich Willibald. Ich kannte die Antwort, aber ich wollte Willibald ein wenig necken.

«Er war ein sehr frommes Kind, Herr», sagte er.

«Ein Kind?»

«Ein Säugling», sagte er seufzend, als ihm klarwurde, wohin unser Gespräch führen würde. «Er war kaum drei Tage alt, als er starb.»

«Ein drei Tage alter Säugling ist ein Heiliger?»

Willibald wedelte mit den Händen. «Es gibt Wunder, Herr», sagte er, «sie geschehen wirklich. Es heißt, dass der kleine Rumwold jedes Mal Gottes Lob sang, wenn er an der Brust lag.»

«Das würde ich auch jedes Mal am liebsten tun, wenn ich an eine Brust herankomme», sagte ich. «Bin ich also auch ein Heiliger?»

Willibald erschauerte und wechselte dann klugerweise das Thema. «Ich bringe Euch eine Botschaft von dem Ætheling», sagte er und meinte damit König Alfreds ältesten Sohn Edward.

«Dann heraus damit.»

«Er ist jetzt König von Cent», sagte Willibald fröhlich.

«Er hat Euch den ganzen Weg zu mir geschickt, um mir das zu sagen?»

«Nein, nein. Ich dachte, Ihr habt es vielleicht noch nicht gehört.»

«Gewiss habe ich es gehört», sagte ich. Alfred, der König von Wessex, hatte seinen ältesten Sohn zum König von Cent gemacht, was bedeutete, dass Edward Gelegenheit hatte, sich im Königsamt zu üben, ohne allzu großen Schaden anrichten zu können, denn Cent gehörte immer noch zu Wessex. «Hat er Cent schon zugrunde gerichtet?»

«Selbstverständlich nicht», sagte Willibald, «allerdings …», er unterbrach sich unvermittelt.

«Allerdings was?»

«Oh, es ist nichts», sagte er leichthin und gab mit einem Mal überaus großes Interesse an meinen Schafen vor. «Wie viele schwarze Schafe habt Ihr?», fragte er.

«Ich könnte Euch auch an den Knöcheln hochhalten und Euch schütteln, bis die Neuigkeiten herausfallen», schlug ich vor.

«Es ist nur, dass Edward … also», er zögerte, dann beschloss er, mir doch li